Borneo - Was bleibt vom Mythos?

Die letzte Chance für Borneos Regenwälder und Orang-Utans
Die südostasiatische Insel Borneo ist eines der letzten Regenwaldparadiese der Erde und Heimat der bedrohten Orang-Utans. Doch die artenreichen Wälder mit ihren majestätischen Baumriesen sind dramatischen Entwicklungen unterworfen. Der von einer skrupellosen Holzmafia organisierte Kahlschlag hat dafür gesorgt, dass heute nur noch knapp über 50 Prozent der Insel von Wald bedeckt sind. Mit neuen Ideen versuchen Umweltorganisationen nun, die Abholzung zu stoppen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, alternative Einnahmequellen für die in Armut lebenden Menschen auf Borneo zu finden. Holzfäller müssen zu Waldhütern werden.

Vor 50 Jahren saß ich als Kind ungläubig staunend im Saal eines Kleinstadt-Kinos in Bayern, um einen „Kulturfilm“ über eine ferne Insel mit dem Namen Borneo anzuschauen. Ich sah eine Welt wie im Märchen: unendlich groß und unendlich fremd, von Küste zu Küste mit undurchdringlichem Regenwald bedeckt, nur bereisbar auf Urwaldflüssen, im Inselinneren kaum besiedelt. Die Vorstellung, dass dort Kopfjäger lebten, jagte den Kinobesuchern Schauer über den Rücken, und die Tatsache, dass es auf der Erde noch ebenso weiße Flecken wie zu Humboldts Zeiten gibt, weckte kühne
Bubenfantasien.

50 Jahre später ist aus dem Mythos Borneo nahezu ein Albtraum geworden. Ganz nüchtern beziffert die Organisation Watch Indonesia die Fläche des verbliebenen Tieflandregenwalds auf 5 Prozent der ursprünglichen Fläche, in Sumatra auf 1 Prozent und in Neuguinea, wo derzeit gierige Konzerne ihre Finger danach ausstrecken, auf immerhin noch 50 Prozent. In 50 Jahren, innerhalb einer Generation, hat unsere Weltwirtschaftsordnung (oder sollte man nicht eher
„Unordnung“ sagen?) mit ihrem Energieund Rohstoffhunger diese gigantische Insel wie aus einer anderen Welt verwüstet. Kann ein Wirtschaftssystem, das sich hochtrabend „Freie und Soziale Marktwirtschaft“ nennt, nachdrücklicher seine Lebensfeindlichkeit beweisen?

„Hinter den eisernen Masken der global players (…) agieren ganze Heere von global gamblers – gesichtslose Gespenster, die sozusagen die synthetisierte Habgier in Menschengestalt darstellen, den Homo avidus, bindungslose, vollkommen asozial denkende und agierende Beutemacher, die einfach rund um die Uhr Kapital verschlingen, direkt
vom Bildschirm weg und in Form von Zahlen, ohne den geringsten Anstoß daran zu nehmen, dass an diesen Zahlen Ressource hängen, Lebensräume, Volkswirtschaften, Existenzgrundlagen, Nahrungsketten, Klimafolgen und ganz nebenbei die Überlebenschancen künftiger Generationen“, formulierte es der deutsche Lyriker und Dramatiker Gerhard Falkner in seiner Kranichsteiner Rede 2008 sehr treffend. Die Liste der Täter – warum sollten wir sie anders nennen
und warum gibt es für sie nicht ebensolche Tribunale wie für Kriegsverbrecher? – ist prominent und international: Geldgeber und Investoren, Holz- und Palmölkonzerne, Minenbetreiber und Mineralölmultis sowie „verarbeitende“ Industrien, die Regenwald in „Biosprit“, Fast Food, Kosmetika, Gartenmöbel und Papiertaschentücher für Verbraucher
verwandeln, die im wahrsten Sinne des Wortes verbrauchen.

