Die Wasser des Bayerischen Waldes

Wasser ist Leben! So unwahrscheinlich dieser Satz im ersten Moment auch scheinen mag, so viel Wahrheit steckt doch darin. Nicht nur, daß sich im Wasser das erste Leben auf der Erde überhaupt entwickelt hat, denn nicht umsonst gelten die Meere als „die Wiege des Lebens", ohne Wasser könnte auch heute noch kein tierisches und pflanzliches Leben auf der Erde existieren. Wir sind von diesem Stoff abhängig, wie von keinem anderen. Schon Johann Wolfgang von Goethe meinte zu diesem Thema: „Alles ist aus dem Wasser entsprungen, alles wird durch Wasser erhalten".

Mehr als %o unserer Erdoberfläche ist von Wasser bedeckt. Es kommt dabei in allen drei Aggregatzuständen vor, fest als Eis und Schnee, flüssig eben als Wasser und gasförmig als Wolke oder Nebel. Die Gesamtoberfläche aller Meere und Ozeane beträgt 360 Millionen Quadratkilometer, das sind 71 % der Erdoberfläche. In ihnen befinden sich 97,2 % des gesamten auf der Erde vorhandenen Wassers. Pro Jahr verdampfen daraus 330.000 Kubikmeter Wasser, die als Regen
oder Schnee wieder auf die Erde zurückkommen. Aufgrund dieser Niederschläge hat sich unter der Oberfläche der Kontinente ein Grundwasservorrat von 833.000 Kubikmetern angesammelt.

In der Bundesrepublik ist der Bayerische Wald eines der niederschlagreichsten Gebiete. Dies gilt vor allem für die Sommermonate. Die jährliche Niederschlagsmenge im Gebiet des Rachel und Lüsen beträgt über 2000 Millimeter. Nach Westen zu nimmt sie allerdings etwas ab, so dass sie im Vorderen Bayerischen Wald nur noch ein Maximum von 1400 Millimeter erreicht. In der Chamer Gegend und im Donautal regnet es dagegen nur noch 650 bis 670 Millimeter. Vielen klaren Gebirgsbächen, idyllischen Stauseen, verträumten Klausen und langsam dahinfließenden Flüssen begegnet der
Wanderer auf seinen Touren durch dieses größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas.

Trotz dieses vielen Wassers ist im Gebiet des Bayerischen Waldes aber kaum Grundwasser gespeichert. Wegen des kristallinen Gesteins entstehen nur oberflächennahe Quellen. Die reichen Niederschlagsmengen fließen sehr schnell wieder ab, so das in Trockenzeiten die Quellen immer weniger Wasser abgeben. Aufgrund dieser Tatsache baute man In den Jahren 1976 bis 1982 auch die Trinkwassertalsperre Frauenau mit Deutschlands höchstem Schüttdamm. In Trockenzeiten liefert der See dem Zweckverband Fernwasserversorgung täglich bis zu 129.600 Kubikmeter Wasser.

Dieser künstliche See ist die größte Wasserfläche des Bayerischen Waldes. Neben einigen anderen künstlich angelegten kleineren Stauseen, wie dem „Blaibach- und Höllensteinsee", dem „Eginger See" und dem „Regener See" sind nur der „Große und Kleine Arbersee" sowie der „Rachelsee" auf natürliche Weise entstanden, auch wenn ihr Wasserspiegel zum Teil künstlich angehoben wurde, um sie als Triftklausen benützen zu können. Die vielen kleinen Klausen, die man im Gebiet des Lüsen findet, sind ebenfalls künstlich angestaut worden, um den Holztransport in den Wildbächen erst zu ermöglichen.

Von den vielen kleinen Bächen, die im Bayerischen Wald ihren Ursprung haben, ist der Beiname „Ohe" am häufigsten vertreten. Diese Bezeichnung stammt vom keltischen Namen für Fluß ab, ähnlich dem oberbayerischen „Ache". Da gibt es eine „Große" und „Kleine Ohe", eine „Mitternacher Ohe", eine „Wolfsteiner Ohe", „Rinchnacher Ohe", „Hengersberger Ohe" und auch eine „Schlossaueröhe". Neben den vielen kleinen, oft reißenden Wasserläufen wird der Bayerische Wald
von zwei Flüssen entwässert. Es sind dies der Regen, der zunächst nach Norden fließt und sich dann bei Cham nach Süden zur Donau wendet, sowie die uz, die einst wegen ihres moorhaltigen Wassers die „Schwarze Ilz" genannt wurde. Sie strebt auf direktem Weg der Donau zu, auf die sie in der Dreiflüssestadt Passau trifft.

Durch den Bayerischen Wald verläuft auch die Wasserscheide Nordsee—Schwarzes Meer. Sie ist fast mit der deutsch-tschechischen Landesgrenze identisch. Nur im Norden, wo einige Quellflüsse des Regen auf böhmischem Gebiet entspringen, verläuft diese europäische Hauptwasserscheide auf östlicher Seite und im Süden bei Philippsreuth eine kurze Strecke auf deutschem Gebiet. Die „Kalte Moldau", die später mit der „Warmen Moldau" den tschechischen Fluß „Moldau" bildet und später mit der Elbe zur Nordsee fließt, verläuft hier kurz auf bayerischem Gebiet.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak