Der Seeadler

Fliegen für Deutschland
Während der zurückliegenden Fußball-WM flog er symbolisch auf Flaggen und Fahnen millionenfach über die Bildschirme in aller Welt. Der Seeadler ist der deutsche Wappenvogel. Doch wie ist es tatsächlich um ihn in unserem Land und in den europäischen Nachbarstaaten bestellt? 
Das Verhältnis des Menschen zu Greifvögeln war seit jeher gespalten. Einerseits achtete und schätzte man ihre Fähigkeiten nicht zuletzt in der Falknerei sowie ihre Kraft und ihre „majestätische Ausstrahlung“, die speziell den Adlern auf das Wappen zahlreicher Adelsgeschlechter sowie spätere Staatsbanner verhalf. Andererseits fürchtete man sie als Nahrungskonkurrenten und Schädlinge. Letzteres zwar erst in der europäischen „Neuzeit“, dafür aber von Landwirten, Jägern und Vogelschützern gleichermaßen. Die Folge war ein Ausrottungsfeldzug, der besonders durch die Fortentwicklung der Schusswaffen im Sinne des Wortes bedrohliche Ausmaße annahm. Vor etwa 40 Jahren noch stand auch der Seeadler in Deutschland kurz vor der endgültigen Ausrottung. Dies allerdings obwohl er nach der Zeit der erbarmungslosen Verfolgung bereits in den 30er-Jahren unter Schutz gestellt wurde. In anderen europäischen Staaten war dies durchaus nicht der Fall. So fielen einer Vergiftungsaktion in Rumänien noch im Jahre 1964 etwa 60 Seeadler zum Opfer und in Norwegen wurden allein von 1900 bis 1966 Erlegungsprämien für 22.137 Seeadler ausbezahlt (WWF 2005). Doch trotz des Vollschutzes konnte sich die Population auch in Deutschland zunächst nur leicht erholen. 1950 brüteten etwa 120 Paare in unserem Land. Fortan stagnierten die Bestände oder waren sogar leicht rückläufig. Erst in den 80er-Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts setzte erneut ein spürbarer Anstieg ein, der bis heute anhält. In der Zwischenzeit jedoch sorgten weder Jagdwaffen noch direkte Vergiftungsaktionen dafür, dass die Bestände nicht weiter anstiegen und das Verbreitungsgebiet folglich nicht weiter expandierte. Und trotzdem waren es erneut Gifte, die, wenn auch ungewollt, dem Seeadler in Deutschland und weiteren europäischen Statten das Leben schwer machten: Biozide und Schwermetalle. Unter Bioziden fasst man Chemikalien zusammen die im weitesten Sinne eine „lebensfeindliche“ Wirkung haben und von denen die verschiedensten Organismen auf unterschiedliche Art und Weise betroffen sein können. Dazu zählen zum Beispiel Pflanzenschutzmittel oder Substanzen zur Schädlingsbekämpfung in Form der so genannten Pestizide, die in der Land- und Forstwirtschaft zum Einsatz kommen beziehungsweise kamen. Dabei waren es vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe die besonders über das Insektizid DDT eine verheerende Wirkung auf diverse Greifvogelarten nahmen. Unter ihnen zum Beispiel der Wanderfalke, der Habicht und Sperber und eben auch der Seeadler. Dabei kam es wohl nur in seltenen Fällen zu direkten Vergiftungen der Greife mit Todesfolge. Doch beeinflusst DDT im Greifvogelkörper unter anderem auch den Hormon- und Kalkhaushalt. Verhaltensstörungen während der Reproduktion, vor allem aber eine spürbare Verminderung der Eischalendicke und das Zerbrechen der Eier waren die Folgen. Weiterhin wurde DDT auch über das Dotterfett ins Ei abgegeben, so dass die Embryonen direkt vergiftet wurden. Besonders schwer betroffen waren Greifvögel, die quasi als Endglieder am Ende relativ langer Nahrungsketten stehen, allen voran solche, bei denen andere Vogelarten einen relativ hohen Anteil ihres Beutespektrums ausmachen. Denn einerseits bauen Säugetiere DDT besser ab, weshalb zum Beispiel Mäusebussard und Turmfalke kaum in