Die Frage, ob der Regenwald von Borneo bereits unwiederbringlich verloren ist, sei dahingestellt. Ein Funken Hoffnung ergibt sich aus der Tatsache, dass die indigene Bevölkerung inzwischen dem Handeln der Palmölkonzerne Widerstand entgegensetzt. Ein schockierender Film mit dem Titel „Air Mata Manismate“ (Die Tränen des Distrikts Manismata) zeigt den Menschen der Provinz West-Kalimantan, wie der Regenwald den Ureinwohnern, die als Subsistenzbauern über keine Eigentumstitel verfügen, mit falschen Versprechungen abgeschwatzt wurde und wie sich die Motorsägen durch die Urwaldriesen fressen und die anschließende Feuerwalze alles Leben vernichtet. Die indonesische Organisation Walhi unterstützt die Dayaks, die indigene Bevölkerung Borneos, in ihrem Kampf gegen korrupte Beamte und mächtige Palmölkonzerne. Es gibt also auch Widerstand vor Ort, die Ureinwohner sind keine Regenwald-Zerstörer, sie haben vom Wald und seinen nachwachsenden Produkten wie Früchten, Bambussprossen, Holz und Rattan gelebt.

Als Europäer will man einfach nicht glauben, dass die verwüsteten Flächen ein für alle Mal verloren sein sollen. Natürlich wissen wir um die Verletzlichkeit des Regenwald-Ökosystems und um den oberirdischen Stoffwechsel
des Regenwalds auf armen Böden – aber gibt es denn gar keine Möglichkeit der Rettung? Die Initiative Borneo Orang Utan Survival BOS Indonesia verweist auf ihr Vorzeigeprojekt Samboja Lestari an der Ostküste von Kalimantan, wo die Wiederaufforstung einer völlig zerstörten Waldfläche eindrucksvoll gelungen ist. Dort entstanden 1.800 Hektar Sekundärwald, die in absehbarer Zeit unter anderem Orang-Utans, Malaienbären und Nashornvögeln eine Zuflucht gewähren sollen.

Auf dem Flug von Singapur nach Balik papan, der größten Stadt der Provinz Ostborneo, überqueren wir die Insel. Der Blick von oben offenbart zunächst ein grünes Land, doch neben zahllosen Flussmäandern fallen kerzengerade Pisten auf, die das Grün wie ein Schnittmuster durchziehen. Gelegentlich enden sie in hellbraunen, quadratischen Flecken.
Rodungsflächen! Beim Lande anflug auf Balikpapan zeigt sich, dass die „grüne Hölle“ vornehmlich aus endlosen Palmölplantagen besteht. Balikpapan, früher wohl ein kleines Nest, ist zur Großstadt geworden, keine Touristen auf dem Flugplatz, dafür Business- Reisende aus Australien, Singapur und Amerika. Riesige Tanks mit der Aufschrift des Öl- Dienstleisters Halliburton begleiten mich auf der Fahrt durch die gesichtslose Neustadt mit Menschengewimmel, Moped-Gestank und schwimmenden Wohnvierteln aus Hausbooten.

Borneos Gegenwart heißt auch Überbevölkerung an den Küsten und Flussläufen, die, zumindest was den indonesischen Teil der Insel anbelangt, von der indonesischen Hauptinsel Java importiert wird. Wo immer sich ein paar Quadratmeter Platz anbieten, wird gebaut, und das heißt in erster Linie aus Holz gezimmert. Wo sumpfiger Grund es erfordert, stehen die kleinen Häuschen auf Pfählen, und je kleiner die Behausung, desto zahlreicher seine Bewohner. Auf der relativ kurzen Fahrt nach Samboja Lestari gibt es neben dem Siedlungsbrei nur zerstörten Regenwald
zu sehen, entweder als eine Art Buschland mit einzelnen Baumstümpfen und grotesk anzusehenden, übrig gebliebenen schlanken Bäumen, die der einst im dichten Urwald nach oben zum Licht gedrängt haben und jetzt überlang und schütter im Freien stehen. Oder die schnurgeraden Zeilen der Ölpalmen haben den Wald ersetzt. Erosionsrinnen und ausgetrockneter, nackter Boden lassen eher an das Outback in Australien denken als an Regenwald. Das soll jene mythische Insel sein, von der ich als Kind geträumt habe und deren Namen ich ganz andächtig ausgesprochen habe?

