Großtrappen - Der Strauß im Havelland

Die Großtrappe ist ein schräger Vogel: Sie ist ein zirkusreifer Verwandlungskünstler und zugleich das seltenste Tier der Republik. Schutzprojekte in Brandenburg halten den Bestand stabil. Doch ob der "Märkische Strauß" eine Zukunft hat, entscheidet sich im Osten...

Vor 100 Jahren war die Großtrappe bei uns noch weit verbreitet. Im Winter wurden vielerorts Schulkinder auf die Felder geschickt, um die gefräßigen Trappenscharen zu vertreiben. 1940 gab es allein in Brandenburg noch etwa 3000 Großtrappen. Heute sind es in ganz Deutschland nur noch 74 bis 82 Vögel von denen 70 in Brandenburg leben. Die meisten Trappen gibt es in den Schutzgebieten "Belziger Landschaftswiesen" und "Havelländisches Luch". Vogelfreunde aus ganz Deutschland reisen an, um die faszinierenden Großvögel live zu sehen.

Großtrappen sind markante Vögel. Mit ihren langen Hälsen wirken sie wie übergroße Truthähne. Verwandt sind sie jedoch mit den Kranichen. Die Brandenburger nennen die Trappe liebevoll "Märkischer Strauß". Ein Vergleich, der durchaus berechtigt ist. Die Hähne bringen immerhin 17 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Jäger erwähnen sogar Vögel mit über zwanzig Kilogramm. Stimmt diese Zahl, dann ist die Großtrappe der schwerste flugfähige Vogel der Erde. Größe und Alter sind dabei eng verknüpft. Mit jedem Jahr wird der Hahn prächtiger. Sein Hals wirkt immer dicker und die Federpracht bunter. Fünf bis sechs Jahre alt muss ein Trappenmännchen werden, ehe es geschlechtsreif ist. Erst dann zeigt es sich von seiner schönsten Seite.
Zur Balz einen frischen Schnauzbart

Beeindruckend ist der Feder-Schnauzbart, der für jede Balzzeit länger und buschiger nachwächst. Mit drei Jahren wachsen dem Junghaar erstmals winzige Pinsel im Gesicht. Ein alter Hahn dagegen hat einen prächtigen Bart aus über dreißig fadenförmigen Federn, die bis zu 20 cm lang werden.

Richtig beeindruckend wird es in der Balzzeit, Mitte März. Die Hähne drehen dann weit sichtbar ihr leuchtend weißes Untergefieder nach Außen. Wie riesige weiße Rosenblüten werben sie tanzend um die Gunst der Weibchen. Von weiten sehen sie aus wie Schneemänner, die hin- und herwanken. Erreicht wird diese einmalige Verwandlung durch ein Verdrehen der Flügel, das Hochklappen des Schwanzes und ein abenteuerliches Aufblähen des Halses. Bis zur Größe eines Luftballons blasen die Hähne ihren Luftsack unter dem Schnabel auf. Nur 15 Sekunden lang kann der Hahn dieses Kunststück aushalten. Kurz darauf ist der weiße Federberg wieder braun und ein unscheinbarer Steppenvogel steht in der weiten Ebene. Wenn endlich ein Weibchen zuschaut, vollführt der Hahn diese Verrenkungen mehrmals hintereinander. Was tut "Mann" nicht alles für die holde Weiblichkeit!

Bei der Balz wird auch die wahre Größe der Vögel sichtbar: Mit einer Flügelspannweite von über zwei Meter erreichen die Hähne fast die Größe eines Seeadlers. Wirklich beeindruckend! Doch die nur halb so großen und wesentlich leichter Hennen lassen ihre Freier erstmal eiskalt abblitzen. So leicht sind die Damen nicht zu haben! Das verlängert die Balz-Show bis in den April hinein. Erst dann beginnen die Hennen auf die Sichtwerbungen der Hähne zu reagieren und es kommt zu ersten Paarbildungen.

In der Trappenschutzstation Buckow gibt es einen Beobachtungsturm, von dem aus Besucher, die Vögel bei der spektakulären Balz beobachten können. In freier Natur würde man dieses Schauspiel nur mit Ausdauer, perfekter Tarnung und einer gehörigen Portion Glück zu sehen bekommen. Mit ihrem schlichten braunen Gefieder sind die Trappen auf dem Boden perfekt getarnt. Dies ist für ihr Überleben entscheidend, da sie als Bodenbrüter leicht die Beute von Raubtieren werden können. Hier aber werden junge Großtrappen vor den Augen der Besucher auf einen 12 ha Großen Gelände aufgezogen.

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