Schillerfalter - Schillernde Luftakrobaten

Schillernde Luftakrobaten

EXPOSÈ von Andreas Scholz

Der Große und der Kleine Schillerfalter zählen zu den farbenprächtigsten Vertretern der heimischen Schmetterlingswelt. Die beiden Arten sind für Laien schwer zu unterscheiden.

Wer im Frühsommer an einer offenen Lichtung im Auenwald einen Spaziergang unternimmt, erlebt so manche Überraschung. Sitzen da auf den frischen Pferdeäpfeln am Wegesrand etwa Schmetterlinge? Der Eindruck täuscht nicht. Männliche Schillerfalter haben ein starkes Interesse an tierischem Kot, saugen aber auch an Aas und nasser Erde. In einem Pferdeapfel stecken viele mineralische Elemente. Hier nehmen sie Mineralsalze und Aminosäuren auf, die mutmaßlich zur Reifung der Spermien benötigt werden. Weibchen dagegen saugen hoch oben Honigtau und bodennah an überreifen Früchten.

Große Spannweite

Der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) und der Große Schillerfalter (Apatura iris) zählen zu den Edelfaltern und dort zur Unterordnung der Apaturinae. Manchmal fliegen diese beiden Arten gemeinsam im selben Lebensraum. In Europa kommt mit dem Östlichen oder Donau-Schillerfalter (Apatura metis) eine dritte Art vor, ihr Vorkommen ist auf die Unterläufe von Donau und Drau beschränkt.

Der Große Schillerfalter zählt mit einer Flügelspannweite von sieben Zentimetern zu den größten Schmetterlingen der heimischen Fauna. Beide Arten verfügen über einen guten Geruchssinn. Ein Stück Käse kann als Lockmittel dienen, um die wunderschönen Männchen aus der Nähe zu beobachten.

Die Raupen dagegen sind stark spezialisiert – die des Großen Schillerfalters fressen an Salweide, die des Kleinen an Espe.

Die Raupen überwintern angesponnen in Astgabeln oder Rindenritzen.frei sitzend in den Astgabeln. Juni,Juli und August sind die besten Monate, um die schillernden Gaukler der Lüfte zu beobachten. Dann finden sich Männchen und Weibchen zur Paarung ein. Die Balz findet in luftiger Höhe statt im Kronenbereich statt.

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Binde mit Zahn

Die Flügeloberseite ist bei den Schillerfaltern dunkelbraun gefärbt. Weitere optische Charakteristika: weiße Punkte auf dem Vorderflügel und ein Augenfleck auf dem Hinterflügel. Selbst Experten tun sich gelegentlich schwer, die beiden Schmetterlingsarten auseinanderzuhalten. Beim Großen Schillerfalter ist im Gegensatz zum Kleinen Schillerfalter der kreisrunde Fleck auf der Vorderflügel-Oberseite nur schwach ausgeprägt, während er beim Kleinen orange umrandet ist.

Außerdem ist der Innenrand der weißen Distalbinde auf der Hinterflügeloberseite beim Kleinen Schillerfalter kurvig gebogen, beim großen dagegen fast gerade. Die weiße Binde im Hinterflügel weist beim Großen Schillerfalter am Hinterrand einen deutlichen Zahn auf, der der insgesamt viel unruhiger verlaufenden Binde des Kleinen fehlt.

Obwohl sowohl der Kleine als auch der Große Schillerfalter von Mitteleuropa bis nach China verbreitet sind, beklagen Naturschützer in Deutschland regionale Rückgänge. Die Hauptursache dürfte die intensive Forstwirtschaft sein: wenn junge Weiden- und Espengebüsche gefällt werden, fehlen den Raupen die wichtigsten Futterpflanzen.

Text: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz und Bildagentur Zoonar (Markus Rebmann, Frank Hecker)

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