Shiatsu - Pferde mit den Händen heilen

Shiatsu - mit den Händen heilen

Shiatsu ist eine sehr alte Behandlungsmethode von der auch unsere Pferde profitieren - hilfreich zur Särkung des Immunsystems, ebenso wie bei zahlreichen Gesundheitsproblemen oder Verhaltensstörungen.

Das aus Japan stammende Shiatsu (= Fingerdruck) ist eine sehr alte Therapieform, die aus der chinesischen Tuina und Anma Massage entwickelt wurde, zum Abbau von Stress , mit dem Ziel Körper und Seele in Einklang zu bringen. Die ursprüngliche Shiatsu Therapie wurde in den USA weiter entwickelt, praktiziert wird Shiatsu für Pferde heute auch in England, der Schweiz, ôsterreich, Belgien und vereinzelt in Deutschland.

Beim Shiatsu erfühlt der Therapeut mit den Händen an welcher Körperstelle es Probleme wie Blockaden, Verspannungen oder Schmerzen gibt, welche sich durch Energiemangel oder Energiestau (Leere oder Fülle ) in den verschiedenen Meridianen (körpereigene Energiebahnen) bemerkbar machen können. "Einen Meridian kann man sich etwa so vorstellen wie einen Wasserschlauch", erklärt Shiatsu-Praktikerin Bettina Sohnius- Lüpertz. "Tritt jemand darauf, läuft das Wasser nicht mehr durch." So könne auch die durch den Meridian fließende Energie bei Störungen nicht mehr fliessen. "Nimmt man den Fuß wieder herunter, wird auch das ganze System wieder versorgt."

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Die Shiatsu Praktikerin ertastet die Stellen an denen ein solches Ungleichgewicht besteht und versucht dieses über die Arbeit an den entsprechenden Meridianen wieder auszugleichen. Dabei behandelt sie nicht nur spezielle Punkte, sondern den gesamten Meridian vom Kopf, über Rücken oder Bauch bis hin zu den Extremitäten. "Einen Bereich, der nicht gut energetisch versorgt ist, kann ich fühlen, diese Stelle ist eher kalt, leer und fühlt sich an wie eine Kuhle. Besteht hingegen eine Fälle, nehme ich das als Wärme, pulsierend und gespannt wie eine Blase war," erklärt die Heilpraktikerin.

Beide Hände arbeiten zusammen

Je nach dem an welcher Stelle sich die Meridiane befinden, arbeitet Bettina Sohnius-Lüpertz mit verschiedenen Techniken wie Druck über Handballen, Ellbogen, Finger oder Daumen. Durch die Ausübung spezieller Rotationen oder Dehnungen erhält sie Informationen über die Beschaffenheit der Gelenke, die bei Blockaden dann wieder mobilisiert werden können. Shiatsu wird mit beiden Händen ausgeführt, der sogenannten Mutterhand und Kindhand, die sich aufeinander beziehen. Das heißt die Mutterhand lauscht was die Kindhand (die Arbeitende) macht - ähnlich wie eine Mutter die immer eine Verbindung zu ihrem Kind hat, auch wenn es um sie herum läuft und spielt. "Ich habe immer Kontakt zwischen meinen beiden Händen und fühle was passiert wenn ich mit der Kindhand tiefer einsinke," erklärt die Pferdeshiatsu Praktikerin.

Einige der Techniken ähneln der Ostheopathie, bestimmte Punkte werden auch in der Akupressur verwendet - grundsäzlich ist Shiatsu aber nicht manipulativ und behandelt wird immer der komplette Meridian. Auch gibt es keine bestimmte Behandlung für eine Krankheit, vielmehr wird das Pferd ganzheitlich betrachtet und jede Störung des Körpers individuell therapiert. Um etwas über den psychischen Zustand des Pferdes zu erfahren, ist das genaue Betrachten (Bo-shin) wichtig: Welchen Rang hat das Pferd in der Herde? Wie sieht es aus, hat es einen Hängebauch, starke Knochen oder ist es eher feingliedrig? Wie ist die Fellbeschaffenheit - fettig, struppig oder glänzend?

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Weiterhin werden die am Kronrand liegenden Anfangs- oder Endpunkte (Ting Punkte) der Meridiane zur Diagnose herangezogen. "Man kann also nicht nur energetisch und über die Auflösung von Blockaden im Muskelbereich behandeln, sondern auch über die Organe", erklärt Bettina Sohnius Lüpertz, "ist zum Beispiel der Bo Punkt für Leber empfindlich, bestehen häufig Leberprobleme." Hier lasse sich die Funktion der Leber durch die Behandlung der Bo und Yu Punkte unterstützen um so die Selbstheilungskräfte des Organismus anzuregen. Sinnvoll ist es eine solche Akupressur Behandlung täglich anzuwenden, weshalb die Therapeutin dem Pferdebesitzer auch erklärt wie er diese selbst ausführen kann.

Die Behandlung von Pferd und Reiter

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Dass man "nur" mit Händen heilen kann, ist mitunter schwer vorstellbar, tatsächlich ist Shiatsu aber erlernbar und auch die Wirkungsweise lässt sich erklären: Bei Shiatsu entsteht eine tiefe Entspannung, die den Sympathikus ( zuständig z.B. für das Fluchtverhalten) zu verringerter Aktivität veranlasst, gleichzeitig wird der Parasympathikus ("Ruhenerv") aktiviert - so wird über das autonome Nervensystem Stress abgebaut. Weiter kommt es zur Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormon, schmerzlindernd) sowie zur Verminderung der Adrenalin Ausschüttung (Stresshormon). Neben dem Nervensystem wird auch das Hormonsystem und das Immunsystem angesprochen. Besonders letzteres ist bei vielen Pferden geschwächt aufgrund von Leistungsdruck, Bewegungsmangel oder fehlenden klimatischen Einflüssen.

Kurzportrait
Bettina Sohnius-Lüpertz hat 2002 ihr Diplom als Human Shiatsu-Praktikerin am Europäischen Shiatsu Institut abgelegt, beschäftigte sich intensiv mit der Behandlung von Pferden und entwickelte daraus Shiatsu für Pferde. Da sich Akupunktur gut mit Shiatsu kombinieren lässt, absolvierte sie 2010 eine Akupunktur Ausbildung (August-Brodde Schule Wuppertal), weiter hat sie eine Ausbildung in klassischer Homîopathie (Hechtel/Belgien) und bildet selbst Pferdeshiatsu-Praktiker aus.

Info: www.shiatsu-pferde.de

Text und Fotos: Meike Bölts