Sie trug die Wunden Christi

Vor 51 Jahren starb die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth
Sie trug die Wunden Christi

Vor 51 Jahren starb die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth


Wenn ein Bewohner des Landkreises Tirschenreuth früher irgendwo in Deutschland gefragt wurde, wo denn dieser Landkreis liege, und er mit der Erklärung, südlich von Hof oder nördlich von Weiden, die Frage zu beantworten versuchte, dann herrschte oft großes Rätselraten. Kaum einer konnte sich vorstellen, wo dieses Fleckchen Erde zu finden sei! Sagte er aber, dass Konnersreuth der Wohnort der „Resl“, in diesem Landkreis liege, dann hellte sich der Blick des Gesprächspartners in der Regel auf und er wusste Bescheid!

So bekannt war also der Markt Konnersreuth dank einer einzigen Einwohnerin, nämlich der stigmatisierten Therese Neumann, die in die Geschichte der katholischen Mystik eingegangen ist. Das Grab der 1962 verstorbenen „Konnersreuther Resl“, wie sie auch genannt wurde, ist das Ziel vieler Pilger aus aller Welt.

Hier kurz der Lebenslauf der Therese Neumann: Die am Karfreitag des Jahres 1898 als Älteste von zehn Geschwistern geborene Resl lebte daheim. Sie half auf dem Bauernhof und diente beim Nachbarn als Magd. Ihr Vorbild, dem sie nachstrebte, war die heilige Therese. Als 20jähriges Mädchen erlitt sie am 10. März 1918 beim Löschen eines Brandes einen folgenschweren Unfall. Durch diese Rückgratverletzung wurde sie jahrelang ans Krankenlager gefesselt. Während dieser Zeit war sie vier Jahre lang völlig blind. Von dieser Blindheit wurde sie am 29 April 1923 – dem Tag der Seligsprechung der Therese von Lisiense geheilt. Zwei Jahre später, am 17. Mai 1925 dem Heiligsprechungstag der Therese, wurden ihr während einer Lichtvision das Rückgrat eingerenkt, der verzerrte Fuß geradegerichtet und die Aufliegewunden geheilt.

In der Fastenzeit des Jahres 1926 bekam Therese Neumann zum erstenmal die Wundmale des Herrn sowie Visionen und Schauungen aus dem Leben Christi. Von diesem Zeitpunkt an blieben Hunger und Durst ganz aus. Sie lebte von der täglichen Kommunion. 36 Jahre lang aß und trank sie nichts. Ihre Leidenszeit mit den Wundmalen des gekreuzigten Christus wiederholte sich jeden Freitag, mit dem Höhepunkt an den Karfreitagen.

Jedes Jahr vor dem Osterfest war Resls Geburts- und Wohnhaus das Ziel nicht nur vieler Gläubiger, sondern auch so mancher Zweifler und Spötter. Noch heute beschäftigen die zahlreichen unerklärlichen Phänomene um sie herum die Mediziner, Psychiater und Theologen.
Besucher aus allen Teilen Deutschland, aus dem benachbarten Ausland sowie amerikanische Besatzungssoldaten harrten an den Karfreitagen in langen Schlangen vor dem Haus der Resl auf Einlass. Bis zu 5.000 Besucher waren es manchmal. Dieser starke Besucherandrang konnte nur noch mit Hilfe der Polizei in geregelte Bahnen gelenkt werden.

Die meisten dieser Menschen waren nach einer Begegnung mit der „Konnersreuther Resl“ tief erschüttert. Sie konnten sehen, wie Therese Neumann die Passion Jesu körperlich erlitt. Von den Augen floss ihr das Blut in breiten Strömen über die Wangen. Ebenso drang es aus den Wunden der Dornenkrone durch ihr weißes Kopftuch. Sichtbar waren auch die Wundmale an den Händen und Füßen, die sich geöffnet hatten, sowie die Spuren der Geißelung. Die Nahrungslosigkeit der „Konnersreuther Resl“ war in der Öffentlichkeit am meisten umstritten. Auf Wunsch der Kirche wurde sie 1927 zwei Wochen lang Tag und Nacht unter ärztlicher Aufsicht beobachtet. Doch die Bewacher konnten keine einzige Nahrungsaufnahme feststellen.

Nach dem Tod von Therese Neumann wurde es nicht ruhiger in Konnersreuth. Das ganze Jahr über, vor allem aber in der Zeit vor Ostern und an ihrem Sterbetag wird ihr Grab von vielen Menschen besucht. Daneben pilgern aber auch Menschen zu dieser Begräbnisstätte, denen die Resl durch ihre Fürbitte bei einem schweren seelischen oder körperlichen Leiden geholfen hat.

Noch zu Lebzeiten der Resl wurde auf ihr Drängen und ihre Pläne hin im Jahr 1955 in der Nähe von Konnersreuth im ehemaligen Schloss Fockenfeld eine Spätberufenenschule der Salesianer eröffnet. Einen wesentlichen Anteil hatte Therese Neumann auch am Entstehen des Anbetungsklosters „Theresianeum“ in Konnersreuth, das allerdings erst nach ihrem Tod gebaut wurde. Zu ihrem 25. Todestag wurde im Geburtshaus der Stigmatisierten ein Dokumentationszentrum eröffnet. Neben Bild- und Tonbandaufzeichnungen und anderen wichtigen historischen Materialien wird dort auch die gesamte bisher veröffentlichte Literatur über Therese Neumann aufbewahrt. Familienforscher haben festgestellt, dass der 1687 geborene weltberühmte Baumeister Balthasar Neumann und Therese Neumann die gleichen Urahnen hatten. Sie sollen aus dem Ort Höflas bei Konnersreuth stammen.

Ein Freundeskreis, der sogenannte „Konnersreuther Ring“, der sich 1978 in Eichstätt konstituiert hat, hält nun das Gedenken an die Resl wach. Es werden Dokumente gesammelt und Rundbriefe verschickt. 2005 wurde der Seligsprechungsprozess der Stigmatisierten eröffnet der vom Konnersreuther Ring angestrebt wurde.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak
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