Schwarmfische – Geselligkeit im Blut

Die rote Wolke umhüllt das Riff wie eine riesige Krake die Beute. Ich traue meinen Augen kaum. Der Fischschwarm muss aus Millionen von Einzeltieren bestehen. Ich schwebe nun direkt über ihnen. Auf einer Fläche eines halben Fußballfeldes sind die Korallen des Riffs nicht mehr zu erkennen, so dicht gedrängt stehen die Großaugenbarsche (Priacanthus hamrur). Die Unterwasserlampe entlockt die wahren Farben der unzähligen handtellergroßen Fische - leuchtendes Rot soweit das Auge reicht.

Vorsichtig nähere ich mich dem quirligen Schleier bis auf zwei, und schließlich einen Meter. Geschickt weicht der Verband aus. Der Schwarm hält eine konstante Distanz zu mir. Dabei erfolgt jede kleinste Richtungsänderung absolut synchron. Jedes Einzeltier scheint instinktiv im Voraus zu wissen, wohin es und sein Nachbar im nächsten Moment schwimmen wird. Es beschleicht mich das Gefühl, dass ich es hier mit einem komplexen Individuum zu tun habe. Einem mächtigen Tier in einer Verkleidung aus vielen tausend Puzzleteilen - einem Megaorganismus. Der Schwarm gleitet nun in Form einer dichten Traube über dem Korallenriff. Mit sachtem Flossenschlag begleite ich ihn. Nur jede hastige Bewegung vermeiden, da dies als Angriff gedeutet werden könnte.

Einen Fischschwarm in seinem natürlichen Element zu begleiten ist für einen Nichttaucher nur schwer vorstellbar. Die Schwerelosigkeit und das unter Wasser diffus gebrochene Licht vermitteln mir den Eindruck einer fremdartigen Welt. Man könnte genauso gut auf einem anderen Planeten unbekannte Lebensformen beobachten. Ich fühle die vielen tausend Augen, die mich ständig anstarren. Doch ein weiteres Augenpaar fixiert mich besonders eindringlich. Ein Barrakuda (Sphyraena barracuda) schießt hinter einem Röhrenschwamm hervor, den er als Deckung nutzte und postiert sich direkt zwischen den Schwarm und mir. Seine Augen funkeln vor Aufregung. Offenbar beansprucht dieser Raubfisch die Großaugenbarsche (Priacanthus hamrur) als seine Speisekammer, die er auch zu Verteidigen bereit ist. Die Nervosität der Schwarmfische wächst ungeheuerlich. Jetzt haben sie es gleichzeitig mit den ihnen bereits bekannten Schnapper und mir als unbekannte Variable zu tun.

Unsere Bewegungen werden sorgsam beobachtet und analysiert. Ein Korallenblock in Kleinwagengröße zwingt mich, meinen Tauchkurs zu ändern. Ich nähere mich dem Schwarm auf weniger als fünfzig Zentimeter. Dies war ein Fehler. Panikartig flüchten die Fische in die Tiefe. Einige Großaugenbarsche (Priacanthus hamrur) scheren dabei etwas zu weit aus. Der Barrakuda (Sphyraena barracuda) nutzt die Gunst der Sekunde und schießt mit einem Satz zu den Außenseitern. Das Schnappgeräusch des schließenden Mauls geht mir durch Mark und Bein. Mit einem blutigen Satz verschwindet ein Großaugenbarsch (Priacanthus hamrur) zwischen den Zähnen des Räubers. Nur ein paar Schuppen treiben noch im Wasser. Argwöhnisch zieht sich der Barrakuda (Sphyraena barracuda) zurück. Der Fischschwarms ist in die Tiefe geflüchtet - leider jenseits der Tauchgrenzen mit Pressluft.