Nach mehreren Kontrollen durch Uniformierte passieren wir den Eingang in das Wiederaufforstungsgebiet von Samboja Lestari mit dem Rehabilitation Center für verwaiste oder aus dem illegalen Tierhandel beschlagnahmte Orang-Utan-Babys. Was für ein Gegensatz: bis zum Horizont nur Wald, noch nicht allzu hoch, aber immerhin schon zwischen 5 und 15 Meter, artenreich und kaum vom „Original“ zu unterscheiden. Die Fahrt geht vorbei an Baumschulen, Gehegen und Pflegestationen, bis wir die Samboja Lestari Lodge erreichen, wo ein lebensgroßer geschnitzter Orang-Utan die Besucher empfängt. Beim Abendessen treffe ich auf eine illustre Runde: den niederländischen Botschafter in Djakarta, einen renommierten australischen Forstwissenschaftler und Willie Smits, den Gründer von BOS Indonesia, der die Tafelrunde eindrucksvoll präsidiert. Er ist der vollendete Gastgeber, doch das, was er über die aktuelle Situation in Indonesien und den blühenden Bürokratie-Dschungel zu berichten weiß, ist wenig erbaulich.

Am nächsten Morgen nehme ich bei Sonnenaufgang vom Feuerwachturm aus das riesige Gelände in Augenschein,
das wie eine grüne Insel aus dem degradierten Umland herausragt. Dort, wo einst Tieflandregenwald stand, bepflanzen – im besten Fall – Kleinbauern Parzellen mit Reis oder Maniok. Der allergrößte Teil des noch nicht erodierten Bodens ist mit struppigem Gras bewachsen, das für das Vieh ungenießbar ist, dazwischen ragen verkohlte Baumgerippe in den Himmel. Am Horizont sind mit dem Fernglas auch Ölpalmen-Plantagen erkennbar. In der unmittelbaren Umgebung von Balikpapan dagegen liegen gar nicht so viele Plantagen, was aber nichts daran ändert, dass der Wald hier bis auf kleinste Reste verschwunden ist.

Die 90er Jahre waren für Borneo ein wahres Golgota. Die Rieseninsel brannte lichterloh, Ergebnis nicht nur von El Niño, der Südostasien das Ausbleiben des Monsun regens bescherte. Bodenspekulanten, landhungrige Neubürger aus Java, Minen- und Plantagenbesitzer versetzten dem Regenwald den Todesstoß, nachdem die Tropenholzmafia schon jahrzehntelang die gnadenlose Ausbeutung des Waldes betrieben hatte. Satryo, mein freundlicher indonesischer Begleiter, erzählt mir, wie er und andere Mitarbeiter von BOS an manchen Stellen mit bloßen Händen und ein paar Schaufeln vergeblich gegen das Feuer ankämpften. Nur ein paar klitzekleine Inselchen sind in dieser Region vom ursprünglichen Regenwald übrig geblieben. Und der illegale Holzeinschlag findet jetzt sogar schon an Stellen mit nachgewachsenem Sekundärwald statt. Freundlich lächelnd erzählt Satryo, dass Brandrodung und illegaler Holzhandel selbst den Kutai Nationalpark nördlich von Samarinda zerstört hätten. Ja, wo gibt es denn überhaupt noch einen größeren Flecken halbwegs intakten Regenwald? „Meratus, about 120 miles from here. We will go there in a few days.“

An den folgenden Tagen lerne ich dank Satryo zunächst das Gelände von Samboja Lestari noch viel intensiver kennen, die verschiedenen Waldbereiche, die Station für die Orang-Utan-Waisen und wie sie auf eine mögliche Rückkehr in den Wald vorbereitet werden. Aber welcher Wald? Die Stationen von BOS quellen über und die Möglichkeiten der Auswilderung werden immer weniger. In der näheren Umgebung gibt es ein paar Regenwaldrelikte, Sungai Wain oder Bukit Bangkirai beispielsweise, die aber nicht groß genug sind, um eine größere Population der Orang-Utans aufzunehmen.
Orang-Utans waren ursprünglich in ganz Südostasien beheimatet, heute gibt es sie in zwei Unterarten nur noch auf Sumatra und Borneo. Die kleinere und rötere Unterart auf Sumatra, zahlenmäßig noch stärker vom Aussterben bedroht, lebt ausschließlich auf Bäumen, schließlich war die Fortbewegung auf dem Boden des Regenwalds in Sumatra aufgrund des Vorkommens des Sumatra- Tigers für die Menschenaffen lebensgefährlich. Heute ist dort der Tiger noch seltener
geworden als die Orang-Utans – beiden Arten wurde sozusagen der Boden unter den Füßen weggezogen. Auf Borneo lebt die etwas größere und schwerere Unterart des Orang-Utans, deren Fell eher bräunlich als rötlich ist. Da es in Borneo niemals Tiger gab, haben sich die Affen ohne den Feinddruck anders entwickeln können. Die schweren Affenmännchen bewegen sich ausschließlich auf dem Waldboden. Orang-Utans sind nicht die einzige Affen Besonderheit Borneos. Nasenaffen kommen ebenfalls nur auf Borneo vor, ihr Lebensraum ist der nicht minder gefährdete Mangrovenwald. Was beiden Arten gemein ist, ist der Konflikt mit den Nutzungsansprüchen des Menschen. Dort, wo den Tieren der angestammte Lebensraum genommen wurde, entstanden auf ehemaligen Regenwaldflächen Ölpalmen-Plantagen. Sowohl die Orang-Utans als auch die Nasenaffen vergreifen sich in ihrer Not an den Setzlingen der Palmen und werden deshalb von den Plantagenbesitzern beziehungsweise ihren Arbeitern gnadenlos verfolgt. Sie sind vor die tragische Alternative gestellt, im Supermarkt menschlicher Überproduktion zu verhungern oder wegen Mundraubs erschossen zu werden.

