Feuer und Flamme

Feuer und Flamme

Die Faszination des Feuers



Das Feuer zeigt sich uns auf vielseitige Weise und hat mannigfaltige Formen. Es prasselt und lodert, glüht und flackert, schwelt und versengt. Am Anfang war das Feuer – denn schon vor 1,4 Millionen Jahren hüteten Frühmenschen das Feuer. Unter den vier Elementen gilt Feuer als das mächtigste und kraftvollste. Es ist gnadenlos und zerstörerisch, es ist aber auch Grundlage für das Leben. Ohne Feuer hätten sich unsere Vorfahren wohl kaum in einer feindseligen Natur behauptet. Die Menschheit wäre mit Sicherheit nicht so weit entwickelt, wie sie heute ist. Sie hat durch das Feuer die erste Stufe der Zivilisation erklommen.

Feuer ist für viele von uns unsichtbar geworden. Diese elementare Macht ist in die Unauffälligkeit abgerutscht. Im täglichen Gebrauch sehen wir es nur noch, wenn wir uns eine Zigarette anzünden. Das Feuer ist verborgen in Hochöfen, Brennöfen, Heizungen und Backöfen. Trotzdem ist es für die modernen Menschen genauso wichtig wie es für unsere Urahnen war. Diese erwärmten sich am Feuer, dass sie aber auch vor wilden Tieren schützte. Vor 30.000 Jahren dann, erzeugten die Menschen mit der Hilfe des Feuers erstmals neue Materialien. Waren es zunächst nur Farbmineralien, die sie rösteten um damit ihre Höhlen zu bemalen, stellten sie später mit Hilfe des Feuers Keramik her. Bronze, Eisen und Glas waren dann weitere Produkte, die in der Glut und Hitze des Feuers entstanden.

Das Feuer gehörte den Göttern

Seitdem das Feuer unter den Menschen ist, gibt es auch das Böse auf der Welt. Dies berichtet uns zumindest die griechische Prometheus-Sage. 700 vor Christus überlieferte uns der Dichter Hesiod folgendes darüber: Zu Beginn gab es auf der Welt nur Gutes. Dann aber stahl der sterbliche Prometheus von den Göttern das Feuer. Diese waren darüber sehr erbost. Wurden ihnen die Menschen dadurch doch zu mächtig und unabhängig. Um Prometheus zu strafen, erschuf Hephaistos, der Götterschmied, die Gestalt einer wunderschönen Frau, die Pandora genannt wurde. Als diese fertig war, wurde ihr Leben eingehaucht. Bevor sie auf die Erde geschickt wurde, gab man ihr eine Büchse mit, die Tod, Krankheit, Mord und Verzweiflung enthielt. Diese öffnete sie auf der Erde, worauf alles Böse entwich und sich über die ganze Welt verteilte.

Wie Feuer entsteht!

Um Feuer zu entfachen, gibt es die unterschiedlichsten Methoden. Wie unsere Urahnen zu ihrem ersten Feuer kamen, ist unbekannt. Hatten sie es selbst erzeugt oder nach einem Blitzeinschlag gefunden? Diese Frage wird selbst unter den Forschern noch heftig diskutiert.

Für den damaligen "homo sapiens" kamen für das Erzeugen von Feuer zwei Methoden in Frage. Das waren zum einen das „Feuerschlagen“ mit Hilfe von zwei Steinen (Feuerstein, Pyrit) die aneinander geschlagen werden oder das Erzeugen von Feuer durch Reibung, was mit Hilfe von Holz vor sich geht. Vermutlich wurde aber erstere Methode im Alltag entdeckt.

Auch in der Antike wusste man vom Wert des Feuers. Man ließ das Herdfeuer nie ausgehen. Geschah dies doch einmal, so ging man zum Nachbarn um Feuer zu "entlehnen". Schon in Ciceros Schrift „Über die Pflichten“, wo von Gefälligkeiten gegen jedermann die Rede ist, heißt es: „...dass wir jedem gestatten müssen, sich an unserem Feuer das seinige anzuzünden“. Mit der Industrialisierung entwickelten sich dann weitere Methoden der Feuererzeugung mit Hilfe von chemischen Verfahren und Phosphor. Feuer lässt sich aber auch mit Hilfe einer Lupe bzw. Brennglas erzeugen. Das olympische Feuer wird noch immer auf diese Weise alle vier Jahre aufs neue entfacht.

Feuerbrauchtum

Gerne sitzt man in der kalten Jahreszeit am offenen Kamin oder im Sommer an einem Lagerfeuer. Letzteres weckt bei vielen die Erinnerung an die Kinder- und Jugendzeit. Ein offenes Feuer verbreitet aber auch wohlige Wärme und vermittelt eine Spur von Romantik und Behaglichkeit. Ein brennendes Feuer mit seinen roten pulsierenden Flammen übt eine rätselhafte Faszination aus. Deshalb ist wohl auch das Feuerbrauchtum weit verbreitet. Neben den brennenden Kerzen des Adventskranzes und des Weihnachtsbaumes kennt man vor allem das Funkenfeuer und das Johannisfeuer.

Das Funkenfeuer brennt man am Abend des ersten Sonntages in der Fastenzeit ab. Meist geschieht dies auf einer Berghöhe. Symbolisch wird dabei eine Hexe aus Stroh verbrannt. Das Johannisfeuer bzw. die Sonnwendfeier dagegen findet zur Sommersonnenwende statt. Auch hier wird meist von jungen Burschen ein Riesenhaufen von Abfallholz aufgestapelt. Bei Einbruch der Dämmerung wird es dann abgebrannt. Um das Johannisfeuer wie um das Funkenfeuer selbst finden je nach Gegend noch einige andere Bräuche statt.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak

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