Messen als Karriere-Hilfe

Messen als Karriere-Hilfe

Kennenlernen und Netzwerken sind Bausteine zum Erfolg

Alternativ oder besser noch ergänzend zur klassischen Bewerbung können Jobsuchende und Selbstständige auch Job- und Fachmessen zur Eigenwerbung nutzen. Eine fundierte Vorbereitung ist aber unerlässlich: Einfach auf den Ständen drauf los zu preschen kann schnell nach hinten losgehen. Wir haben Businessknigge- und Personalexperten nach Tipps gefragt, damit der Messebesuch für Bewerber oder Auftragssuchende zum möglichen Erfolg wird.

„Das klassische Bewerbungsschreiben ist häufig mit langer Wartezeit und hohem Aufwand sowohl für den Bewerber als auch für das Unternehmen verbunden“, weiß die Knigge- & Etikette-Trainerin Antonia Wegmann aus Künzelsau. Um die Warteschleife zu umgehen, organisieren daher mittlerweile zunehmend mehr Unternehmen Jobmessen oder einen Tag der offenen Tür für Nachwuchs- und Fachkräfte. „Sie schließen sich mit den Schulen vor Ort zusammen, um etwa einen Azubi-Tag zu gestalten. Die Idee finde ich gut, denn so können sich Bewerber und Werber gleich einen groben Eindruck verschaffen und den ersten Händedruck prüfen“, so die Expertin.

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Ungenutztes Potenzial
Seit zehn Jahren führt Andreas Eckhardt zusammen mit der Universität Bamberg die Studien „Recruiting Trends“ und „Bewerbungspraxis“ durch, in denen ebenso Daten und Fakten zu Jobmessen als additiver Rekrutierungskanal festgehalten werden. Zwar betrachten in der aktuellen Recruiting-Trends-Studie immerhin 62,5 Prozent der 1.000 größten Unternehmen in Deutschland sowohl Jobmessen wie auch Absolventenkongresse als geeigneten Kanal zur Identifikation und Direktansprache interessanter Kandidaten. Jedoch wissen viele Bewerber das Potenzial von Jobmessen bei der Stellensuche noch nicht zu nutzen, wie die Studie „Bewerbungspraxis 2015“ aufdeckt. „Nur 6,9 Prozent der 7.000 für die Studie befragten Stellensuchenden und Karriereinteressierten nutzen Jobmessen hierfür“, bestätigt Andreas Eckhardt.

Mutig auf Firmen zugehen
Wie Bewerber auf Jobmessen punkten können, weiß Ralf Eisenbeiß von der Franz & Wach Personalservice GmbH mit Hauptsitz in Crailsheim.

„Idealerweise nutzt der Kandidat die Jobmesse zur ersten Kontaktaufnahme und für ein informatives persönliches Gespräch. Dennoch sollte er anschließend eine schriftliche Bewerbung abgeben und sich im Anschreiben auf das Gespräch auf der Messe beziehen“, empfiehlt der Personal- und Marketingexperte.
„Eventuell erfährt der Bewerber im Messegespräch auch Details, die er bei der Überarbeitung seiner Bewerbung nutzen kann“, ergänzt Ralf Eisenbeiß.

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Dresscode beachten
Dass im Vorfeld eines Messebesuchs die Wahl der Kleidung eine Rolle spielt, betont Antonia Wegmann. „Jedes Unternehmen möchte sich entsprechend präsentieren und es ist ein Trugschluss zu denken, dass etwa Handwerker hemdsärmelig herumlaufen“, erklärt sie. Viele Unternehmen gerade in der Region beliefern den kleinen Ein-Mann-Betrieb ebenso wie namhafte Weltmarktführer. Die Businessknigge-Expertin rät beim Dresscode zur goldenen Mitte. Ihr Tipp: „Wohin gehe ich und auf wen könnte ich treffen. Darüber sollte ich mir immer im Klaren sein“. Eine Entscheidungshilfe bei der Wahl der passenden Kleidung liefert der Lieblingsspruch der Etikette-Trainerin. „Style is a way to say who you are without having to speak”, eine weise Aussage von Rachel Zoe.

Mit Fingerspitzengefühl
„In der Anbahnung, Pflege und Entwicklung geschäftlicher Kontakte liegt generell einer der Hauptgründe für die Existenz von Fachmessen“, bekräftigt Andreas Eckhardt. Aber Unternehmer, die sich vom Gang zu einer Fachmesse oder einem Branchenseminar neue Aufträge oder Kunden versprechen, sollten sich ebenfalls gründlich vorbereiten. „Selbst wenn der Unternehmensvertreter am Messestand der richtige Ansprechpartner für meine Dienstleistung ist, sollte ich ihn nur in einer Situation ansprechen, in der er nicht durch andere Messebesucher in Beschlag genommen wird“, regt Ralf Eisenbeiß an. Schließlich verfolge das Unternehmen mit der Messepräsenz einen ganz bestimmten Zweck und will selbst eine bestimmte Zielgruppe ansprechen.

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TEXT: Andreas Scholz
FOTOS: Andreas Scholz, Bildagentur Zoonar