Aus Eins mach Viele - So vermehren Sie Rosen

Aus Eins mach Viele - So vermehren Sie Rosen
Kleine Rosenkunde für Einsteiger

Wildrosen, die oft in Hecken aufgehen, werden von Singvögeln vermehrt. Sie verzehren die Hagebutten und verbreiten die Samen. Wildrosen dienen auch als Wurzelunterlagen für Edelrosen.

In den Rosenschulen wachsen in wenigen Jahren Tausende von Edelrosen heran. Dazu schulen die Gärtner im Herbst oder im Frühjahr reihenweise Rosensämlinge auf (aufschulen = in Reihen pflanzen). Im folgenden Sommer setzen sie dann jedem Sämling ein Edelauge von ausgewählten Sorten ein. Meistens geschieht dies im Akkord, zumal die Veredelungszeit nur wenige Wochen andauert. Bereits im Herbst des nächsten Jahres sind die jungen Edelrosen verkaufsfertig. Auf diese Weise sind beliebig viele Jungpflanzen aller Rosen-Typen vermehrbar und zwar Beetrosen, Strauchrosen und Kletterrosen verschiedener Sorten. Die Züchter bekommen pro Stück eine Lizenzgebühr von den Rosenschulen. Genauso lassen sich Edelrosen für den Garten ziehen. Für wenige Exemplare für den Eigenbedarf ist keine Genehmigung erforderlich. Vor allem sind auf diese Weise alte unbekannte Sorten vermehrbar, die es nicht im Handel zu kaufen gibt oder solche mit besonders ausgeprägtem Duft. Mit ein wenig Übung und Geschick ist die Okulation durchaus eine praktikable Veredelungsmethode. Dazu sind Rosensämlinge nötig und Edelreiser (Triebe von einer edlen Mutterpflanze). Edelreiser gibt es von vorhandenen Rosenbüschen. Wildrosen zum Veredeln sind ebenfalls gelegentlich im Garten zu finden.

Tipp

Achten Sie bei der Gartenpflege auf Rosensämlinge. Wildrosen gehen immer wieder im Rasen, in den Beeten oder in Hecken auf. Diese Jungpflanzen sind als Veredelungsunterlagen brauchbar. Dazu werden sie im Frühjahr oder Herbst ausgegraben und an eine ungestörte Stelle gepflanzt. Hier dienen sie dann zum Veredeln, sobald sie kräftig genug sind.

Aussaat von Wildrosen

Die Aussaat von Wildrosen ist sehr langwierig und bedarf einer besonderen Behandlung der Samen. Dazu werden die reifen Hagebutten im Herbst geerntet und die Samen vom Fruchtfleisch befreit. Um ihre Keimkraft zu fördern beziehungsweise damit keimungshemmende Stoffe abgebaut werden, kommen die Samen schichtweise in Kisten oder Töpfe mit feuchtem Sand. Hier bleiben sind mindestens 1 Jahr liegen. Im Frühjahr nach dieser Sonderbehandlung (Stratifikation genannt) werden die Samen dann auf Beete oder in Gefäße mit Anzuchtsubstrat gesät. Die Keimung erfolgt nach der Aussaat recht zügig. Bis die Sämlinge reif zum Veredeln sind, dauert es noch ein oder zwei Jahre.

Sie müssen etwa bleistiftstark sein. Aus Samen entwickeln sich übrigens immer nur Wildrosen, die der Mutterpflanze, also der Hagebuttenrose oder Hundsrose (Rosa canina) ähnlich sind. Edelrosen sich nicht durch Samen vermehrbar. Ihre Anzucht ist nur ungeschlechtlich etwa durch Triebstücke (Stecklinge) oder durch Okulation möglich. Auf diese Weise lassen sich aber beliebig viele Pflanzen einer Sorte gewinnen. Alle Rosen einer bestimmten Sorte stammen so von ein und derselben Mutterpflanze. Die ”Mutter” aller ´Gloria Dei` wurde beispielsweise 1945 von der Rosenschule Meilland gezüchtet. Diese Sorte ist mittlerweile weltweit auch unter dem Namen ´Peace` verbreitet.

Okulieren

Die Edelreiser (Triebe von ausgewählten Sorten) können unmittelbar vor dem Veredeln geschnitten werden; eine Lagerung ist unnötig. Wenn bestimmte Sorten gewünscht werden, können Sie diese im Sommer gezielt auswählen und gewinnen, zumal die Mutterpflanzen dann blühen. Allerdings bleiben die Sommerreiser nur kurze Zeit frisch. Am besten werden sie nach dem Schnitt (z.B. in einem Rosengarten) entblättert, in ein feuchtes Tuch gewickelt und so bald wie möglich verarbeitet.

Übung macht den Meister

Es ist ratsam zunächst an anderen Pflanzen zu üben, um die wenigen Rosenunterlagen nicht unnötig zu verschneiden. Gärtnerlehrlinge bekommen zunächst Weidenruten als Übungsmaterial. Erst wenn die Okulation damit gelingt, dürfen sie ins Rosenfeld.

Okulation Schnitt für Schnitt

O T-Schnitt in die Rinde der Wildrose

O Rindenlappen aufklappen

O Edelauge vom Reis schneiden

O Edelauge hinter die Rindenlappen setzen und einschieben

O Rindenlappen zuklappen

O Veredelungsstelle verbinden

Stecklingsschnitt

Veredelte Rosen sind frosthärter und starkwüchsiger als Stecklingspflanzen, zumal die robuste Hundsrose als Veredelungs-Unterlage dient. Bei Topfrosen, die geschützt überwintert werden oder auch bei Bodendeckerrosen ist die Vermehrung durch Stecklinge gebräuchlich. Dazu dienen junge Triebspitzen, die im Sommer geschnitten und in Sand-Torf-Gemisch gesteckt werden. Sie wachsen bei hoher Luftfeuchte (z.B. durch Aufstülpen einer Folie) und genügend Wärme in wenigen Wochen an.

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Text & Fotos: Peter Himmelhuber

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