Am nächsten Morgen mache ich den verrücktesten „Gamedrive“ meines Lebens. Satryo fährt mich, Fotorucksack und Stativ auf dem Rücken, mit dem Moped zum Sungai Hitam, einem kleinen Fluss in der Nähe von Samboja Lestari. Ein mickriges Holzboot soll mich zu den Nasenaffen bringen. Der Bootsmann kauert vorne im Bug, Satryo sitzt auf der Rückbank, während ich auf der Mittelbank das schwere Teleobjektiv auf das Stativ montiere. Es sind vielleicht zehn beunruhigende Zentimeter, die zwischen Bootsrand und dem undurchdringlich braun gefärbten Wasser liegen. Trotz der starken Strömung kommt der Bootsmann schnell voran, und in der dichten Ufervegetation aus Nipah-Palmen und Mangroven hat er auch schon eine Gruppe der Nasenaffen ausgemacht.

Ein altes Männchen mit seiner mächtigen roten Nase klettert auf einen überhängenden Ast, um uns besser im Blick zu haben. Für ein paar Augenblicke sitzt er völlig frei. Die ehrliche Freude des Bootsmanns über die gelungenen Aufnahmen ist fast so schön wie das Bewusstsein, die Affen überlistet zu haben, aber beim Abklatschen zwischen
Bootsmann und Fotograf schwankt das Boot beängstigend. Auf der Rückfahrt sprudelt aus einem Leck Wasser ins Boots innere. Satryo steckt einfach den Finger in das Loch – und die Sache ist erledigt. Ob ich aus Angst schwitze oder wegen der Temperaturen ist schließlich einerlei. Es mag Stellen in Borneo geben, wie etwa am Kinabatangan in Sabah
(Malaysia), wo Nasenaffen-Touren in großem Stil und mit großen Erfolgsaussichten angeboten werden. Aber das Abenteuer auf dem Sungai Hitam war sozusagen mein persönliches, dank der Hilfe zweier liebenswürdiger Menschen.

Der nördliche Teil der Rieseninsel Borneo bildet den Bundesstaat Sabah der Malaysischen Konföderation. Im Vergleich zu Kalimantan verfügt dieser Teil Borneos über eine ausgezeichnete touristische Infrastruktur, Bergsteiger zieht es zum Mount Kinabalu und Taucher besuchen die artenreichen Tauchgründe vor der Küste. Das Tourismus- Management von Sabah rühmt die unberührte Natur des Landes, ungeachtet der Tatsache, dass im flachen Ostteil von den ausgedehnten Tieflandregenwäldern so gut wie nichts übrig geblieben ist. Ölpalmenplantagen so weit das Auge vom Flugzeug aus reicht. Von Kota Kinabalu, der gesichtslosen Hauptstadt bis nach Sandakan und von dort bis nach Lahad Datu, nichts als Ölpalmen.

