Treppauf, treppab...!

Treppauf, treppab...!

Interessantes von der Treppenkunde bis zum Treppenwitz



Treppen bringen uns hoch hinauf. Deswegen ist derjenige, der ganz oben steht und alles erreicht hat, auch auf dem Siegertreppchen bzw. auf der Erfolgsleiter. Eine Redewendung heißt deshalb auch: „Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benützen“. Doch nicht selten ist das Treppensteigen eine mühsame Angelegenheit, besonders für denjenigen, der schon in die Jahre gekommen ist. Wie schön, dass es da eine Errungenschaft der Technik - die Rolltreppen - gibt. Sie bringen uns hinauf und auch wieder hinunter, ohne dass wir uns dafür anstrengen müssen.

Treppen gehören zu den interessantesten konstruktiven Aufgaben eines Architekten, da sie ein wichtiger gestalterischer Bestandteil im Freiraum als auch im inneren eines Gebäudes sind. Im Freien gebaute Treppen sind begehbar gemachte Reliefs, sagte einmal jemand. Sie helfen Höhenunterschiede in der Stadt oder in Gartenanlagen leichter zu überwinden. Treppen gehören auch dem Fußgänger ganz alleine. Hier ist er vor dem Straßenverkehr vollkommen sicher.

Treppen gab es schon in den frühesten Monumentalbauten (in Jericho um 6.000 v.Chr., auf Kreta im 16. Jh. v.Chr.). In Kultbauten überwog jedoch Anfangs ihre symbolische Bedeutung. Nur in weltlichen Zeremonialbauten entsprach die Steigung und die Gestaltung der Treppe schon früh der menschlichen Schritthöhe. Bei den Römern und Griechen wurden diese dann nur noch unter praktischen Gesichtspunkten erbaut. Repräsentativen und künstlerischen Charakter erhielten die Treppen dann in den Jahrhunderten danach. Es entstanden Wendeltreppen in Kirchtürmen und Burgen sowie großzügige Innentreppen und Treppenhäuser in Schlössern und Amtssitzen. Im Barock diente ein großzügiges und prächtiges Treppenhaus als Ausdruck fürstlicher Macht.

Bekannte und berühmte Treppen

Eine der bekanntesten Treppen ist die „Spanische Treppe“ in Rom. Diese barocke Anlage ist dort Treffpunkt für junge Leute, Touristen, Musiker und Passanten. Eine historisch bedeutende Treppenanlage befindet sich auch am Kapitol in Rom. Die längste gerade Treppe der Welt ist jedoch die Europatreppe in Vorarlberg. Sie hat 4000 Stufen und Überwindet einen Höhenunterschied von 700 Metern. Diese wurde im Jahre 1928 gebaut. Sie diente damals hauptsächlich für das Begehen der Schrägaufzugstrasse der Vermuntbahn, zur Kontrolle der alten Druckrohrleitung und zur Bergung von Fahrgästen bei Stillstand der Vermuntbahn. Treppen sind auch ein wichtiger Bestandteil der Gartenkunst. Ein sehenswertes Beispiel dazu ist die Weinbergtreppe in Potsdam – Sanssouci, die 1765 gebaut wurde.

Denkmalpflege und Treppenforschung

Heute gibt es eine Arbeitsstelle für Treppenforschung im Deutschen Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege sowie die „Gesellschaft für Treppenforschung (Scalalogie) e.V.“, die 1983 gegründet wurde. Aus dem Wort „Treppenkunde“, das im wörtlichen Sinn die Beschäftigung mit dem Objekt Treppe bezeichnet, ist mittlerweile die Scalalogie geworden. Dieser neue Terminus berücksichtigt auch den Treppenbenutzer und verbindet ihn mit der Treppe. Man meint damit die Polarität von Treppe und Mensch. Für viele Fachleute des Bauwesens, wie Architekten und Ingenieure, Treppenhersteller, Bau- und Kunsthistoriker ist die Scalalogie zu einem Begriff geworden der international verstanden wird.

Treppen im Film und in der Literatur

Treppen haben im Film oft eine wichtige Funktion.

