Und täglich pfeift das Murmeltier!

Murmeltiere sind beinharte Kerle mit Pfiff. Mit Hilfe eines ausgeprägten Sozialsystems und eiserner Disziplin überstehen sie den alpinen Winter. Nur gegen süße Verlockungen sind sie leider nicht gefeit...

Anfang April erwachen die Murmeltiere zu neuem Leben. Die zunehmende Kraft der Sonne zerrt nun auch an der Schneedecke in den Alpen. Jetzt erwachen die ersten Murmeltiere aus dem Winterschlaf. Nachdem sie seit Oktober über ein halbes Jahr in ihrem Winterbau verbracht haben, müssen sie als erstes den Verschlusszapfen an einem ihrer Baueingänge öffnen. Mitunter sind die Zapfen festgefroren und lassen sich nicht entfernen. Dann muss ein neuer, seitlicher Ausgang gegraben werden. Ein mühsames Unterfangen für jemanden, der seit Monaten nichts gefressen hat! Wenn die Tiere dann nach sieben Monaten zum ersten Mal an die Oberfläche kommen, sehen sie arg gebeutelt aus. Im Herbst wogen sie noch bis zu sechs Kilogramm, jetzt die Hälfte. Eugen Roth dichtete dazu: "Sie sind, als Winter-Tiefschlaf-Nager, im Herbste fett, im Frühling mager!"

Winterschlaf - das heißt für Murmeltiere keineswegs, im weichen Heu zu träumen. Winterschlaf bedeutet Überlebenskampf, besonders in den Höhenlagen der Alpen und Karpaten.

Hier leben die Murmeltiere auf Grashängen, Geröllfelder und Gebirgsmatten bis in 3000 Metern Höhe. Vom Menschen wurden sich auch in den Pyrenäen sowie im Schwarzwald angesiedelt. Da die Murmeltiere für den Winter keine Vorräte anlegen, müssen sie die lange Zeit unter der Erde von ihren Fettpolstern zehren. Die Jungtiere sind besonders betroffen. Sie besitzen nur wenig Reserven, wenn sie in das Winterquartier gehen. Nur mit Hilfe ihrer Eltern und Geschwister haben sie eine Chance. Also rückt die ganze Sippschaft eng zusammen: Bis zu 20 Tiere liegen in einem Wohnkessel eng beieinander und wärmen sich - die Jüngsten stets in der Mitte. Kollektives Kuscheln zur Arterhaltung: Murmeltiere haben ein faszinierendes Sozialsystem entwickelt!

Nach und nach tauchen dann immer mehr Murmeltiere auf den Alpenwiesen auf. Einige wurden von den lauten Pfiffen der Frühaufsteher geweckt, andere durch die zunehmende Kraft der Sonne. Obwohl die Murmeltiere stark ausgehungert sind, nehmen sie gewissenhaft ihre sozialen Pflichten war. Zuerst werden alle Nachbarn mit einem Nasenstupser begrüßt, dann geht es auf Nahrungssuche.

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