Amrafel, mein Guide in Danum Valley, erzählt aus seiner Kindheit in Lahad Datu, als ihn die Mutter geweckt habe, weil ein Orang-Utan in einem Baum direkt vor dem Fenster gehangen habe. Und die Elefanten seien immer wieder in den Garten eingedrungen…

Heute hat man in Lahad Datu den Eindruck, sich in einer Wüstenoase zu befinden. Nackter Boden mit tiefen Erosionsrinnen, Palmenplantagen bis zum Horizont und eine vom Himmel brennende Sonne, die durch kein Kronendach abgemildert wird und den betonharten Boden ausdörrt. Von hier soll es in eines der letzten Tieflandregenwaldrefugien gehen, werbewirksam als Jungle Lodge von Danum Valley angepriesen. Und tatsächlich, nach 60 Kilometer Fahrt im Landrover befinde ich mich mitten in einem Urwaldgebiet, mit den charakteristischen Hochstämmen der Dipterocarpaceen-Arten. Mindestens zehn Holztransporter mit Urwaldstämmen sind uns begegnet, erst auf den letzten Kilometern wird der Wald dichter und der Fahrweg verwandelt sich in eine Schlammpiste.

Zu meiner Verwunderung finden sich viele Touristen hier ein, angelockt durch die Verheißungen des „Dschungel-Abenteuers“ im Sabah-Kompakt-Paket mit Tauchen, Bergsteigen und einer Prise Urwald. Am nahegelegenen Field Center wird die Erforschung des tropischen Regenwalds betrieben, quasi in Hörweite der Motorsägen, denn nur ein Kernbereich dieses Primärregenwalds ist wirksam geschützt. Entlang des Sungai Segama und seiner Nebenflüsse hat sich an zum Teil steilen Berghängen ein Stück ursprünglichen Primärregenwalds erhalten.

Im Wald herrscht eine unbeschreiblich feuchte Hitze, die buchstäblich zu greifen ist. Tagsüber suche ich nach Laternenträgern, bizarren Insekten aus der Familien der Zikaden, wobei mir Amrafels Waldverstand beim Suchen behilflich ist. Nachts gilt die Suche mit Stirn- und Taschenlampen den berühmten Borneo-Flugfröschen, von denen wir gleich zwei Arten entdecken: den Roten Borneo-Flugfrosch und den seltenen Wal Lace-Flugfrosch. Das Leben und Fortpflanzungsverhalten der Flugfrösche ist an das Leben im Regenwald bestens angepasst. Seine Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen dienen im aufgespannten Zustand dem Gleitflug von den Baumkronen in tiefere Sphären. Sie legen nicht wie andere Frösche ihre Eier im Wasser ab, sondern die Weibchen schlagen aus Körpersekret ein Schaumnest, das sie an Blättern über Tümpeln heften. Nach dem Schlüpfen lassen sich die Kaulquallen in das Wasser fallen und führen dann ein „normales“ Amphibien-Leben. Solche Fluganpassungen sind für viele Tierarten Borneos typisch und finden sich auch bei Gleithörnchen, Flugdrachen und Baumnattern.

Einen Regenwald ganz anderen Typs stellen die Bergregenwälder und Nebelwälder dar. Wer sie in Sabah sucht, der wird am Mount Kinabalu (4.095 m) nicht vorbeifahren können. Nirgendwo sonst als am höchsten Berg Südostasiens gibt es so viele en demische Arten, so viele Blütenpflanzen (darunter etwa 1.100 Orchideen), Moose, Flechten, Farne und Kannenpflanzen. Auf der zweitägigen Gipfelwanderung durchschreitet der Wanderer die unterschiedlichsten Vegetationszonen: bis 1.800 m den Bergregenwald, bis 3.300 m den Nebelwald, bis 3.800 Meter die alpine Zone und dann bis zum Gipfel die vegetationslose Zone. Dieser magische Berg mit seinen charakteristischen Granitspitzen hüllt sich den größten Teil des Jahres in dicke Wolken, die kurzen Momente, in denen sich diese lichten und den Blick auf den Gipfel oder von oben auf die Küste von Sabah freigeben, darf man nicht verpassen.

Solche Momente bleiben unvergesslich, so wie der Muskelkater und die Gelenkschmerzen den Bergwanderer noch ein paar Tage begleiten. Stellt der Mount Kina balu auch keine großen alpinistischen Anfor derungen, so haben es die mehr als 2.000 Höhenmeter in meist überdimensionierten Stufen dennoch in sich. Mein malaiischer Begleiter wusste dem „ungelenken“ Gang so mancher Touristen die entsprechende Erklärung zu geben: „He probably was on Mount
Kina balu some days ago.“ Malaysias Nationalparks sind sicher besser geschützt als die indonesischen. Aber sie sind
keine Garantie für das Überleben der Artenvielfalt. Dafür sind sie flächenmäßig nicht groß genug. Und die Orang-Utans benötigen für ihr Überleben Tieflandregenwald, in den Bergregenwäldern über 1.500 m kommen sie nicht vor, außerdem liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt mehr in den südlichen und östlichen (also indonesischen) Teilen von Borneo.