Stark in der Gruppe.
Wenn Tiere in Massen auftreten, dann nennen wir dies Herde, Schule, Volk, Trupp, Population, Pulk, Rudel oder Schwarm. Die Wissenschaft unterscheidet heute Tieransammlungen, Tierstaaten, individualisierte Verbände und anonyme Verbände. Tieransammlungen bilden sich zufällig, verursacht etwa durch eine Nahrungsquelle. Weder die Raupen auf einer Pflanze noch die Geier auf einem Kadaver verbindet ein soziales Band. Anders ist das bei Heuschrecken-, Vogel- und Fischschwärmen. Darin bewegen sich die Einzeltiere gemeinsam, alle Verhaltensweisen sind streng koordiniert. Allerdings sind sich die Tiere untereinander fremd - im Unterschied zu Gruppen, Familien und Insektenstaaten, in dem die Einzeltiere sich durch die verschiedensten Signale identifizieren. Fischschwärme sind also anonyme Verbände. Zugleich sind sie für jeden Artgenossen offen, der sich ihnen anschließen möchte. Im Laufe der Evolution hat es sich für viele Fischarten als vorteilhaft erwiesen, in einem Schwarm zu leben. Zu den bekanntesten Schwarmfischen zählen Thunfische, Makrelen und Heringe, die meist weitab der Küsten die Hochseeregionen bewohnen. Taucher bekommen vorwiegend nur die in Riffnähe lebenden Schwärme zu Gesicht. In Papua Neuguinea besiedeln viele Schwarmfischgattungen auch die küstennahen Gewässer. Meeresbiologen fanden heraus, dass die Gewässer um Papua Neuguinea, insbesondere die Bismarck See, die weltweit größte Artenvielfalt beherbergen. Diese unglaubliche Fülle an Plankton, Krebsen, Korallen, Schwämmen und Fischen treibt den biologischen Motor auf Hochtouren. Fressen und gefressen werden. Das großzügige Nahrungsangebot und die Abgelegenheit Papua Neuguineas sind die eigentlichen Gründe für die teils gigantischen Ausmaße der hier vorkommenden Fischschwärme. Hier am Ende der Welt sind die Meere noch nicht mit kilometerlangen Treibnetzen durchzogen und rücksichtslos überfischt.

Direkt am Riff drängeln sich Glasfische (Parapriacanthus ransonneti) im Schutz der Korallen, leuchtende Fahnenbarsche (Pseudanthias squamipinnis) wuseln zu Abermillionen im tiefen Blau des Meeres, Korallenwelse (Plotosus lineatus) durchforsten den Sandgrund nach Nahrung und nicht selten zieht ein riesiger Schwarm Dunkelflossen-Barrakudas (Sphyraena qenie) oder Stachelmakrelen (Canranx sexfasciatus) am Riff entlang. Aber warum bilden sich diese Schwärme? Ein Fischschwarm bietet den Einzeltieren einen besseren Schutz. Raubfische erbeuten vorzugsweise Einzeltiere. Ein Fischschwarm mit abertausend Individuen verwirrt Angreifer und macht es schwieriger, aus der flüchtenden Masse heraus ein Opfer auszuwählen. Einige Fischschwärme haben Taktiken zur Abwehr von Raubfischen entwickelt. Barrakuda- (Sphyraena qenie) und Stachelmakrelenschwärme (Canranx sexfasciatus) umkreisen beispielsweise ihre Feinde. Damit werden Angreifer, die viel größer als die Einzeltiere des Verbandes sind, verwirrt und vertrieben. Dieses Schauspiel durfte ich einmal besonders eindrucksvoll am "Kimbe Bommie" vor Neu Britannien, einer großen Insel Papua Neuguineas, erleben. Die Spitze des Korallenriffs beginnt in 35 Metern Tiefe und fällt steil bis auf mehrere hundert Meter ab. In rund 40 Metern entdecke ich im diffusen Blau eine wabernde Wand. Meine Neugier entflammt augenblicklich. Behutsam entferne ich mich vom Riff und schwebe bereits nach wenigen Metern in einem unheimlichen Nichts. Ich sehe in dieser Tiefe weder die Wasseroberfläche noch den Grund. Um beim Rückweg das Riff nicht zu verfehlen, peile ich mit dem Kompass meinen Tauchkurs. Langsam verdichten sich die Konturen. Noch näher entpuppt sich die Wand als riesiger Barrakudaschwarm (Sphyraena qenie) mit den räumlichen Ausmaßen eines Einfamilienhauses. Ein überwältigender Anblick! Junge Barrakudas (Sphyraena qenie) leben immer in großen Schulen, sowohl pelagisch weitab der Küsten als auch in Riffnähe. Erst ausgewachsene Exemplare entwickeln sich zu Einzelgängern. Für diese knapp einen Meter langen "Halbstarken" bin ich ein potentieller Feind, ein über zwei Meter langer, laute Luftblasen ausstoßender Angreifer.
Dass ich den Schwarm nur fotografieren will, kann ich den Fischen leider nicht vermitteln. Der Schwarm pariert jede meiner Bewegungen. Wie eine Amöbe transformiert die gigantische Masse ihr Äußeres. Ich tauche unter die Barrakudaschule (Sphyraena qenie) und bemerke die Nervosität der Fische. Bis jetzt konnte ich den Atem anhalten um die Tiere nicht unnötig zu beunruhigen. Doch letztendlich siegt der Atemreiz. Ein Luftschwall strömt aus meinem Lungenautomaten und steigt laut blubbernd gen Oberfläche. Im Bruchteil einer Sekunde explodiert die dunkle Fischwolke zu einem ringförmigen Kreisel. Mein Herz schlägt vor Erstaunen Purzelbäume. Ein Barrakuda (Sphyraena qenie) folgt dem nächsten auf einer Ellipsenbahn. Sonnenstrahlen werden von Milliarden Fischschuppen nach allen Seiten hin reflektiert. Mit etwas Fantasie ähnelt das strahlende Gebilde einem beleuchteten Karussell. Ich tauche höher. Plötzlich bin ich der Mittelpunkt des Geschehens. Die Fische vollführen einen Ringeltanz um mich. Gut, dass ich nicht an Platzangst leide. Ich drehe mich im Mittelpunkt nach allen Seiten und erblicke immer wieder dasselbe Bild. Fischleib an Fischleib und abertausend Augen starren mich an. Der Wirbel ist so dicht, dass man das Blau des Wassers nicht mehr erkennt. Ich drehe mich mit den Fischen im Uhrzeigersinn. Lichtstrahlen durchdringen die Wasseroberfläche und projizieren oszillierende Muster auf die aneinandergereihten Fischrücken. Ein leichtes Schwindelgefühl bildet sich in meinem Kopf. Dieses Phänomen ist den kreisenden Fischen ein Fremdwort.

Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks halten die einzelnen Tiere gleichbleibenden Abstand voneinander. Die Barrakudas (Sphyraena qenie) vermeiden jeglichen Körperkontakt, um die Beweglichkeit des Trupps nicht zu gefährden. Dank ihres Seitenlinienorgans, einem hochempfindlichen Organ, das kleinste Druckschwankungen im Wasser analysiert und ihrer hochentwickelten Augen, schwimmen die Fische in stets gleicher Distanz voneinander.
Doktorfisch, Schwarm Doktorfische, PRIONURUS LATICLAVIUS, Ekuador, Ecuador, Südamerika, Galápagos, Galapagos, Pazifik
Großaugenbarsche und Taucher, Priacanthus hamrur, Mikronesien, Pazifik
Schwarm von Schwerenschwanz-Sergant, Abudefduf sexfasciatus, Beqa Lagoon, Viti Levu, Fidschi
Schwarm Weisskehl-Doktorfische, Acanthurus leucosternon, Malediven, Indischer Ozean, Meemu Atoll
Haremsfahnenbarsche und Korallenriff, Pseudanthias squamipinnis, Ägypten, Aegypten, Zabargad, Zabarghad, Rotes Meer
Gelblinien-Fuesiliere ueber Korallenriff, Pterocaesio tesselata, Raja Ampat, West Papua, Indonesien
Makrelenschwarm, Macarela estornino, Scomber japonicus, Mexiko, Cortezsee, Niederkalifornien, La Paz
Dunkelflossen-Barrakuda, Sphyraena qenie, Papua Neu Guinea, Pazifik
Glasfische und Taucher unter Holzsteg (Tauchbasis Lankayan), Parapriacanthus ransonneti, Malaysia, Pazifik, Pacific ocean, Borneo, Lankayan
Atlantische Faecherfische jagen Sardinen, Istiophorus albicans, Isla Mujeres, Halbinsel Yucatan, Karibik, Mexiko
Grossaugen-Schnapper und Taucher, Lutjanus lutjanus, Raja Ampat, West Papua, Indonesien
Halsband-Falterfisch, Schmetterlingsfisch, Chaetodon collare, Malediven, Indischer Ozean, Ari Atoll
Gelbrücken-Füsilier, Caesio teres, Malediven, Indischer Ozean, Ari Atoll
Gestreifte Schnepfenmesserfische, Centriscus scutatus, Raja Ampat, West Papua, Indonesien
Schwarm Gelbstreifen-Heringsmakrelen in Lagune der Insel Ahe, Selaroides leptolepis, Cenderawasih Bucht, West Papua, Indonesien
Dunkelflossen-Barrakudas, Sphyraena qenie, Sudan, Afrika, Rotes Meer
Schwarm Buckel-Schnapper und Taucher, Lutjanus gibbus, Malediven, Indischer Ozean, Meemu Atoll
Maskenfalterfische und Taucher, Chaetodon semilarvatus, Ägypten, Aegypten, Rotes Meer, Hurghada
Schwarm-Wimpelfische und Taucher, Heniochus diphreutes, Malediven, Indischer Ozean, Ari Atoll
Korallenriff mit Fahnenbarschen, Pseudanthias squamipinnis, Nord Ari Atoll, Malediven
Schwarm Fünfstreifen-Schnapper und Taucher, Lutjanus quinquelineatus, Malediven, Indischer Ozean, Ari Atoll
Grossaugen-Stachelmakrelen im Schwarm, Caranx sexfasciatus, Blue Corner, Mikronesien, Palau
Rote Pinjalo Schnapper am Riff, Pinjalo lewisi, Nagali, Fidschi
Schwarm-Wimpelfisch, Heniochus diphreutes, Malediven, Indischer Ozean, Ari Atoll
Großaugenbarsche, Priacanthus hamrur, Papua Neu Guinea, Pazifik
Schwarm Grossaugen-Stachelmakrelen, Caranx sexfasciatus, Tulamben, Bali, Indonesien
Gruppe Rote Grossaugenbarsche, Priacanthus hamrur, Blue Corner, Mikronesien, Palau
Daher können Tausende von Fischen gleichzeitig schwenken, ohne einander in die Quere zu kommen. Die Bewegungen sind dabei so exakt abgestimmt, dass sich in mir der Eindruck erweckt, als ob der Schwarm die räumlich weit auseinanderliegenden Sensoren sämtlicher Tiere gemeinsam nutzt.

