Von der Vielfalt zur Eintönigkeit

Die Artenarmut der Fichten-Monokulturen
Von der Vielfalt zur Eintönigkeit
Die Artenarmut der Fichten-Monokulturen

"Wer hat Dich Du schöner Wald aufgebaut so hoch da droben?", fragte einst Eichendorff. Die Antwort fällt ganz anders aus, als es wohl dem Dichter vorschwebte. Es war der Mensch, der den Wald in den letzten Jahrhunderten so wachsen ließ, wie er ihn benötigte. Würden wir nicht eingreifen, sähen die Wälder ganz anders aus. Nach Ansicht von Forstleuten wäre Deutschland überwiegend von Buchen-Mischwälder bedeckt. In den tieferen Lagen würde die Eiche eine große Rolle spielen. Nur in mittleren und höheren Lagen wären Fichte und Tanne in geringem Maße beigemischt. Reine Fichtenwälder wären wahrscheinlich nur in den Hochlagen der Mittelgebirge. Die Kiefer würden wir nur auf sehr trockenen Standorten antreffen.

Baumwanderungen

Nicht nur Menschen und Tiere wandern - auch Bäume tun dies. Vor allem die Eiszeiten waren es, welche die verschiedenen Baumarten zu Wanderungen veranlassten. Genauer gesagt ist dabei nicht der einzelne Baum gewandert, sondern die verschiedenen Baumarten haben ihr Areal verschoben. Nach der Eiszeit waren es schließlich nur noch einige wenige Baumarten, die diesen Selektionsprozess überlebten. Diese kehrten von ihren Rückzugsgebieten südlich der mitteleuropäischen Gebirgszüge nach Norden zurück.


Waldesstimmung

Welchen Eindruck wir von einem Wald haben und welche Stimmung uns bei einem Spaziergang durch ihn überkommt, ist größtenteils davon abhängig, aus welchen Baumarten er besteht. Ein Buchenwald etwa, stimmt uns heiter. Gleichzeitig vermittelt er uns mit seinen hohen silbrigen Stämmen etwas majestätisches. Es ist, als würde man durch einen gotischen Dom wandeln. Einen düsteren Eindruck vermittelt uns dagegen ein dichter Fichtenbestand. Die eng zusammenstehenden Bäume lassen kaum Licht durch, wodurch die unteren Äste abgestorben sind. Trotz ihrer Monotonie können solche Wälder recht eindrucksvoll sein, vor allem wenn darin großartige Baumgestalten zu finden sind, wie es in manchen Hochlagen unserer Mittelgebirge der Fall ist.

Wiederum ganz anders wirkt auf uns ein Fichtenwald mit Bäumen verschiedener Jahrgänge. Eine solche Baumgesellschaft ist für die meisten bezeichnend für den Begriff "Wald" schlechthin. Hat doch die Fichte bei uns einen Anteil von 40 Prozent. Und dies nicht erst seit gestern. Wie märchenhaft wirkt doch ein Fichtenbestand mit jungen Bäumchen – vor allem im Winter, wenn der Schnee sie in vermummte Spukgestalten verwandelt hat. Im Sommer sorgen Heidelbeersträucher auf dem Boden dafür, dass köstliche Beeren nur darauf warten, um von uns gepflückt zu werden. Im Spätsommer gedeiht auch manch prächtiger Steinpilz unter den jungen Fichtenbäumchen. Doch dieses heile Bild vom Fichtenwald existiert nur für den Laien. Der Ökologe, Naturkenner und Forstmann sieht dies ganz anders.

Fichtenwüsten

Wahrend eine Oase ein Ort üppigen Lebens in einer sonst tristen Gegend ist, bezeichnet das Wort "Wüste" das Gegenteil. Zu solchen sind die meisten unserer Nadelwälder geworden, vor allem, wenn sie aus reinen Fichtenbeständen bestehen. Monotonie ist hier vorherrschend. Mit Vielfalt und Artenreichtum haben solche Holzfabriken nichts mehr zu tun.
Auf dem Boden, der nur von einer zentimeterstarken Schicht aus Nadelstreu bedeckt ist, gedeiht kaum Vegetation, mit Ausnahme in jungen Nadelbaumanpflanzungen. Der Abbauprozess dieser Nadelschicht geht nur langsam voran. Dadurch wird die Keimung und der Aufwuchs jeder weiteren Vegetation erschwert. Auch sind die Böden stark versauert. Das gleiche gilt für die Quellen und Wasserläufe in diesen Monokulturen. Forellen sind in solchen Bächen kaum mehr zu finden.