Alfred Hitchcock war ein Meister der Treppeninszenierungen. In vielen seiner Filme erfahren seine Darsteller auf der Treppe schicksalshafte Wendungen. Sie sind entweder in Gefahr, überlegen sich was neues oder sterben sogar. Eine der bekanntesten Treppenszenen ist in dem sowjetischen Film „Panzerkreuzer Potemkin“ von 1925 zu sehen in dem ein Kinderwagen herunter stürzt. Filme der jüngeren Zeit in denen zumindest im Titel das Wort Treppe vorkommt sind die Tragikomödie „Halbe Treppe“ oder der Kinderfilm: „Isabel auf der Treppe“, nach dem gleichnamigen Hörspiel von Waltraud Lewin. Und auch wenn wir auf der Bühne oder im Fernsehen eine Musikshow sehen, kommt der Interpret nicht selten singend auf einer prunkvollen und glitzernden Treppe herunter.

n der Literatur kommt die Treppe recht oft vor. Als Beispiele hier nur Theodor Fontanes „Auf der Treppe von Sanssouci“, das er 1885 zu Menzels 70.Geburtstag schrieb. Dann der Roman: „Das Ende der Treppe“ von Jean-Claude Rubin, der Kriminalroman: „Die Treppe zum Meer“ oder das Kinderbuch: „Der Mann auf der Treppe“.

Die Treppe, die auf englisch: staircase, italienisch: scala und französisch: escalier heißt, kommt auch in Sprichwörtern vor: Ein Zitat von Mark Twain heiß da etwa: „Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe hinunterboxen, Stufe für Stufe.“ Ernst R. Hauschka, deutscher Philosoph und Publizist philosophierte: „Das Leben ist wie eine Treppe: Wir wissen nie, ob es mit uns aufwärts oder abwärts geht,“ und ein allgemein bekanntes Zitat lautet: „Der Sinn einer Treppe besteht nicht darin, auf ihr stehenzubleiben, sondern durch ihre Überwindung auf eine andere Ebene zu gelangen“.

Und noch zwei allgemein bekannte Redewendungen in denen eine Treppe vorkommt: „Mit etwas Geschick kann man aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden eine Treppe bauen.“ und „Es gibt keinen verlässlicheren Gradmesser für das altern als die Stufen einer Treppe“. Das wohl schönste Zitat zur Treppe aber stammt wahrscheinlich von dem britischen Architekten Berthold (Romanovitch) Lubetkin. Er meinte: "Naturgemäß ist jede Treppe eine Art Maschine, um hinauf oder hinabzusteigen, aber in ihrer besten Definition durch die schönen Künste ist sie eine Bühne, ein Tanz."

Treppenwitz – ein Witz der keiner ist!

Es gibt zwar auch Witze, in denen die Treppe eine Rolle spielt, doch wenn man den Begriff „Treppenwitz“ erwähnt, ist eigentlich etwas anderes gemeint, als ein Witz, den man sich auf einer Treppe erzählt oder in dem eine solche vorkommt. Unter einem Treppenwitz versteht man eine treffende Entgegnung, die einem erst nachträglich beim Weggehen, auf der Treppe einfällt. Wie oft ärgert es doch den Menschen, dass ihm nicht sofort, während einer Unterredung, der richtige Einfall gekommen ist! Die Wendung ist schon alt, wurde aber wieder volkstümlich durch W. Lewis Hertslet, der 1882 sein Buch „Treppenwitz der Weltgeschichte“ schrieb. In diesem meinte er: "Der Geschichte fällt, gerade wie dem von der Audienz herunterkommenden Bittsteller, ein pikantes, gerade passendes Wort fast immer hinterher ein".

Zum Abschluss nun doch noch ein echter „Treppenwitz“ im wahrsten Sinn des Wortes unter der Überschrift: „19 Stufen Treppenwitz“ Auf St. Pauli sollte eine halb fertige Treppe wieder abgerissen werden, weil weder Umwelt- noch Schulbehörde die spätere Reinigung bezahlen wollte. Schließlich gab die Schulbehörde doch nach und die Treppe konnte fertiggestellt werden.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak

© Walter J. Pilsak