Illegaler Tierhandel und Holzeinschlag erfolgen häufig über die grüne Grenze zwischen dem indonesischen und dem malaiischen Teil der Insel, wo dann die notwendige Zertifizierung erfolgt: „nachhaltige“ Regenwaldnutzung. Falls es eine solche überhaupt gibt, hat das, was momentan auf Borneo passiert, mit Sicherheit nichts damit zu tun. „Was mit den Orang-Utans geschieht, kann man in einem Wort zusammenfassen: Genozid.“ Das schreibt Sean White, Direktor
der englischen Naturschutzorganisation Nature Alert, in dem bestürzenden Bericht „Palm Oil Report“.

Über „mein“ Kindheits-Paradies sind mehr als sieben Plagen hinweggegangen: illegale Holzfällung, systematischer Kahlschlag, Brandrodung und unterirdische Torfbrände, Entwässerung, Bodenerosion, Vergiftung von Wasser und Boden, Korruption und illegaler Tierhandel. Die letzten großen Regenwaldgebiete und mit ihnen die roten Riesen, Asiens einzige Menschenaffen, sterben jetzt für Palmölplantagen. Knapp eine Million Tonnen verbrauchte Deutschland
allein im Jahre 2008: für Blockheizkraftwerke und Autotanks, für Lebensmittel- und Chemieindustrie. Wir sind Zeugen, wenn wir nicht Täter sind.

Zusatzinfos lieferbar:
"Reiseinfos Borneo - Sabah, Danum Valley, Mount Kinabalu, Kalimantan, Samboja Lestari Ecolodge"
"Reisetipps Borneo - Anreise, Gesundheit, Klima"


Text & Fotos: Berndt Fischer

Berndt Fischer fotografiert seit nahezu 30 Jahren Tiere, Landschaften, Städte und Menschen in Afrika, Asien, Amerika und in seiner fränkischen Heimat. 2008 erschien sein umfangreicher Bildband „Farben der Tropen“ mit Bildern und Reportagen vorwiegend aus Südostasien und Südamerika. 2010 ist sein Bildband „Franken – Naturfaszination“ erschienen. www.berndtfischer.com


INTERESSE AN DIESEM THEMA?
Dann klicken Sie bitte auf "Bestellen" zur unverbindlichen Kontaktaufnahme (noch keine verbindliche Bestellung, wir rufen Sie dann an um Details zu besprechen).
Medienübersicht
  • Text
  • Foto
  • Illustration
  • Grafik
  • Animation
  • Ton
  • Film
Borneo - Was bleibt vom Mythos? Unsere Preise für Text, Fotos und Grafik pro Thema
Individuelle Preisvereinbarung: info@reportagen.de
+49 (0)40 390 92 91
Blog & Social Media
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Wir produzieren als ABO regelmäßige Blogbeiträge passend zu Ihrer Zielgruppe die wir "Just-In-Time" liefern. Sprechen Sie uns bei Interesse an!
Absprache
Internet & Online-Magazin
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon, wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Sie können als regelmäßig passende Beiträge mit Text und Fotos von uns erhalten. Wir vereinbaren gerne individuelle Preise. Sprechen Sie uns bei Interesse an.
Absprache
Tageszeitung Komplettpreis
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print bis Auflage 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print > 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Merchandising Lizenz
Sie können viele Texte, Fotos, Videos, Grafiken und Illustrationen auch für Bücher, Kalender, Software, Spiele, Werbegeschenke, Sammelalben oder sonstige Handelsprodukte erwerben. Hierfür vereinbaren wir mit Ihnen individuelle Preise je nach Vorhaben.
Absprache
TV & Video, Hörfunk
Videos, Filme und Tonbeiträge können bei Reportagen.de derzeit nur mit Screenshoots und textlicher Beschreibung dargestellt werden. Wenn Sie Interesse daran haben, einen Film zu veröffentlichen, dann sprechen Sie uns bitte an. Wir liefern Ihnen zuerst einige Videos zur Vorabansicht. Bei weiterhin vorhandenem Interesse erfolgt eine Preisabsprache und anschließend die Produktion bzw. Auslieferung des Endproduktes gemäß Vereinbarung.
Absprache

Reportage kaufen