Geschichte und Geschichten eines Baches

Geschichte und Geschichten eines Baches

Die Wondreb gab Menschen Arbeit, nahm aber auch einigen das Leben – Briefträger rettete Brief aus dem Wasser und wurde deutschlandweit bekannt

Das Wasser ist des Menschens Lebenselixier. Wir bestehen nicht nur zu etwa 80% aus Wasser, auch ansonsten sind wir in unserem gesamten Leben vom Wasser abhängig. Wasser ist in unserer Umwelt und Umgebung allgegenwärtig in Form von Regen oder Gewässern. Eines von vielen davon in unserer bayerischen Heimat ist die „Wondreb“ im Landkreis Tirschenreuth. Obwohl sie nur ein unbedeutend kleiner Fluss oder besser gesagt Bach ist, war und ist dieses kleine Gewässer in vielfältiger Weise mit den Menschen verbunden. Acht Mühlen und Eisenhämmer versorgte es mit Wasser und gab damit indirekt Generationen von Menschen Brot und Arbeit.

Hier soll kurz der Lauf der Wondreb auf dem Gemeindegebiet der Klosterstadt Waldsassen etwas näher beleuchtet werden...

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Im Winter wurde darauf Schlittschuh gefahren oder wir schlitterten als Kinder nur mit den Schuhen über die Eisfläche. War das Eis noch nicht so stark, zeigten die Burschen ihren Mut und liefen über das noch dünne Eis, das sich unter ihren Füßen gefährlich bog. Wenn jemand in das Eis einbrach, konnte es für denjenigen gefährlich werden, da der Bach hier einen Meter tief war. So erging es auch mir im Alter von 10 Jahren, als wir bei unserem Schulweg die Abkürzung, die eigentlich gar keine war, über das Eis des Mühlbaches nahmen. Kurz bevor ich auf der anderen Seite des Ufers war, brach ich mit dem rechten Fuß im Eis ein. Wenn mich mein Schulfreund Franz im letzten Augenblick nicht an der Hand herausgezogen hätte, wäre ich rücklings in das eiskalte Wasser gefallen. Auch meine spätere Ehefrau, die als Kind in einem Haus neben dem Mühlbach wohnte, fiel einmal beim spielen in den Bach. Da sie damals noch nicht schwimmen konnte, trieb sie mit dem Wasser zum nahen Gatter vor der Mühle. Hier erreichte der Hausmeister, der dies beobachtet hatte, sie noch im letzten Moment und zog sie an den langen Haaren heraus. Weniger Glück hatte einige Jahre später ein zweijähriger Junge, der hier ebenfalls beim spielen in den Bach fiel. Da dieses Unglück niemand bemerkt hatte, musste er ertrinken.

Vor über 50 Jahren, als man das Wasser des Mühlbaches als Antriebskraft nicht mehr benötigte, schüttete man ihn zu. Ein alter romantischer Teil Waldsassen ging somit verloren. In den letzten Jahren kam zwar vereinzelt wieder der Gedanke auf, den Mühlbach wieder durch die Mühlbachgasse fließen zu lassen. Doch die nach der Zuschüttung entstandenen Baumaßnahmen machen dies unmöglich. Als Naturschützerische Maßnahmen wurde jedoch ein Teilstück des Mühlbaches wieder aktiviert. Auf einer Länge von 500 Metern macht er einen Bogen und läuft kurz hinter dem Wehr wieder in die Wondreb zurück.

Die Wondreb selbst wurde 1934/35 vom Reichsarbeitsdienst vom Wehr an bis nach Waldsassen reguliert. Von da an gab es mehrere große Überschwemmungen, die sogar Straßen der Stadt überfluteten. Erst 2015 ..

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Vor ca. 60 Jahren sorgte das Pflichtbewußtseien eines Postbeamten dafür, dass die Wondreb Deutschlandweit bekannt wurde. Und zwar spielte sich folgendes ab. Der besagte Briefträger ging mit der ihm anvertrauten Post über die hölzerne Wondrebbrücke nahe dem Kloster. Mitten auf der Brücke erfasste eine starke Windbö einen Brief und blies ihn in das darunter fließende Wasser. Ohne lang zu überlegen, sprang er diesem in das 60 cm tiefe Wasser nach und rettete diesen. Normalerweise ist dies keine Pressemeldung wert. Ein cleverer Journalist machte jedoch daraus eine interessante Geschichte, die man dann deutschlandweit in den unterschiedlichsten Publikationen lesen konnte. So wurde der Briefträger weit um bekannt. Diese Geschichte erzählte man sich noch jahrelang danach.

Heute werden auch Kanufahrten auf der Wondreb angeboten. Wenn nicht gerade eine Wochenlange Trockenheit für Niedrigwasser sorgt, können im Kultur- und Begegnungszentrum des Klosters Waldsassen (KBUZ), Boote für Kanufahrten ausgeliehen werden.

Hier noch einige Daten von der Wondreb: Sie ist das einzige Gewässer in Altbayern, das mit den Wassern der Eger und Elbe zur Nordsee fließt. Das Einzugsgebiet der Wondreb hat eine Fläche von 507 km2 und ihre Länge beträgt 52 km. Ihr Name ist 1231 „bundrebe“ und 1283 „Wondrebe“. Etwas später wird sie als Wundreb“ bezeichnet. Ihren Ursprung hat der Name in Wunnja und wunne, was uralte Bezeichnungen für Weide- u. Wiesenland sind. Drava und dreb dagegen bedeuten „laufen“. So ist die Wondreb treffend bezeichnend eine „Wiesenläuferin“. Odrava nennt man sie auf tschechischer Seite. Am böhmisch-bayerischen Grenzkamm hat die Wondreb ihren Ursprung. Hier entspringen ihre beiden Hauptquellbäche; der Niklasbach, der hinter der Niklaskirche an der Landesgrenze aus dunkler Walderde sprudelt, und der Griesbach, der südwestlich der gleichnamigen Ortschaft seine Quelle hat. Nahe der tschechischen Stadt Cheb (Eger) wird die Wondreb noch zu einem See angestaut, bevor sie sich mit der Ohře (Eger) vereint.

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Text und Fotos: Walter J. Pilsak