Das Kommando für einen Richtungswechsel kann dabei von jedem einzelnen Fisch kommen. Ob aber der Schwarm einem solchen "zufälligen ersten" folgt, hängt von der "Ansteckbarkeit" der Handlung ab. Und nur wenn die Mehrheit sich dem ersten anschließt, zwingt sich dem Rest die Zweckmäßigkeit der Handlung auf. Dieses Verhalten zeigt sich besonders deutlich, als ich mich einer Seite der Fischellipse nähere. Ein Barrakuda (Sphyraena qenie) schert plötzlich aus und ein kleiner Teil des Schwarms folgt ihm, während die restlichen Tiere weiterhin im Kreis schwimmen. Sichtlich überrascht von der eigenen Courage will sich das unfreiwillige Leittier wieder eingliedern. Sein Ausflug hat Folgen. Von einer Sekunde zur anderen bildet sich innerhalb des ellipsenförmigen Fischstrudels ein weiterer Wirbel. Das Ausmaß dieses Schwarms zeigt mir, dass die Tiere hier reichlich Nahrung vorfinden. Der Schwarm bietet den Einzeltieren nicht nur Schutz, sonder auch Vorteile bei der Jagd. Denn viele wachsame Augenpaare machen nicht nur eher einen Feind aus, sie erspähen auch schneller gute Futterplätze. Sollte aber einmal die Nahrung nicht mehr für alle reichen, können sich Untergruppen abspalten. Individuelle Vorteile sind der Lohn des sozialen Verhaltens in einem Schwarm. Den Sozialtrieb hat man bei Fischen mit unterteilten Aquarien getestet. Ein kleiner Schwarm wurde in einen abgeschlossenen Teil gesetzt und in den angrenzenden ein einzelner Fisch. Bereits nach kurzer Zeit schwamm der Einzelfisch dicht an der Glasscheibe synchron zum Schwarm. An den Hirnen von Fischen haben Wissenschaftler weiter untersucht, wie solche gemeinsamen Handlungen gesteuert werden.

