Kochen aus Leidenschaft – Topfgucker erwünscht

Mit lauten Tak-Tak-Tak lassen geschickte Männerhände große Küchenmesser durch  Zwiebeln  und Knoblauch sausen. Frozelnd-fröhliches Wortgeplänkel vermischt sich mit Töpfeklappern "Was ist mit dem Ingwer? -  Ist der schon drin  und sollen die Zitronenschalenstreifen jetzt oder später rein? Verführerische Düfte von  würzig-frischem Basilikum, warmem Olivenöl von Orangen und Vanilleschote  wehen durch die Hattstedter Schulküche. Die Vorbereitungen zum Vier-Gänge-Menü des Hattstedter Männerkoch-Clubs sind in vollem Gange.  

"Wir essen alle gerne, wir kochen leidenschaftlich gerne zusammen und wir klönen gerne in dieser Atmosphäre", bringt 'Präsident' Holger Krön die Faszination des Hattstedter Männerkochklubs auf den Punkt. Als eine Art "Häkelbüdelclub für Männer" sieht sich dieser lockere Haufen Kochbegeisterter, von denen Zuhause die wenigsten  am Herd stehen.  Und dennoch zieht es die zehn Hattstedter Hobbyköche regelmäßig zu Topf und Pfanne in die Schulküche. Motor dieser eingeschworenen Gemeinschaft ist die Freude am gemeinschaftlichen Kochvergnügen. Kurzum es hat etwas von Kochen aus Spaß an der Freude.
Die Speisefolge, wer was macht,  vergibt der Präsident. Ansonsten bleibt  jedem der Kochkünstler selbst überlassen für welches Rezept er sich entscheidet. Die Einkäufe beim  Supermarkt, im Hofladen oder auf Markt erledigt jeder in Eigenregie. Manches wird auch aus dem eigenen Garten, dem Weinkeller, von der heimischen Weide oder aus dem Jagdrevier beigesteuert.  Besonders reich  an Überraschungen scheinen die Weinkeller der Hattstedter zu sein: Die überlagerten  Weine haben  Erlebnischarakter und  den schätzt die fröhliche Runde. So unkonventionell wie der Umgang miteinander ist, so unbürokratisch wird auch abgerechnet. Dabei dient eine alte blautonigen  "Bassett's Liqurice-Allsorts-Blechdose"  als Gemeinschaftskasse.

An fünf Kochplätzen werkeln die Männer in Zwei- bis Viererteams und helfen sich  gegenseitig. So ganz  nebenbei wird alles- von Politik bis Privat - durchgehechelt.  Es gibt auch keinen  zeigefingerfingerschwenkenden  Lehrmeister.

Gleichwohl orientieren sich die Freunde der Kochkunst gerne am haushaltserfahrenen Rainer Hetzel. Bei dem locker-lustigen Haufen  geht alles Hand in Hand ohne minutiösen Plan und Kontrolle. Topfgucker sind sogar erwünscht!  Wo soviel Gemeinschaftssinn herrscht,  ist es kein Wunder, dass über private Kontakte Erlesenes wie zum Beispiel Nordseeaustern den Weg zu den Kochfreudigen findet. Besonders Highlight war  für die Kochfreaks der Profikoch, der ihnen half sich an Ausgefallenes wie Schnepfe oder Meeräsche heranzuwagen - und obendrein machte das Experiment allen mächtig  Freude.
  

Im diesem Jahr feiert der Kochclub, der 1997 über den Ortskultrring durch Andreas Gautsch angeschoben wurde, sein 10-Jähriges. Ein dicker  Ordner mit rund 500 Rezepten erzählt quasi die kulinarische Männerkochclubgeschichte. Unterschiedlichste Gerichte in Hülle und Fülle, rund um die Welt haben sie gekocht und genossen: "Bisher war alles absolut genießbar" so das Fazit.  Koch ist keiner der leidenschaftlich kochenden Männer zwischen 40 und 70  - Koch wollte  keiner werden, doch die Leidenschaft teilen sie auf jeden Fall mit den Profis.

Genuss schließt auch bei den Hattstedter Kochkünstlern konstruktive Kritik nicht aus. Während des Essens stellt jede Gruppe zwanglos das Gericht vor - das Echo kommt postwendend: "Lecker, ganz große Klasse" - oder eher verhaltend skeptisch, á la Biolek: "Sehr interessant" - Da weiß jeder: Hier liegt konstruktive Kritik in der Luft.

Das Geheimnis der langjährigen kreativen Kochrunde: Ohne Stress kochen, das dumme "Rumlabern", dem anderen über die Schulter und ungefragte Tipps geben, gemeinschaftliches Experimentieren  -  Hauptsache es schmeckt!  Schallendes Gelächter begleitet das Aufräumen und Abwaschen während noch ein Hauch vom warmen Dessert, der Mandel- Johannisbeertorte wie ein Schlussakkord im Raum liegt. "Das war mal wieder ein gelungener Abend!", finden alle.

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