Neustart statt Ruhestand

Klingt provokant:  Älterwerden  - Altwerden ist eine faszinierende Phase.  Je älter Menschen werden, je älter wollen sie  werden - doch ab einem bestimmten Alter in Rente zu gehen,  um zu Hause nur herumzusitzen  oder  ausschließlich Oma und Opa spielen -  für die "Jungen Alten"  ist das kein  Zukunftsmodell. Die Netzwerke der Senioren außerhalb der Familie werden dichter. Geistig und körperlich  halten sie sich fit - sie wollen gut informiert sein was in der Welt passiert - aber auch darüber, welche Neuigkeiten es  in ihrer Stadt, in ihrem Dorf gibt.  Die Morgenlektüre "Zeitung" ist ein Muss und zugleich  ein Genuss.   Mit der Rundum-Information der Tageszeitung und allerlei  Anregungen starten sie in den Tag.

Sie sind über 65  Jahre und älter und  fühlen sich fit und sind  voller Lebensfreude - selbst  Menschen die die 80 hinter sich gelassen haben, wirken aufgeweckt und aktiv.  Angesichts des demographischen Wandels steht  die offizielle Altersgrenze von 65 Jahren eigentlich nur noch auf dem Papier. Befragungen haben ergeben, dass  Alter unterschiedlich wahrgenommen wird: Für 14 bis 17-Jährige  ist man  mit 65 alt - für über 24-Jährige sind Menschen zwischen 75 und 78 alt.

Die Lebenseinstellungen haben sich verändert; die Lebenserwartung steigt. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben bleibt noch genügend Zeit, um Pläne für den Ruhestand in die Tat umzusetzen.Von der  klassischen Dreierteilung  Ausbildung, Beruf, Ruhestand haben sich bereits viele verabschiedet; es entsteht eine neue Generation.  Auch wenn die 50plus-Arbeitnehmer nach wie vor künstlich alt gemacht werden, als schlecht vermittelbar gelten - die noch Leistungsfähigen  wollen nicht vom Sozialstaat abhängen; manche  wollen,  andere  müssen arbeiten, um ihr Existenz zu sichern.

Ehrenamtlich  engagieren sich die "Jungen Alten" beispielsweise unterstützend  als Mentoren und mit Patenschaftsaufgaben für junge Existenzgründer. Sie springen überall dort ein wo sie gebraucht werden, sei es  der  freiwilliger  Einsatz  in Vereinen oder die persönliche Betreuung und Pflege von Enkeln, Kindern und Eltern, wobei Spaß und Motivation  die Pflichten  aus dem Ehrenamt meilenweit schlagen.

Senioren jenseits der  65 sind häufig bis ins hohe Alter vielseitig interessiert, aufgeschlossen und weltoffen. Die "Oldies" gelten als selbstbewusst, experimentierfreudig und  mobil. Ganz im Gegensatz zu anderen Regionen bedeutet das Alter  zwischen Nord- und Ostsee   Wachstum: Die ergraute Zuzügler kommen  aus  der Hektik der Ballungszentren und wirken für freizeit- und - gesundheitsorientierte Branchen wie Wellness-Anbieter, Gastronomie und Kultur belebend. Selbst die Werbebranche hat die agilen Grauhaarigen als Modells entdeckt. Sie haben Freude am Leben, sie  haben eine satte Lebenserfahrung , haben Lebensart - und sie haben Zeit. Sie sind reiselustiger und modebewusster als vor wenigen Jahren.  Einige haben Spaß selbst Musik zu machen, in schrägen Filmen mitzumachen, andere düsen mit PS-starken Motorrädern durchs Land.

Mit Vergnügen treffen sie sich im Internet-Cafe,  beteiligen sich aktiv an der Zukunftsgestaltung  und  Weiterentwicklung der Heimatgemeinde,  oder  mischen im Seniorenbeirat mit. Sie treffen sich zum Gedankenaustausch im Literatur-Zirkel, Musizieren oder beginnen  ein Studium damit die kleinen grauen Zellen weiterhin gut funktionieren. Beliebte Studienfächer  sind Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie.  Kurzum: Für viele der "Generation Silberhaar"  bedeutet Alter  nicht Ruhestand sondern Neustart.


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