Mitleidenschaft gezogen wurden, andererseits nehmen etliche Beutevögel der genannten Greife zahlreiche Insekten auf, um ihren Energiebedarf zu decken, wodurch sich die Gifte in ihren Körpern anreicherten. Die Folge davon war unter anderem ein weltweiter Zusammenbruch der Wanderfalkenpopulationen (Bednarek 1996). Untersuchungen zeigten, dass die Reproduktionsrate des Seeadlers in Deutschland zu Anfang der 70er-Jahre pestizidbedingt durchschnittlich nur noch 0,12 Junge pro Paar betrug. Ohne eine entsprechende Biozidbelastung liegt sie bei etwa 1,5 Jungvögeln. Erst 1974 wurde DDT und andere chlorierte Kohlenwasserstoffe in der damaligen BRD verboten. In der ehemaligen DDR kamen sie noch bis in die 80er-Jahre hinein zum Einsatz. Danach erholten sich die Bestände etlicher Greifvogelarten und mit ihnen jene des Seeadlers. Darüber hinaus trugen etliche Schutzmaßnahmen dazu bei. Zum Beispiel die Horstbewachung zum Schutz vor Eiersammlern und starker Beunruhigung sowie die Schonung der alten, hohen Horstbäume zu denen vor allem Buchen und Kiefern zählen. Neben den chlorierten Kohlenwasserstoffen trugen vermutlich auch Schwermetalle, allen voran Quecksilber (Methylquecksilber), das bei der Saatgutbeize und Papierherstellung anfällt, zum Rückgang der fischfressenden Greifvogelarten, zum Beispiel des Fisch- und Seeadlers bei. Über das Abwasser gelangte Methylquecksilber in verschiedene Gewässer und damit in die dort lebenden Fische. So waren vor allem skandinavische See- und Fischadlerbestände in den 60er und 70er-Jahren in erheblichem Maße mit Quecksilber belastet (Génsbøl & Thiede 1986).
Der Seeadler - Fliegen für Deutschland
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Heute aber zählt der Seeadler zu den so genannten „Rückkehrern“ in der heimischen Fauna, deren Bestände in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten spürbar wieder ansteigen. Gemeinsam zum Beispiel mit dem Biber, dem Kranich oder dem Uhu. Dabei wird Deutschland mit aktuell etwa 470 bis 490 Seeadlerpaaren in Europa nur von Polen mit gut 500 Brutpaaren übertroffen. Es folgen Schweden (~ 400) und Finnland (~ 250) sowie die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen mit insgesamt etwa 150 Brutpaaren. Auch Weißrussland, Kroatien, sowie Island und Ungarn beherbergten bereits in den 90er-Jahren wieder nennenswerte Seeadlerbestände (Tucker & Health 1994). Génsbøl (1984) schätzte den europäischen Bestand zu Anfang der 80er-Jahre auf etwa 1.400 Brutpaare. Eine Zahl, die aktuell zusammen allein von Polen, Schweden und Deutschland erreicht wird. 
Europaweit ist der Seeadler heute streng geschützt. In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt mit etwa 215 Brutpaaren in Mecklenburg-Vorpommern. Die großflächige und waldreiche Seen- und Flusslandschaft unseres nordöstlichsten Bundeslandes entspricht offenbar in fast optimaler Weise den Lebensraumansprüchen des Seeadlers. Platz 2 im Seeadler-Ranking der Bundesländer belegt Brandenburg mit 120 Brutpaaren, gefolgt von Schleswig-Holstein (45), Niedersachsen (25) und Sachsen-Anhalt (22). Über 70 Prozent des deutschen Seeadlerbestandes sind also allein in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg beheimatet. Doch zeichnet sich bundesweit ein weiterer Anstieg der Population ab. Allein von 2003 auf 2004 stieg die Zahl der Brutpaare in Deutschland um 70 an. Allerdings ist die Zahl der seeadler-geeigneten Lebensräume naturgemäß auch in Deutschland limitiert. In Schleswig-Holstein zum Beispiel blieb die Zahl der Brutpaare in den beiden zurückliegenden Fortpflanzungsperioden der Jahre 2005 (46) und 2006 (45) in etwa konstant. Und dass letztlich