Schnee, Sturm und Insekten haben in den Reinbeständen unserer Wirtschaftswälder beste Voraussetzungen, ihre waldzerstörerische Tätigkeit zur Geltung zu bringen. Auch Feuer hat hier ein leichtes Spiel. Oft genügt in Trockenzeiten ein einziger brennender Zigarettenstummel, um einen Waldbrand zu entfachen. Holzzerstörende Pilze, wie Hallimasch und Schwefelporling können sich in den Monokulturen ungehindert ausbreiten. Ebenfalls findet der Borkenkäfer günstige Voraussetzungen zur massenhaften Vermehrung. Dies ist vor allem nach Stürmen der Fall. Diesen hält die flachwurzelnde Fichte kaum Stand. Immer wieder reißen Orkane Lücken in die angepflanzten Wälder. Dadurch entstehen für den Wind immer größere Angriffsflächen. In Nadelwäldern, die unter naturnahen Bedingungen aufgewachsen sind, besteht diese Gefahr kaum.

Die zwei Gesichter der Fichte

Die Fichte wird von uns sehr unterschiedlich beurteilt. Ökologen sehen sie vor allem in der Monokultur nur ungern. Von ihnen wird sie nicht selten verteufelt. Doch es ist der Mensch, der diese Baumart an Standorten anbaut, auf denen sie ansonsten nicht vorkommt. In der Regel ist die so vital erscheinende Fichte in ihrer Durchsetzungskraft den Laubbäumen unterlegen. Nur die schützende und pflegende Hand des Forstmanns war es, der ihr zum Durchbruch und so zu ihrer heutigen Stellung verhalf.

Der Waldbauer, aber auch derjenige, der an ihr verdient, lobt die Fichte in den höchsten Tönen. Ihre Argumente für den Fichtenanbau sind: Fichtenanpflanzungen sind billig und problemlos. Schon frühzeitig verdient man an ihnen (Weihnachtsbaum). Durch ihr gerades und schnelles Wachstum ist ihr Holz schneller als das anderer Bäume verwertbar. Fichtenholz findet eine solch vielfältige Verwendung, so dass sich eine Aufzählung erübrigt. Von Natur aus zeichnet sich die Fichte durch eine außerordentliche Unempfindlichkeit gegen Kälte aus. Sie wächst auch auf feuchten und sehr sauren Standorten.


Nur wenige Vogelarten

Wer im Frühjahr durch einen Nadelwald geht, wird kaum Vogelstimmen vernehmen. Im Vergleich dazu findet im Misch- oder Laubwald ein regelrechtes Vogelkonzert statt. Im Nadelwald sind nur wenig Nahrungsquellen für pflanzenfressende Tiere vorhanden. Aus diesem Grund gibt es auch nur wenige Tierarten. Unter den Pflanzenfressern in der Vogelwelt sind es vor allem Kreuzschnabel, Gimpel und Zeisig. Bei den Insektenfressern sind es Kohl- und Haubenmeise sowie die Spechtarten, die hier zuhause sind.

Pilze fühlen sich dagegen auch in Fichten-Monokulturen wohl. Man findet dort verschiedene Arten. Neben den Milben und Springschwänzen spielen sie eine wesentliche Rolle im Abbauprozeß der Streuschicht. Unter den Großpilzen sind es vor allem Täublinge, Maronenröhrling, Steinpilz, Milchlinge und Schwefelköpfe, die dem Spaziergänger auffallen. Einige Pilzarten gehen mit Fichten auch eine Symbiose ein. Zu diesen zählen unter anderem Steinpilz, Maronenröhrling, Fliegenpilz, Fichtenblutreizker und Wieseltäubling.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak
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