Der Kornbühl und die St. Anna Kapelle

Ein Kleinod auf der Schwäbischen Alb
Ein Kleinod auf der Schwäbischen Alb

Der Kornbühl und die St. Anna Kapelle

Die Schwäbische Alb, ein Mittelgebirge im Süden Deutschlands, überwiegend auf Baden Württembergischen Gebiet, nur im Nordosten wird noch Bayern gestreift, zieht sich mit 200 Kilometer Länge und 45 Kilometer Breite vom Randen bei Schaffhausen bis zum Ries bei Nördlingen.

Die Entstehung verdankt diese aus Ton, Kalk und Mergel bestehende Schichtstufen- landschaft dem Jurameer mit seinen sedimentären marinen Gesteinsablagerungen. Die Jurazeit lässt man vor 195 Millionen Jahren beginnen und vor 145 Millionen Jahren enden. Während dieser Zeit waren große Teile Europas mit Wasser bedeckt. Den Namen verdankt sie dem Naturforscher Alexander von Humboldt, der das für die Schwäbische Alb typische Kalkgestein klassifizierte und einteilte, beginnend vom braunen Jura bis zum weißen Jura Delta. Viele Millionen Jahre zogen ins Land. Das Meer besuchte nicht nur einmal den süddeutschen Raum.

Als sich vor etwa 15 Millionen Jahren die Alb allmählich heraushob, bei gleichzeitiger Absenkung des Albvorlandes, verlief der Albtrauf, also die am Nordwestrand steil abfallende Felskante, noch 25 Kilometer nordwestlicher der heutigen Linie. Der Neckar und seine Zuflüsse haben gute Arbeit geleistet und arbeiten heute noch stetig an der Abtragung, die den Albtrauf allmählich stetig weiter nach Südosten verschiebt. Die Erdrutsche der letzten Jahrhunderte und auch Jahrzehnte zeigen es ganz deutlich.

Der Kornbühl und seine Besonderheit

Nun gibt es auf der Schwäbischen Alb, die seit 2002 zum nationalen Geopark ernannt wurde und seit 2015 sogar als „UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb“ bezeichnet werden darf, unzählige beliebte und sehenswerte Wander- und Ausflugsziele.

Hervorzuheben ist ein regional sehr bekannter Kleonod, der unbedingt einen Ausflug wert ist. Zwischen den Burladingern Ortsteilen Ringingen und Salmendingen dehnt sich das Heufeld rund um den Kornbühl mit der Schichtfläche des Weißjura Beta aus. Der Kornbühl selbst erhebt sich als Kegelberg 90 Meter über dem Heufeld, mit seiner nach dem gleichnamigen Ort benannten Salmendinger Kapelle zur hl. St. Anna und schaut ins Land hinaus. Sie gilt als die schönst gelegene Kapelle der Alb. Der Kornbühl ist ein Ausleger von Weißjura Delta und trotzte über all die Jahrmillionen der Abtragung durch unwirtliche Wettereinflüsse wie Schnee, Eis und Regen.

Die Abhänge des Berges sind heute Naturschutzgebiet. Sie stehen auf trockenen und sonnigen Heiden mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt. So manche Art, die woanders längst verschwunden ist, findet hier noch einen Lebensraum. Acht Orchideenarten, zahlreiche Schmetterlinge, Wildbienen und Laufkäfer sind am Berg beheimatet. Nicht zu vergessen auch die für die Schwäbische Alb symbolhafte Pflanze, die Silberdistel.

Noch im 19. Jahrhundert zwang Armut die Bauern die Hanglagen des Kornbühl landwirtschaftlich zu nutzen. Die steinigen Äcker auf der Albhochfläche waren ohnehin schwierig genug zu bearbeiten und so musste jeder Meter genutzt werden.

Ein überlieferter Spruch über die Älbler, wie die Bewohner der Schwäbischen Alb liebevoll genannt werden, gibt Zeugnis davon:

„Wenn oiner a steinigs Äckerle hot und hot en stumpfe Pflug
und hot drzu a räudigs Weib dahoim, no hat er z‘kratzed gnug.“

Die flächeren Teile des Hanges wurden zum Ackerbau benötigt. Auf den steileren Hängen weiter oben wurde mit mühseliger Handarbeit das Winterfutter für das Vieh eingebracht. Im Herbst trieb man Rinder und Ziegen auf den Berg. Das Ergebnis, der Berg war kahl.

