Frömmige „Rebellen“ - 500 Jahre Martin Luther

„Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“
Frömmige „Rebellen“

von Andreas Scholz

500 Jahre ist es her, dass Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg seine 95 Thesen veröffentlichte, in denen er die vorherrschenden Kirchenstrukturen kritisierte. Zahlreiche Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum erinnern 2017 im Südwesten der Republik daran, wie Luthers reformatorische Ansätze sich dank intelligenter Köpfe wie Johannes Brenz oder Phillip Melanchthon im Südwesten ausbreiteten. Die kritischen Zeitgeister hinterfragten schon im 16. Jahrhundert die politische und geistliche Weltordnung: sie galten als „gemäßigte“ Revoluzzer, von denen es heute gerne wieder mehr geben dürfte, um den Despoten der Welt die Stirn zu bieten.

Das profitorientierte Treiben des Ablasspredigers Johann Tetzel gilt bis heute als größter Auslöser für Luthers Thesen. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ - so sprach einst Johann Tetzel unverfroren die Menschen zu Beginn des 16. Jahrhunderts an. Der Ablassprediger schlug kräftig Kapital aus den Urängsten von kleinen und großen Sündern vor dem Fegefeuer. Martin Luther war die fragwürdige Seelenfängerei irgendwann zu bunt: Er wollte sich von den kirchlichen Hierarchien befreien. Der Glauben sollte seiner Meinung nach nicht für ökonomische Zwecke missbraucht werden.

Luthers reformatorische Thesen lösten ein großes Echo aus.Seine Thesen verbreiteten sich mithilfe des aufkommenden Buchdrucks wie ein Lauffeuer. Rasch fand der evangelische Theologe viele Mitstreiter, die sich seiner Kirchenkritik anschlossen. Luther war der Ansicht, dass Glaube und Religion einen immer persönlich betreffen. Durch sein häufiges Ringen mit Gott ist Martin Luther den Menschen auch im 21. Jahrhundert näher als gedacht. Es würde den Rahmen des Artikels sprengen, um Luthers Lebenswerk vollständig aufzuzählen.

Klar ist jedoch, dass Martin Luther die Initialzündung für die Aufspaltung des Kirchenwesens im Laufe des 16. Jahrhunderts gab, was aber eigentlich nie seine Absicht war. Ihm ging es damals vor allem um Kritik am katholischen Kirchenwesen. Er monierte, dass die Kirche inzwischen zu stark von weltlichen Dingen vereinnahmt wurde, anstatt dass sich diese aufrichtig und intensiv mit aufkeimenden Glaubensfragen und Zweifeln der Menschen befasst.

Er zweifelte in seiner Streitschrift mit dem Papst außerdem die höchste christliche Instanz im Heiligen Römischen Reich an. „Der Papst ist ein Maulesel und unwürdiger Hohepriester, der die christliche Kirche moralisch verdirbt und verrät", so die Hauptkritik. Es kam zum Eklat. Luther sollte 1521 auf dem Reichstag in Worms im Beisein des Kaisers seine Thesen und Diffamierungen widerrufen. Luther reiste nach Worms. Er wurde dort vom Volk umjubelt und blieb standfest.

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Die Heimatstadt Bretten widmet ihrem berühmtesten Sohn anlässlich des Reformationsjubiläums und dem 1250-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2017 eine Reihe an Sonderveranstaltungen. Im Melanchthonhaus finden im Laufe dieses Jahres unter anderem spannende Vorträge zur Reformation rund um Luther, Melanchthon und Co. Statt, die von der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten moderiert werden.

Ebenfalls sehenswert ist die Ausstellung „Ora et labora“ (Bete und Arbeite) im Schweizerhof, die vom 6. April 2017 bis 3. Oktober 2017 läuft. Die Ausstellung skizziert die historischen Wechselbeziehungen zwischen Glaubensüberzeugungen und wirtschaftlichen Handlungsprinzipien. Das kulturhistorische Erbe von Melanchthon wird jedoch hauptsächlich im Melanchthonhaus sichtbar. Die zahlreichen Schautafeln verraten: Melanchthon war ein Universalgenie, der als Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe, Lehrbuchautor und neulateinischer Dichter wirkte.

Zudem galt der Reformator als wichtigster und engster Mitarbeiter Luthers. Die erste Begegnung der beiden fand im Jahr 1518 statt. Melanchthons Grab findet sich direkt neben Luthers letzter Ruhestätte in der Wittenberger Schlosskirche. Bereits im zarten Alter von elf Jahren verlässt Philipp seine Heimatstadt Bretten und zieht nach Pforzheim, wo er die Lateinschule besucht. Dank seinem großen Sprachentalent beherrscht er schnell die alten Sprachen Latein und Griechisch. Mit 13 Jahren nimmt er bereits in Heidelberg ein Studium auf. Drei Jahre später wechselt an die Universität Tübingen und belegt dort die Studienfächer Latein, Griechisch, Hebräisch, Philosophie und Astronomie).

