Favoritepark - Verschnaufpause unter Baumkronen


Das Naturschutzgebiet Favoritepark ist die grüne Lunge der Barockstadt Ludwigsburg
Verschnaufpause unter Baumkronen

Das Naturschutzgebiet Favoritepark ist die grüne Lunge der Barockstadt Ludwigsburg

Im Großraum Stuttgart herrscht zur „Rush hour“ oft dicke Luft: Die gigantische Blechlawine verstopft nicht nur die Straßen, sondern setzt leider auch Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid und Benzol in großen Mengen frei. Vom ohrenbetäubenden Lärm ganz zu schweigen. Für eine bessere Filterung der Luft und eine damit einhergehende höhere Aufenthaltsqualität im urbanen Raum sind daher grüne Oasen wie der Favoritepark in Ludwigsburg unerlässlich. Bereits seit 1937 ist die 72 Hektar große Parkanlage in der Barockstadt als Naturschutzgebiet deklariert und erfreut sich seitdem sowohl bei Naturschützern als auch bei Erholungssuchenden großer Beliebtheit.

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Der Name der Parkanlage rührt übrigens von dem barocken Lust- und Jagdschlösschen am Haupteingang des Parks. Das Schloss Favorite liegt auf einer Anhöhe gegenüber des Residenzschlosses Ludwigsburg. Es wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Herzog Eberhard Ludwig nach den Skizzen des Hofbaumeisters Donato Giuseppe Frisoni im Barockstil errichtet. Das Innere des Schlösschens erhielt im 19. Jahrhundert einen klassizistischen Anstrich. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Schlosspark darüberhinaus auf Anordnung des jagdbegeisterten Königs König Friedrich I. in einen Tiergarten umgestaltet. Schon vom Mittelalter bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Waldgebiet im Park zur Eichelmast von Hausschweinen genutzt. Nach und nach veränderte sich das Gebiet durch den Verbiss der Schweine und den daraus resultierenden Auswirkungen für die Böden zu einem Hutewald.

Nach der Umwandlung in einen Tiergarten bevölkerten zur Freude von König Friedrich I. fortan unter anderem Gemsen, und Hirsche den Parkwald. Der Nebeneffekt: viele Jungbäume und Früchte wurden fleißig vom Wild wieder gefressen. Dadurch wurde ein Zuwuchern verhindert. Somit ist bis heute der lichte Weidewald-Charakter erhalten geblieben. Auch für die nachfolgenden Generationen wollen Natur- und Heimatschützer die historische Waldbewirtschaftungsform sichern.

Mekka für Erholungssuchende

Bekannt ist das Schloss Favorite auch aus Film, Funk und Fernsehen. So diente das gediegene Ambiente des Schlösschens dem Fernsehmoderator Wieland Backes von 1987 bis 2014 als Heimstätte der Talksendung „Nachtcafé“. In rund 700 Sendungen empfing der einfühlsame Gastgeber für den Südwestrundfunk mehr als 5.000 Gäste. Heute wird der Favoritepark vor allem von Erholungssuchenden frequentiert. Familien mit Kindern schätzen die abwechslungsreiche Parklandschaft mit ihrem üppigen Baumbestand. „Wir verbringen mit unseren drei Kindern immer wieder schöne Stunden im Favoritepark. Wir sammeln dort Kastanien oder beobachten einfach nur die verschiedenen Tiere“, bestätigt Birgit Fuggmann. Die dreifache Mutter darf den Park aber auch bei Einbruch der Dunkelheit noch aufsuchen. Die Ludwigsburgerin engagiert sich für die Regionalvertretung Nordwürttemberg in der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg. „Ich habe im Favoritepark schon den Großen Abendsegler beobachtet“, freut sich die Fledermausexpertin.

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Sobald die Sonne sich zeigt, lugen auch die Zauneidechsen aus ihren Verstecken in ausgehöhlten Baumstamm oder Steinhaufen hervor, um Wärme zu tanken. Doch nicht nur scharfe Augen sind in Naturschutzgebieten hilfreich. Wer die Ohren spitzt, vernimmt den betörenden Gesang von Pirol und Nachtigall. Speziell am frühen Morgen breitet sich eine wohltuende Stille im Favoritepark aus – unterbrochen nur von den werbenden Rufen zahlreicher Singvogelmännchen. Was gibt es Meditativeres, als auf einem der Steinbänkchen im Park zu sitzen und den beruhigen Naturklängen zu lauschen? Nicht nur Singvögel fühlen sich im Favoritepark wohl. So lassen sich ebenso Wasservögel rund um das Seeschloss Monrepos beobachten – zum Beispiel während einer kleinen Bootstour. Am Seeufer gibt es einen kleinen Bootsverleih.

Schloss Monrepos

Das Seeschlösschen im Rokoko-Stil ist durch prächtige Alleen mit dem Residenzschloss Ludwigsburg und dem Lustschloss Favorite verknüpft. Es wurde einst von Herzog Carl Eugen in den Jahren 1758 bis 1764 erbaut und später von Herzog Friedrich II. im klassizistischen Stil umgestaltet. Hinter dem Schloss befindet sich zudem der Golfclub Schloss Monrepos. Die majestätische und anmutige Silhouette von Höckerschwänen spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Sees. Ein Quaken stört für einen kurzen Moment beim wohltuenden Schläfchen im Boot – eine aufmerksame Stockentenmutter zieht mit ihren Jungen rasch am Boot vorbei. Ein paar Augenblicke später watschelt sie mit ihrem Nachwuchs ins „rettende“ Gras am Seeufer. Ab und zu purzelt dabei ein Entenküken noch unbeholfen zu Boden.

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Baumriesen als „Lebensadern“

Eine majestätische Ruhe strahlen bei Tageslicht auch die hauptattraktionen im Favoriteparks aus: die imposanten Bäume sind dort die „stillen“ Stars. Nur bei starkem Wind oder in finsterster Nacht wirken die Baumriesen im Favoritepark etwas bedrohlich. Für Schulklassen gibt es hier einen praktischen Biologieunterricht. Bäume sind Lebensadern, das wird großen und kleinen Besuchern im Favoritepark schnell deutlich. Biochemische Prozesse wie Photosynthese sorgen für einen lebenswichtigen Naturkreislauf und nötige Wachstumsbedingungen. Ob Ahorn, Kastanie, Buche, Esche, Walnuß, Eiche, Fichte, Kiefer, Elsbeere, Linde oder Ulme – wo sonst findet sich im Großraum Stuttgart im urbanen Umfeld eine so große Anzahl an verschiedenen Laubbäumen und Nadelhölzern?

Mit Zwetschge, Birne und Apfel sind ebenfalls die charakteristischen Vertreter im Streuobstland Nord-Württemberg vertreten. Selbst Exoten wie Douglasie, Robinie und Mammutbaum finden im Favoritepark gute Wachstumsbedingungen vor. Damit das so bleibt, sollten Anhänger des asiatischen Fitness-Trends „Ding Shu Gong“ (Bäume umarmen soll angeblich helfen, gesund und glücklich zu werden) allerdings vorsichtig sein. In Naturschutzgebieten versteht es sich schließlich von selbst, dass die Hauptwege nicht verlassen werden dürfen. Dass die Baumarmung im Favoritepark eingeschränkt ist, lässt sich jedoch verschmerzen. Denn dort umarmt einen die reichhaltige Natur bereits mehr als genug ;-)

Weitere Informationen

www.schloss-favorite-ludwigsburg.de
www.ludwigsburg.de


Text: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz / Bildagentur Zoonar

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