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Heute hat man wieder einen wunderbaren freien Blick zu der Kapelle, die Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut wurde. Erste sichere Hinweise gibt es aus dem Jahre 1507. Damals muss auf dem Kornbühl schon eine Kapelle gestanden haben.
Sie war schon immer Ziel frommer Pilger und Wanderer aus nah und fern gewesen. Auch heute ist sie an Wochenenden ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Wanderer auf der Schwäbischen Alb.

Über Jahrhunderte hinweg hausten in einer Klause vor der Kapelle, die heute noch andeutungsweise auszumachen ist, sogenannte Einsiedler als Hüter und Wächter der Heiligtümer. Zweimal täglich, um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr mußten sie die Glocke läuten, damit den Bauern auf den Feldern die Mittags- und Feierabendzeit kundgetan wurde.

Bevor diese Einsiedler am Kornbühl ihre verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen durften, mußten sie vor dem Dekan ein Examen ablegen, dem Bischof und dem Ortspfarrer Treue und Gehorsam geloben. Eifriges Beten, Bekenntnis zur Armut, Frömmigkeit und Keuschheit, sowie 14-tägiges Beichten gehörte zu ihren Grund-pflichten. Milde Gaben aus der Bevölkerung und Almosen waren ihr Lebensunterhalt.

Bis 1850 wurde diese Eremitenklause bewohnt, bis sie nach allmählichem Zerfall 1872 abgerissen wurde. Das tägliche Läuten jedoch wurde noch bis ins 20. Jahrhundert beibehalten.

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Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Kapelle so manche Reparatur nötig. Schon im Jahre 1573 war eine größere Reparatur notwendig geworden. Der 30jährige Krieg hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen, es soll sogar der Altar geraubt worden sein. Aber schon in der 2. Hälfte des 17.Jahrhundert wurde sie wieder hergerichtet, denn der jetzt noch vorhan-dene Renaissancealtar und die ihn schmückenden Figuren stammen nämlich aus dieser Zeit. Der Altar zeigt die heilige Mutter Anna, die heilige Veronika und der heilige Wendelin. Die Kapelle selbst ist verschlossen, kann jedoch von einem im 18. Jahrhundert angebrachten Nebenraum aus eingesehen werden. Durch Gitterstäbe, die das Eindringen verhindern, werfen fromme und spendenfreudige Menschen Geldmünzen in den Kapelleninnenraum.

Mehrmals in der Woche wandert der heutige im Ehrenamt angestellte Mesner, zur Kapelle hoch, schaut nach dem Rechten und sammelt auch gleich die herumliegenden Münzen auf.

An der Nordseite des Daches ziert ein schlichter Glockenturm die Kapelle. Mitte des 18. Jahrhunderts musste die zersprungene Glocke in Villingen umgeschmolzen werden. Ein Paul Bihler aus dem nahe gelegenen Ringingen trug die 120 Pfund schwere Glocke von dort auf den Kornbühl zu der St. Anna Kapelle. Leider wurde sie im 2. Weltkrieg wieder eingeschmolzen. Die Gemeinde musste nach dem Kriege wieder eine neue Glocke gießen lassen.

Eine letzte gründliche Renovierung der ganzen Kapelle erfolgte 1968/69. Ein neuer Innen- und Außenputz wurde angebracht. Sie erhielt einen neuen Sandsteinboden, sowie neue Fenster und neues Gestühl, so dass sie heute in vollem Glanz über das Heufeld auf der Albhochfläche, an manchen klaren Herbst- oder Wintertagen sogar bis zu den über hundert Kilometer entfernten Alpen, blicken kann.

Besucher- und Wandertipp:

Der Kornbühl kann ganzjährig besucht und erkundet werden. Wenige Kilometer entfernt verläuft der Premiumwanderweg „Dreifürstensteig“ mit seinem aussichtsreichen Höhe-punkt „Dreifürstenstein“, der auch vom Kornbühl aus in einer Stunde auf flachem Terrain erwandert werden kann.

Der Spätherbst oder Winter ist ein Geheimtipp, denn bei klaren Tagen wird man mit eindrucksvollen Fernsichten bis zu den Alpen belohnt. Oft hängen Nebelschwaden in den Senken und Mulden über dem Heufeld, die besondere Stimmungen erzeugen.
Im zeitigen Frühling nach der Schneeschmelze bildet sich am Fuße des Kornbühl ein eindrucksvoller See in einer wasserundurchlässigen Senke. In diesem See spiegelt sich der Kornbühl mit seiner St. Anna Kapelle und bleibt ein unvergessener Anblick, bis nach wenigen Wochen der See langsam wieder in dem Karstgestein der Schwäbischen Alb verschwindet.

Fotos: Juergen Vogt
Text: Juergen Vogt

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