nicht alle Bruten erfolgreich abgeschlossen werden können, ist teilweise wohl noch immer auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, andererseits aber auch eine völlig normale Beobachtung, zum Beispiel vor dem Hintergrund natürlicher Prädation, ungünstiger Klimaverhältnisse, Krankheiten oder Revierkämpfen und folglich kein Grund Alarm zu schlagen. So brüteten in Schleswig-Holstein in diesem Jahr von 45 Brutpaaren 39 erfolgreich und brachten 66 Jungadler zum Ausfliegen, wie die WWF Projektgruppe Seeadlerschutz Schleswig-Holstein berichtet. Folglich waren gut 86 Prozent aller Bruten erfolgreich und brachten durchschnittlich 1,7 Jungadler groß; ein beachtliches Ergebnis! Dass zur Zeit allerdings noch einiges an „Luft nach oben“ vorhanden ist, zeigt das Beispiel Bayern, wo die Wiederbesiedlung erst jetzt beginnt. Dort zog ein seit 2004 am Altmühlsee bei Gunzenhausen ansässiges Seeadlerpaar in diesem Jahr erstmals zwei Jungvögel groß. Dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz zufolge erstreckt sich das Jagdrevier des Paares über etwa 150 Quadratkilometer. Diese Angabe unterstreicht den enormen Raumbedarf der Adler und zeigt, dass die Zahl der Brutpaare in absehbarer Zeit auch bundesweit stagnieren wird. Dann ist „die Kiste einfach voll“. Dass davon abgesehen auch heute noch nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigte ein Fall aus 2006 in Schleswig-Holstein. Im Meldorfer Speicherkoog (Kreis Dithmarschen) verschwand ein Brutpaar zu Beginn der Brutzeit spurlos. Die zuständige Behörde sowie die Projektgruppe Seeadlerschutz bringt den Vorfall mit zwei unsachgemäß aufgestellten und mit Fleisch beköderten Schlageisen im dortigen Naturschutzgebiet Kronenloch in Zusammenhang in denen kurz nach dem Verschwinden des Adlerpaares von Mitarbeitern der Projektgruppe ein gefangener Mäusebussard gefunden wurde. Unter dem Strich aber bleibt festzuhalten, dass das Seeadler-Vorkommen in unserem Land langfristig gesichert ist und dass Deutschland im Seeadlerschutz europaweit und seit nunmehr 40 Jahren eine Vorreiterrolle einnimmt. Besonders erfreulich ist dabei, dass beamtete und ehrenamtliche Naturschützer mit Grundeigentümern, Förstern und Jägern an einem Strang ziehen und zwar in dieselbe Richtung.
 „Technische Daten“:
Der Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Größe: Die Körperlänge schwankt zwischen 70 und 95 Zentimeter.
Spannweite bis etwa 250 Zentimeter.
Gewicht 5 bis 7 Kilogramm. Die Weibchen sind größer und schwerer.
Gefieder: Das Gefieder ist braun, der Rücken und die Flügeldecken wirken durch die hell geränderten Federn schuppig. Das Kopf- und Halsgefieder erscheint hell abgesetzt. Jungadler und immature Exemplare sind dunkler gefärbt. Die Stoßfedern der adulten Tiere (4 bis 5 Jahre) sind weiß, der Stoß ist kurz und keilförmig.
Flugbild: Ein „breites Brett in der Luft“ mit kurzem Hals (Kopf) und kurzem, keilförmigen Stoß. Durch die riesig wirkenden, brettartigen Schwingen eigentlich unverwechselbar.
Fortpflanzung: Brutbeginn ab Mitte Februar bis Anfang April. 38 bis 40 Tage Brutdauer. Ein bis drei Eier. Die Aufzucht der Jungvögel umfasst etwa drei Monate (80 bis 90 Tage).
Beutespektrum: Fische (während der Jungenaufzucht und im Sommer Hauptbeute), Wasservögel bis Reihergröße, Säugetiere bis etwa Fuchsgröße. Ausnahmsweise werden auch größere Tiere erbeutet. Im Winter machen Vögel die Hauptbeute aus, der Fischanteil geht deutlich zurück. Der Seeadler nimmt gern Aas, Fallwild und Luder. Gelegentlich Beuteschmarotzer.
Täglicher Nahrungsbedarf 700 bis 1000 Gramm (Schiemenz 1978).
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