Nachdem einem Schwarmfisch Teile des Vorderhirns entfernt wurden, hat man ihn wieder in seinen Schwarm entlassen. Körperlich war der Fisch nicht beeinträchtigt, er konnte schwimmen und fressen. Gestört war nur sein Schwarmverhalten - er folgt nämlich nicht mehr seiner "Schule", sondern schwamm in völlig andere Richtungen. Dieser Versuch zeigt, dass das Zentrum der Verhaltenssteuerung offenbar im Großhirn liegt. Für den Schwarm hatte dies aber weitreichendere Folgen: Der operierte Schwarmfisch wurde zum Führer der Schule, die ihm beharrlich durch den starken Trieb zur Geselligkeit folgte. Am nächsten Tag ankert unser Boot am Arches Reef in der Bismark Sea.

Die "STAR DANCER", ein luxuriöses Tauchsafarischiff aus der Peter Hughes Flotte dümpelt im Strömungsschatten des Riffs. Unser Tauchziel ist ein unterseeisches Korallenriff in Form eines Torbogen in rund vierzig Metern Tiefe. Unser Unterfangen ist jedoch nicht ganz einfach. Der Torbogen liegt inmitten eines strömungsreichen Kanals etwa hundert Meter vom Hauptriff entfernt. Da vom Hauptriff zum Torbogen kein Sichtkontakt besteht, wurde eine Strömungsleine gespannt. Langsam hangele ich mich quer über den Kanal in die Tiefe. Die Prozedur kostet Zeit und Kraft, denn ich habe wegen der mitgeführten Unterwasserkamera nur eine Hand frei. Unerbittlich zerrt die starke Strömung an jedem Körperteil. Meine Flossen flattern wie Fahnen im Wind. Am Ziel angekommen, suche ich erst mal Schutz im Strömungsschatten des Torbogens. Jeder Quadratzentimeter dieses Riffs ist bewachsen und lebt.
Und über den zahllosen Korallen- und Weichtierarten wuseln Millionen von leuchtend orangefarbenen Fahnenbarschen (Pseudanthias tuka). Die quirligen Schwimmer sind ständig in Bewegung und jagen mit großer Ausdauer nach Zooplankton - mikroskopisch kleinen Krebstierchen. Zwischenzeitlich hat sich mein Puls wieder normalisiert und ich tauche auf die gegenüberliegende Seite des Riffs. Die Fahnenbarsche zeigen hier wenig Scheu. Vorsichtig nähere ich mich einem Männchen mit imponierend aufgestellter Rückenflosse. Stolz platziert er sich genau zwischen seinem Harem und mich. Dabei tänzelt er vor der Kamera, als ob er mich vertreiben möchte. Soviel Frechheit hätte ich dem kleinen Wicht nicht zugetraut. Ich folge mit der Kamera seinen hektischen Schwimmbewegungen. Plötzlich bleibt er stehen, überdehnt seine lange Rückenflosse nach vorne und beginnt herzhaft zu gähnen. Mit Müdigkeit hat dieses Verhalten jedoch nichts gemeinsam. Dies ist eine eindeutige Drohgebärde. Die Chance lasse ich mir nicht entgehen. Ich drücke auf den Kameraauslöser und der Unterwasserblitz speit eine gewaltige Lichtfontäne.

