Vera Russwurm- Eine Hannelore-Dampf in allen Gassen

Eine Hannelore-Dampf in allen Gassen – ORF Starmoderatorin Vera Russwurm

Im holden Monat Mai war Österreichs Starmoderatorin Vera Russwurm in Südtirol, und ich hatte die Ehre, sie zu treffen. Dazu noch in einer außerordentlich schönen Location, nämlich Schloss Korb. Sie war zu Dreharbeiten für ihre Sendung „Vera exklusiv“ hier und erzählte mir ein bisschen über sich, über ihre Arbeit und ihr Leben. Südtirol besucht sie gerne, „Es ist so lieblich hier“, schwärmt die Moderatorin, „und jedes mal scheint die Sonne am blauen Himmel“. Mit jedes mal sind die drei Aufenthalte in den vergangenen Jahren gemeint, in denen sie beruflich als auch privat hier war. Denn einer ihrer Großväter stammte aus Südtirol, es reizte sie schon lange, einmal dorthin zu fahren. Die sehr sympathische Frau ist nicht nur vielen Zuschauern in Österreich, sondern weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus als eine Größe im Medienbereich bekannt.

Noch vor Beginn ihres Studiums stieg sie 1978 beim ORF nach einem gewonnenen Casting als "Tritsch-Tratsch-Girl" in der gleichnamigen TV-Sendung ein und wurde mit ihrer lockeren Art gleich zum Publikumsliebling. Noch im selben Jahr nahm sie ein Angebot von Ö3 an, das in kurzer Zeit – sie war gerade 21 Jahre alt - zu ihrer ersten großen Live Hauptabendsendung "Kärnten International", einem Zehn-Länder-Musikfestival, führte. 1984 heiratete Vera Russwurm ihren ehemaligen ORF Kollegen Dr. Peter Hofbauer, den heutigen Intendanten des Wiener Theaters "Metropol". Mit ihm und ihrem Bruder zusammen betreibt sie heute die Hofpower TV-Produktion als Geschäftsführerin. Viele Sendungen und Formate hat die umtriebige Journalistin in der Zwischenzeit moderiert, kreiert und vollendet, sie ist ein waschechter Profi und hat für ihre qualitätvolle Arbeit etliche wichtige Preise bekommen.

Zweigleisig ist sie bis zu ihrer Promotion 1988 gefahren, und, wenn man so will, sogar „dreigleisig“, denn sie ist auch die Mutter dreier Kinder.
Beruflich ist sie jedoch immer dem Fernsehen treu geblieben, bezeichnet sich selbst aber auch als Familienmensch, der seine Karriere nie über die Familie stellte. Sonst wäre sie heute österreichische Gesundheitsministerin, dieses Amt wurde ihr 2007 angetragen.

„Die Bezeichnung „Hanneloredampf in allen Gassen „trifft mich sehr gut,“ lacht die Wienerin, „mein berufliches Leben ist sehr bunt. Es gibt immer eine wochenaktuelle Geschichte, eine Schicksalsstory, einen Prominenten – sei’s aus Politik, Show, Kunst oder Sport – und nach Möglichkeit auch einen reinen Entertainment-Beitrag.
Und natürlich lerne ich dadurch interessante Leute kennen, außerhalb meiner eigenen gesellschaftlichen Grenzen, und ich komme viel herum. Es ist spannend.“

Spannend sind gerade ihre Liveacts, auf die sich die wagemutige Fernsehfrau immer wieder einlässt. Stets überprüft sie selbst spektakuläre Stunts und ähnliches in ihrer Sendung, wie beispielsweise Tandemsprünge oder Vorführungen in Sachen Extremsport.

Es geht mir dabei um die Frage der persönlichen Überwindung“, erklärt Vera ihre Motivation dazu. „Solche extremen Situationen sind für den Zuschauer interessanter, wenn er sieht, wie ich, als ebenfalls Normalsterbliche, mich traue, dies selbst auszuprobieren. Und ich bin neugierig!“

Dadurch entsteht eine Authentizität, die ihre Zuschauer überzeugt und zu Fans werden lässt. So kann die Journalistin ihrem Publikum viel besser und nachvollziehbar beschreiben, was in einem vorgeht, als nur durch bloßes Hinsehen. „Ich zeige schon, wenn ich Angst habe, warum denn nicht“, interpretiert sie den Auftrag, den sie an sich selber stellt. „Ich suche für meine Sendung immer nach außergewöhnlichem, schließlich ist der Name „exklusiv“ Programm“, erzählt sie munter, „wobei die Seriosität oberste Priorität hat.Neben ihrem beruflichen Werdegang bei den Funk- und Printmedien hat Vera Russwurm auch ihr Medizinstudium „durchgezogen“, ihre Affinität zum Gesundheitswesen ist ungebrochen. Auch heute noch ist sie an dieser Thematik sehr interessiert. Eine ihrer größten Herausforderungen war daher der Sessel im Gesundheitsministerium, der ihr 2007 angeboten wurde. Den sie ablehnte.

„Wegen meiner Kinder“, so lautet die kurze Antwort auf die Frage nach dem Warum, „meine Jüngste war zu diesem Zeitpunkt erst acht Jahre alt, die Zweite ein Teenager und sogar die Älteste war noch zu Hause. Mir war immer die Familie am wichtigsten, denn die Zeit, die man mit den Kindern verbringt, kommt eben nie wieder. Ich habe meine Entscheidung nie bedauert“, stellt die erfolgreiche Mutter fest, „vielleicht habe ich deshalb auch nie außerhalb Österreichs die Topkarriere als Moderatorin gemacht, die ich im deutschsprachigen Raum vermutlich hätte erreichen können, wenn ich das unbedingt gewollt hätte.

Denn Vera Russwurm moderierte als erste Österreicherin den ersten Tag des Gemeinschaftssenders 3Sat und viele Jahre zusammen mit Hans-Jürgen Bäumler u. a. „Was wäre wenn“, eine echte 50/50-Produktion von ZDF und ORF.
Für ihr Arbeitsverständnis ist ist eine hohe Qualität jeder Produktion die Basis. Dazu gehören eine saubere Recherche, und niemals ein Thema, das irgendjemanden in seiner Würde beleidigen könnte. Daher sollte immer bereits im Vorfeld geklärt werden, was beide Parteien eigentlich wollen. „Kein Sender sollte mit Kindern oder naiven Menschen, die sich nicht wehren können, spielen. Das ist unmoralisch und entspricht nicht meiner Ethik“, urteilt die gestandene Fachfrau über einige Formate bei privaten Sendern.

„Ansonsten soll das Publikum bekommen, was es eben möchte: Fernsehen ist dann okay, wenn niemand verletzt wird!“ Der geselligen Vera ist es nach eigenem Bekunden nie langweilig, sie teilt gerne ihre Erlebnisse, genießt gemeinsam, aber sie kann durchaus auch mal alleine sein.

Und abschließend sagt sie noch etwas, um das sie sicher viele beneiden werden: “Ja, ich bin ein glücklicher Mensch, und dafür bin ich dankbar und sehr demütig“. Ihre Natürlichkeit und ihre Bodenhaftung machen die sehr menschliche Ausstrahlung eines „alten“, professionellen Fernseh-Hasen aus, ein Erfolgsrezept, das man nicht kaufen kann … das hat man.

Die Künstler-Portrait von Viola Eigenbrodt sind auch als Serie oder Rubrik lieferbar und können fortgesetzt werden.
Die Portraittexte können zudem erweitert werden.

Text: Viola Eigenbrodt