Perlen des Waldgebirges

Perle des Waldgebirges

Naturphänomen „Schwingrasen“ am Kleinen Arbersee

„Das ist nicht ein Wald wie sonst einer...“ So beschrieb Georg Britting in seinem Gedicht „Der Böhmische Wald“ das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas. Der Bayerische Wald, von dem ein Teil in der Oberpfalz und der andere in Niederbayern liegt, ist mit seinen aussichtsreichen Berggipfeln, seinen abgelegenen Wiesentälern, dem urwaldartigen Waldbestand und den wild dahinplätschernden Bächen ein Land der Stille. Nicht zuletzt sind die Waldseen die Krönung dieses Gebiets. Sie sind sozusagen die „Perlen des Waldgebirges“!

Im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge liegen acht Seen, von denen sich fünf auf tschechischer und drei auf bayerischer Seite befinden. Außer dem Rachelsee und dem Großen Arbersee, die zu Niederbayern gehören, ist dies der Kleine Arbersee, der zur Oberpfalz gehört. All diese Seen verdanken ihre Entstehung eiszeitlichen Gletschern. Während der letzten Eiszeit, die vor 600 000 Jahren begann, waren die höchsten Erhebungen des Bayerischen Waldes vergletschert. Die davon ausgehenden Gletscher schufen in mehreren Vorstößen die Seen mit den dazugehörenden Moränen.

Am meisten besucht wird der Große Arbersee, der in einen tiefen, wildromantischen Bergkessel eingebettet ist. Während dieser unmittelbar neben einer vielbefahrenen Straße zu finden ist, benötigt man zum Kleinen Arbersee, der nördlich des Arbers entstanden ist, mindestens eine dreiviertelstündige Wanderung. Nicht selten ist der Wanderer hier mit sich und der Natur allein. Ein besonderes Merkmal der beiden Arber- Seen sind die Schwingrasen, die am Ufer aufsitzen und gegen die Wasserfläche vorwachsen. Insbesonders am Kleinen Arbersee ist dieses einzigartige Naturphänomen zu bewundern. Da dieser früher als Triftschwelle benutz und der Wasserspiegel dadurch aufgestaut wurde, haben sich die Schwingrasenstücke vom Ufer losgelöst und treiben seither als schwimmende Inseln auf dem See. Stellenweise haben sie eine Dicke von 1,5 bis 3,5 Meter, so dass sogar Fichten auf ihnen wachsen. Im Jahre 1963 hat man versucht, die Inseln mit Schneidegeräten zu beseitigen. Zum Glück gelang dieses Vorhaben nicht, so dass uns dieses einzigartige Naturdokument erhalten blieb. Heute steht er unter Naturschutz. Am Großen Arbersee wurde schon 1899 der Filz abgesprengt und teilweise an Land gezogen. Man wollte dadurch den Verlandungsprozeß verhindern. Doch erst als der See um 80 Zentimeter aufgestaut wurde, verlangsamte sich die Filzbildung. Hätte sie sich mit der gleichen Geschwindigkeit fortgesetzt, wäre der Große Arbersee in 270 Jahren verschwunden gewesen.

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Text: Walter J. Pilsak
Fotos: zoonar (Karin Jähne)