Der Sprachen-Pfiffikus ist gerade mal 19 Jahre jung als er zum Professor für griechische Sprache an der Universität Wittenberg berufen wird. In Wittenberg ist Philipp Melanchthon auch Martin Luther wieder ganz nah. Neben Luther gilt Melanchthon als die treibende reformatorische Kraft. Im Jahr 1520 heiratet er Katharina Krapp, die ihm vier Kinder gebärt. Philipp Melanchthon zählt zu den bedeutendsten Gelehrten des 16. Jahrhunderts. Er setzte sich an den Universitäten für eine universale Bildung der Studierenden ein. Neben Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik sollten junge Menschen seiner Meinung nach auch an neue Studieninhalte wie Alte Sprachen, Geschichte oder Poesie herangeführt werden.

Bereits im 16. Jahrhundert ereilte Melanchthon ein Personenkult. Herausragende Künstler der damaligen Zeit wie Lucas Cranach oder Albrecht Dürer bannten den „Popliteraten“ des 16. Jahrhunderts auf Leinwand und Papier. Joachim Camerarius verfasste bereits zu Lebzeiten eine Biographie über seinen langjährigen Weggefährten. Der Ghostwriter notierte unermüdlich Anekdoten und Fakten rund um das facettenreiche Lebenswerk von Melanchthon. Der biographische „Mittelalterkrimi“ liest sich spannender als die „Lebensbeichte“ von C-Promis, die auf 200 Seiten die primitivsten (B)analitäten ihrer „erfolgreichen“ Dschungelcamp-Teilnahme in die Welt hinaus blöken. Eine Quelle im Melanchthonhaus belegt, dass Melanchthon im Laufe seines Lebens rund 11.000 Briefe geschrieben hat!

Literarisch ebenfalls über jeden Zweifel erhaben waren die Schriftstücke von Johannes Brenz (1499-1570). Der lutherische Theologe wirkte viele Jahre als Reformator in Schwäbisch Hall, die damals eine freie Reichsstadt war.
Er führte die Reformation in der Kocherstadt nach und nach ein. Brenz kritisierte unter anderem die Heiligenverehrung. In den Haller Kirchen St. Michael und in St. Katharina trieb er den Umbau der Kirchenordnung voran.

Er setzte sich außerdem dafür ein, dass talentierte Schüler aus armen Verhältnissen ebenfalls Latein lernen konnten. Sein reformatorischer Ansatz im Schulwesen sah außerdem vor, dass Mädchen ebenfalls Schulunterricht erhalten sollten. Brenz verfasste mehrere Katechismen (=Handbücher zu Grundfragen des christlichen Glaubens. Sein Rat war auch außerhalb von religiösen Themen gefragt. Brenz forderte beispielsweise nur milde Strafen für die Rädelsführer um dem Schwäbischen Bauernaufstands des „Armen Konrads“, der um 1514 im Remstal startete. Brenz lehnte auch die Bilderstürme ab, die durch die Aufspaltung des Kirchenwesens zunahmen.

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Speziell für Geschichtsinteressierte lohnt sich im Reformationsjahr ein Besuch in Rothenburg ob der Tauber. Im mittelalterlichen Kriminalmuseum ist bis Ende 2018 noch eine Sonderausstellung geöffnet, die sich mit der Hexenverfolgung im Mittelalter beschäftigt. Die Ausstellung geht auch der Frage nach, wie Martin Luther dem Hexenglauben gegenüberstand. Spannende Details zur Reformation und zu Hexenprozessen in Rothenburg ob der Tauber und in Franken runden die Museumsausstellung im Tauberstädtchen ab. Schautafeln und Erinnerungsstücke an das Wirken von Primus Truber dürfen da keineswegs fehlen.

Von Rothenburg lohnt sich übrigens ein Abstecher ins benachbarte Ansbach. Im Markgrafenmuseum bildet die Reformation im Jubiläumsjahr ebenfalls einen inhaltlichen Schwerpunkt. Zudem lockt die direkt gegenüber liegende Johanneskirche nicht nur mit ihrer erhabenen Stille für eine „spirituelle“ bzw. innere Einkehr: an den kunstvoll verzierten Fenstern der protestantischen Kirche prangen das Konterfei von Luther und bunte Luther-Rosen. Mit echten Rosen kannte sich dagegen eher der Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566) aus, der viele Jahre in Ansbach forschte. Während Luther und seine Mitstreiter in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Kirchenwesen reformierten, erkundete der Namensgeber der Fuchsie zeitgleich die Pflanzenwelt.

