Ruine Thierstein im Fichtelgebirge

Die einst bedeutende Funktion ist heute kaum noch bekannt
Ruine Thierstein im Fichtelgebirge

Die einst bedeutende Funktion ist heute kaum noch bekannt

Von den ehemals zahlreichen Burgen des Fichtelgebirges und Sechsämterlandes ist Thierstein eine der letzten, von der noch Reste erhalten geblieben sind. Mitten im Ort auf einem 617 Meter hohen Basaltkegel ragen ihr 34 Meter hoher, runder Bergfried sowie einige Mauerreste des ehemals dreistöckigen Hauptgebäudes empor. Dem Besucher, der bis zur überdachten Plattform hinaufsteigt, bietet sich ein weiter Rundblick, der an klaren Tagen bis zum Frankenwald und Erzgebirge reicht. Wenn man so von oben auf die Dächer des friedlich dahinschlummernden Ortes blickt, vermag man kaum zu erahnen, dass es hier nicht immer so besinnlich und geruhsam zuging.

Die um 1340 erbaute Burg Thierstein hat eine schicksalhafte Vergangenheit hinter sich. 1343 wurde sie urkundlich in Verbindung mit den Nothafts, einem egerländischen Geschlecht, das erstemal erwähnt. Zweige dieser reichen Adelsfamilie hatten auch an vielen anderen Orten in der Oberpfalz und im Bayerischen Wald Herrschersitze und Besitztümer. Diese Nothafte kolonisierten auch das Gebiet rund um Thierstein, indem sie Mühlen, Bauernhöfe und Pechöfen anlegten. Territorial gehörte Thierstein damals noch zur freien Reichsstadt Eger, zur „regio Eger“, also dem Egerland. Zu ihm zählten 200 Jahre früher auch die Burgen Hohenberg, Selb, Bernstein, Waldstein, Waldershof, Brand, Redwitz und Wunsiedel.
1398 ging die Burg Thierstein neben anderen Gütern durch Verkauf in den Besitz des Markgrafen Wilhelm des Älteren von Meißen über. Nach ihm wurden durch Erbfolge die Nürnberger Burggrafen neue Besitzer. Diese hatten schon um 1285 die nahe gelegene Burg Hohenberg in ihren Besitz genommen und verlagerten so Schritt für Schritt ihre Nordgaugrenze bis hinein ins Fichtelgebirge.

In einer Neugliederung entstand 1437 die „Hauptmannschaft vorm Wald“ durch Zusammenfassung der fünf Ämter Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb. Dieses Gebiet nannte man nun „die fünf Amt“. Burg Thierstein wurde nun Waffenplatz, an dem sich die Mannschaften dieser Ämter versammelten wenn Kriegsgefahr drohte. Als dann Hohenberg von Wunsiedel getrennt wurde bezeichnete man es ab 1613 als „Sechsämterland“, dessen Name dieser Landstrich mit dem Zentrum Wunsiedel noch heute besitzt.

Nachdem schon 1462 der Ort zu Füßen der Burg angezündet worden war, um einen feindlichen Angriff abzuwehren, brannte die Burg im Albertinischen Krieg aus. Es dauerte bis 1610, als man die Burg wieder renovierte, um Markgraf Christian von Bayreuth aufzunehmen. Dieser bevorzugte aber Burg Hohenberg. Nach dem Dreißigjährigen Krieg – der in Thierstein besonders wütete – ließ man die Burg verfallen, so dass die Brände um 1695 und 1725 sie dann vollkommen vernichteten. Beim Brand um 1695 wurde aufgrund des Funkenregens auch die ganze Ortschaft in Schutt und Asche gelegt. 1805 hatte Thierstein noch einmal hohen Besuch, als Königin Luise mit ihrem Gemahl im Turm weilte, dessen Obergeschoß im Spanischen Erbfolgekrieg 1703 als Wachzimmer ausgebaut wurde.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak
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