Dies war offensichtlich zu viel für ihn. Blitzschnell huscht er in eine der zahlreichen Korallenspalten. Ängstlich inspizieren mich die verbliebenen Haremsdamen. Männchen und Weibchen unterscheiden sich bei den Fahnenbarschen oftmals so sehr, dass man sie für unterschiedliche Arten halten könnte. Das Außergewöhnliche an Fahnenbarschen ist jedoch, dass alle Arten dieser Familie Folgezwitter sind, sie ihr Geschlecht also aufgrund äußerer Einflüsse ändern können. Alle Fahnenbarsche (Pseudanthias tuka) schlüpfen als Weibchen. Die Männchen haben ein Territorium und bewachen in ihrem Harem 5 bis 36 Weibchen mit einer geradezu fanatischen Eifersucht. Während der Balz werden die Farben intensiver und die Rückenflossen stellen sich auf, so dass die verlängerten Strahlen deutlich sichtbar sind. Die Geschlechtsumwandlung vom Weibchen zum Männchen wird vom dominierenden Männchen kontrolliert.
Durch "soziale Unterdrückung" werden die Weibchen daran gehindert, sich in Männchen umzuwandeln. Stirbt das Männchen, so wandelt sich das ranghöchste Weibchen innerhalb einer Woche in ein Männchen um. Über das Fortpflanzungsverhalten der meisten Schwarmfischgattungen wissen wir auch im einundzwanzigsten Jahrhundert nur wenig. Noch immer hütet das Meer sehr erfolgreich seiner Geheimnisse. Barrakudas (Sphyraena qenie)  scheinen, wie viele andere Fische auch, nur bei Vollmond abzulaichen. Sie wandern dann weite Strecken und versammeln sich in großen Schwärmen an Riffrändern oder in strömungsreichen Kanälen. Den Grund für dieses Verhalten kennen wir nicht.
Wahrscheinlich haben Wissenschaftler das Weltall besser erforscht, als das Leben wenige Meter unter der Meeresoberfläche. Ich reiße mich aus meinen Gedanken und gleite wieder über meine Traumwelt. Mannshohe Schwämme stehen zwischen weit ausladenden Steinkorallen. Gestreifte Schmetterlingsfische huschen an leuchtend roten Weichkorallen vorbei. Graue Riffhaie patrouillieren an der Kante. Ein Weibchen trägt noch sichtbare Bissspuren vom wilden Paarungsritual. Ich verlasse den Torbogen und tauche im Strömungsschatten zum Sandgrund. Aus einer Steinnische quillt eine kugelförmige Masse und gleitet wie ein gasgefüllter Ballon knapp über dem Sandgrund. Vorsichtig lasse ich mich vor dem Gebilde auf dem Sand nieder: Korallenwelse (Plotosus lineatus)! Der dichte Schwarm ist klein, etwa so groß wie ein Basketball. Zwischen den Individuen passt kein Blatt Papier, obwohl ihre Rückenflossen giftig sind. Mir ist unbegreiflich, wieso sich die Korallenwelse (Plotosus lineatus) in diesem Gedränge nicht gegenseitig verletzten. Gemächlich nähert sich der Schwarm meiner Unterwasserkamera. Die unteren Fische des kugelförmigen Schwarms durchwühlen mit den Kinnbarteln den Sandgrund nach Fressbarem während knapp darüber die restlichen Tiere mich nicht aus den Augen verlieren. Und sie roulieren! Die vorderen Tiere sinken langsam zum Grund, während die hinteren nach oben schwimmen. Der Anblick erinnert mich an eine rollende Bowlingkugel. Und auch die Farbe der wuselnden Fische würde passen. Nur noch dreißig Zentimeter trennen uns. Ich wage es nicht zu atmen. Jedes Geräusch könnte die perfekte Kugelformation zerstören.

Zwanzig Zentimeter. Jetzt oder nie. Der Unterwasserblitz zerstört nur kurzfristig die Formation. Schnell finden sie sich wieder und mir gelingen weitere Aufnahmen. Plötzlich hüllt sich alles in Schatten. Ich blicke nach oben. Ein Stachelmakrelenschwarm (Canranx sexfasciatus) überfällt das Riff. Hinüber ist der scheinbare Frieden. Alle Flossenträger flüchten nach dem Motto "Rette sich, wer kann". Über mir herrscht ein heilloses Durcheinander. Nicht allen gelingt die Flucht. Silbrige Fischschuppen funkeln im Sonnenlicht und visualisieren deutlich die Vergänglichkeit des Lebens. So schnell und überraschend, wie der räuberische Schwarm auftaucht, verschwindet er wieder in den Weiten des Ozeans. 


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