Das Pfaffenhütchen

„Rosakäppchen“ steht im Walde

Das Pfaffenhütchen mit seinem purpurrosafarbenen „Outfit“ fällt im goldgelben Herbstwald sofort auf.

Bis Mitte November sind bei jedem Herbstspaziergang die rosafarbenen Kapseln und der Orange farbene Samen ein wahrer „Eyecatcher“.

Ein Farbenmix aus Gelb, Rot und Orange ziert derzeit die Natur im Land. Der Goldene Oktober macht(e) seinem Namen alle Ehre. Bis in den November hinein hält der bunte Farbenzauber in Weinbergen, im Garten und im Wald an. Zur Farbenexplosion am Wegesrand trägt aktuell auch das „Pfaffenhütle“ bei. Erst im Oktober und November registriert der aufmerksame Spaziergänger den Gewöhnlichen Spindelstrauch – so der offizielle Name des Pfaffenhütchens. Erst wenn die purpurrosafarbenen Kapselfrüchte reif sind und der Orange farbene Samen in der geöffneten Kapsel sichtbar wird, erhält das Pfaffenhütchen unsere Aufmerksamkeit. Dass der Pfaffenhütchen-Strauch bereits im Juli blüht, wissen die wenigsten.

Geistlicher Name
Das Pfaffenhütle – auch Pfaffenkäpple oder Spindelbaum genannt – trägt seinen Namen in Anlehnung an die Kopfbedeckung katholischer Geistlicher. Die Pflanzenteile des Pfaffenhütchens sehen verlockend aus, sind aber giftig. Ein Verzehr ist nicht empfehlenswert – es kann zu heftigen Magen-Darm-Problemen oder sogar zu Leben- und Nierenschäden kommen. Vor allem Kinder sollten sich nicht von dem verführerischen Aussehen täuschen lassen. Das Pfaffenhütchen enthält Glykoside, die die Herzmuskulatur nach Verzehr stark beeinnträchtigen können.

Das Pfaffenhütchen erfüllt eine wichtige ökologische Funktion. Es ist ein wichtiges Flurgehölz im Kampf gegen Erosion. Auch bei der Ufer- und Böschungssanierung erweist sich der Spindelstrauch als wertvoll. Das Holz des Spindelstrauches wurde früher oft für verschiedene Zwecke im Handwerk verwendet. Bis heute dient der Spindelstrauch im Uhrmacherhandwerk als Putzholz. Ein Hölzchen aus dem Spindelbaum eignet sich beispielsweise hervorragend zum Reinigen von Trieben in mechanischen Uhrwerken. Der Herbstspaziergänger freut sich derweil einfach nur über die schöne Herbstfärbung. Da das Pfaffenhütchen ein beliebtes Zierholz in Gärten und Parks ist, gibt es auch in diesem Herbst wieder einen schönen Farbenzauber am Wegesrand.

Kein schöner Anblick im Frühjahr sind allerdings in manchen Jahren eingesponnene Pfaffenhütchen-Büsche. Die „Gespensterbüsche“ sind das Werk der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte. „Es sind die Gebilde der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte“, bekräftigt Jörg Brucklacher. Eine Massenvermehrung der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (lateinisch: Yponomeuta cagnagella) kommt alle paar Jahre vor und ist ganz normal.

Die gelblich-weißen Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte sind äußerst gefräßig, aber für den Menschen völlig harmlos. Im Gegensatz zum Eichenprozessionsspiner haben die Larven der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte keine Brennhaare. Hautausschläge oder Augenreizungen, die bei einem zu engen Kontakt mit dem Prozessionsspiner entstehen, sind bei der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte ausgeschlossen. Was aber kann der Gartenfreund oder der Wiesenbesitzer jetzt eigentlich unternehmen, der sich an den „Gespenstergebilden“ an Busch und Baum stört? Der Rat von Förstern und Umweltexperten: „Bloß nicht irgendwas spritzen, damit macht man die Misere der Natur nur noch schlimmer, das Gift schädigt auch zahlreiche andere Organismen. Abwarten und Tee trinken, heißt der altbewärte Rat: Die befallenen Sträucher werden zwar geschwächt, sie treiben aber rasch wieder aus, wenn die Raupen verschwunden sind.

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Fotos: Andreas Scholz und Jürgen Vogt
Text: Andreas Scholz