Um noch einmal kurz auf Prims Truber zurückzukommen: ein Teil seines umfangreichen Schriftwerks wurde später zu Lebzeiten in einer Druckerei in Bad Urach publiziert. Die Amanduskirche in Bad Urach bildete einst ebenfalls einen wichtiger Ort der Reformation. Der Herzog Ulrich von Württemberg hielt sich hier länger auf. Der Herzog entdeckte die Reformation aber erst im schweizerischen Exil für sich. Nach seiner Rückkehr ins Schwabenländle setzte er sich für die Einführung der Reformation ein.

Einen lehrreichen Einblick in die Reformation im Südwesten der Republik liefert auch der Reformationsweg in Crailsheim. Auf mehreren Stationen werden die Anfänge und der Verlauf der Reformation geschildert. Wissbegierige Besucher der Jagststadt erfahren außerdem, dass in Crailsheim mit Adam Weiß ebenfalls ein überregional bedeutsamer Reformator lebte.

Im benachbarten Hohenlohekreis gibt es ebenfalls einen Reformationsweg. An mehreren Stationen in Künzelsau ist beispielsweise die berühmte Luther-Rose ins Kopfsteinpflaster eingraviert. Dort hängen Schautafeln, die nachzeichnen, wie die Reformation sich im Hohenloher Land schrittweise durchsetzt. Neben den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und dem Bischof von Würzburg waren zu Reformationsbeginn auch die Grafschaftslinie Hohenlohe sowie die Adelsgeschlechter von Berlichingen oder von Stetten einflussreiche Akteure im damaligen Hohenlohe. „Götz von Berlichingen machen Historiker des Hohenloher Zentralarchivs in Neuenstein als eine der ersten reformatorischen Kräfte aus.

Die evangelischen Kirchenbezirke in Künzelsau und Öhringen bieten im Lutherjahr eine Reihe an Veranstaltungen zur Reformation an. In fesselnden Vorträgen wird sichtbar, dass auch einzelne Mitglieder der Adelslinie Hohenlohe der Reformation zugetan waren. Fern der Hohenloher Heimat veröffentlicht Graf Sigmund von Hohenlohe in Straßburg im Jahr 1525 das „Kreuzbüchlein“ und wendet sich immer mehr der reformatorischen Lehre zu. Auf dem Untermünkheimer Tag im Jahr 1543 stimmen die Grafen von Hohenlohe auf sanften Druck von Landgraf Philipp von Hessen zu, dass die Pfarreien Untermünkheim und Braunsbach mit evangelischen Pfarrern besetzt werden.

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In die Vorstufe der aufkeimenden Reformation fällt die Lebensgeschichte von Graf Kraft VI. von Hohenlohe (1450-1503). Die Zeit zwischen 1492 und 1503 ist für Historiker eine spannende Periode. Christoph Columbus bricht zu seinen zahlreichen Entdeckungsreisen auf und Kopernikus stellt seine These auf, dass die Welt keine Scheibe ist. Derweil stößt Kraft VI. der lasterhafte Lebensstil der Stiftsherren in Öhringen bitter auf. Das Raufen, Spielen und Zechen der Stiftsherren findet er unerträglich. Der Graf stellt moralische Grundregeln für die die Stiftsherren auf. So belegt er die Stiftsherren unter anderem mit einer Ausgangssperre ab 20 Uhr sowie einem Tanz- und Spielverbot. Sein Maßnahmenkatalog soll einen christlicheren Lebenswandel herbeiführen. Der Graf führt damit in Hohenlohe noch vor Luthers erstem Thesenanschlag den ersten reformatorischen Ansatz ein.

Nicht nur im Hohenloher Land, sondern auch im benachbarten Heilbronn waren es kritische Köpfe, die Luthers reformatorischen Ansätzen positiv gegenüberstanden. Die Reformation in Heilbronn ist eng mit den Namen Johannes Lachmann und Hans Riesser verbunden. Lachmann als Priester und Riesser als Bürgermeister überzeugten den Stadtrat von Luthers neuer Lehre. Die Kilianskirche in Heilbronn wurde zum Ort der Reformation. Im Jahr 1531 wurde die katholische Messe in der Neckarstadt ad acta gelegt. Die Reformation in Württemberg im Auftrag von Herzog Ulrich von Württemberg ebenfalls voran trieb der gebürtige Heilbronner Erhard Schnepf (1495-1558).

Weitere Infos:
www.reformation-wuerttemberg.de
www.luther2017.de
www.melanchthon.com

Text: Andreas Scholz,
Fotos: Andreas Scholz, Bildagentur Zoonar

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