Das Pfrunger Ried – Ein Hochmoor in Oberschwaben

Das Pfrunger Ried – Ein Hochmoor in Oberschwaben

Urwüchsig und ein wenig melancholisch wirkt das Hochmoor im Pfrunger Ried, ein neun Kilometer langer und drei Kilometer breiter Streifen Urlandschaft mitten im süddeutschen Oberschwaben, der seine Entstehung den Gletschern der letzten Eiszeit verdankt.

Seit Tausenden von Jahren gelten Moore als unwirtliches, lebensfeindliches Gebiet. Und so wurden sie auch behandelt: trockengelegt, der Torf abgebaut und verheizt oder Gartenerde in alle Winde zerstreut. Auch in Oberschwaben, einer typischen Endmoränen-Landschaft mit Seen, Rieden und Mooren, wurden die vorhandenen Feuchtgebiete im Lauf der Jahrhunderte in landwirtschaftlich nutzbare Flächen umgewandelt.

Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff fand für die Stimmung im Moor 1844 Worte von düsterer Poesie:

Der Knabe im Moor
O schaurig ist’s übers Moor zu gehen,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche.
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

Zunächst war die Gegend, die ihr Aussehen der letzten Eiszeit verdankt, von Seen, Tundra und schließlich von Wäldern bedeckt. Durch die allmähliche Verlandung ging ein Großteil der Seen in Moore über. Seit den Tagen der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler vor 9000 Jahren hat der Mensch die Landschaft kultiviert und nach seinem Willen geformt.

Ursprüngliche Moorgebiete sind daher nur noch kleinräumig erhalten und werden heute besonders geschützt. Das Pfrunger Ried, zur Hälfte in den Landkreisen Sigmaringen und Ravensburg gelegen, ist mit 2600 Hektar das zweitgrößte Moor Südwestdeutschlands. Übertroffen wird es durch das nahe gelegene, flächenmäßig größere Federseeried bei Bad Buchau.

Während die rund 160 ha große Hochmoorfläche eher arm an Tieren und Pflanzen ist, zählen die angrenzenden Niedermoore zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.

Über 1600 Tier und Pflanzenarten sind im Pfrunger Ried beheimatet, ein guter Grund, um rund 800 Hektar Gelände unter Naturschutz zu stellen, die übrige Fläche als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen.

Mit dem Überwachsenen See, dem Pfrunger-Burgweiler Ried und der Laubbachmühle entstanden hochrangige Naturschutzgebiete, die durch Renaturierungsmaßnahmen ständig erweitert werden.

Die ersten Angaben zur Nutzung des Rieds stammen aus dem 14. Jahrhundert. Berichtet wird von gemeinschaftlicher Weidewirtschaft und Holznutzung durch die Bauern. Ab dem 17. Jahrhundert wurde im Ried zwischen Ostrach und Wilhelmsdorf Torf gestochen, später wurde das Hochmoor industriell ausgebeutet, weil Torfbriketts als Brennstoff für die württembergische Staatsbahn höchst willkommen waren. Die Bauern nutzten den wohlfeilen Torf darüber hinaus auch als Stallstreu.

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Liebhaber seltener Pflanzen finden neben gelben und weißen Seerosen auch verschiedene Orchideen und den Fleisch fressenden Mittleren Sonnentau. Mit den wie Tau glänzenden klebrigen Tropfen auf den Spitzen der Blätter werden Insekten angelockt, festgehalten und an die Verdauungsdrüsen weitergereicht. An ihrem nährstoffarmen Standort benötigen die Pflanzen diese tierische Zusatzkost.

Torfmoose, die dank ihrer Eigenschaft als Wasserspeicher für die Entstehung des Hochmoores verantwortlich sind, prägen neben Bergkiefern das Bild. Heidekraut-gewächse wie die beliebten Heidel- und Preiselbeeren wechseln sich mit der rosa blühenden Rosmarinheide ab, die noch im Hochmoor des Großen Traubens vorkommt, inzwischen aber stark gefährdet ist.

Riedlehrpfad
Um die Besucherströme zu lenken, wurde seit 1980 an einem Riedlehrpfad gearbeitet, der über Brücken und Bohlenwege durch das Pfrunger Naturschutzgebiet führt. Er ist ganzjährig begehbar. Die Öffnungszeiten des Naturschutzzentrums im oberschwäbischen Wilhelmsdorf können per e-mail:
shbnaturschutzzentrum-wilhelmsdorf.de
oder auf der Internetseite:

http://schwaebischer-heimatbund.de/naturschutzzentrum
ermittelt werden.

Fotos: Juergen Vogt
Text: Juergen Vogt

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