Rund um den Apfel - Schmeck den Unterschied

Lokale Obstexperten wie Gerhard Mann bevorzugen alte einheimische Apfelsorten statt abgepackte Modeäpfel im Supermarkt
Schmeck den Unterschied

Lokale Obstexperten wie Gerhard Mann bevorzugen alte einheimische Apfelsorten statt abgepackte Modeäpfel im Supermarkt

Auch in diesem Jahr hängen die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen im Hohenloher Land voll. Verlockend sehen die gelb und rot leuchtenden Äpfel aus. Wer aber glaubt, dass jedes „Rotbäckchen“ stets süß schmeckt, liegt falsch. Regionale Apfelexperten wie Gerhard Mann wissen, welche Apfelsorten zum Backen oder für Most geeignet sind und welche nicht. Der Landwirt schwört auf einheimische Apfelsorten. „Es gibt wissenschaftliche Auswertungen, die zeigen, dass 10 bis 15 Prozent der Konsumenten neue Apfelsorten schlechter vertragen als alte“, so Gerhard Mann. Die traditionellen Apfelsorten seien dagegen vitaminreicher und oft bekömmlicher.

Von seinen Eltern hat der gelernte Landwirt den Hof und die Streuobstwiesen in Großstadel bei Ilshofen übernommen. Darüber hinaus ist Gerhard Mann als Waldbesitzer in der Forstwirtschaft aktiv. Der Landwirt betreibt außerdem eine Schnaps-/Mostbrennerei und züchtet Rinder. Als weiterer Nebenerwerb kommen Zuchtrosen hinzu. Auf seinen Streuobstwiesen erntet er Äpfel, Esskastanien, Mirabellen, Pfirsiche, Pflaumen, Quitten, Walnüsse und Zwetschgen. Zirka 20 alte Apfelsorten finden sich auf den Obstwiesen von Gerhard Mann – unter anderem Berlepsch, Bittenfelder, Boskoop, Brettacher, Französische Goldrenette, Goldparmäne, Gravensteiner, Jakob Fischer, Kreuzfelder, Öhringer Blutstreifling, Spätblühender Taffetapfel, Teuringer Rambur und Zuccalmaglios Renette. „Alles alte Sorten in bester Bioqualität“, betont der Obstbauer.

Sortenvielfalt
Einige der Äpfelbäume in Großstadel sind über 80 Jahre alt. Wenn er sich bei der Bestimmung einer Apfelsorte nicht sicher ist, dann setzt Gerhard Mann fachmännisch einen Längs-Schnitt durch das Kerngehäuse an. „Das ist in den meisten Fällen aufschlussreich“, verrät er. Auf einigen Bäumen gedeihen mehrere Apfelsorten gleichzeitig. „Obstsorten werden selten durch Samen vermehrt – da ist die uralte Gartentechnik der Obstbaumveredlung effektiver“, erläutert er. Der Obstexperte ist Mitglied des regionalen Streuobstverbands in Kirchberg/Jagst.

Traditionelle Apfelsorten besitzen seiner Meinung nach mehr Charakter und Geschmack als die abgepackten Mode-Äpfel im Supermarkt. Mühelos kann er die Vorzüge alter Apfelsorten benennen. Der Berlepsch gehe auf den Freiherr von Berlepsch zurück und sei ein leckerer Bratapfel. Der Bittenfelder hat es dem Landwirt ebenfalls angetan. „Der Bittenfelder Sämling stammt aus dem Remstal bei Waiblingen-Bittenfeld“, erläutert er. Der Apfel sehe unscheinbar aus, eigne sich aber für Obstwässerle und Most. Für einen leckeren Apfelsaft favorisiere er den Schwaikheimer Rambur. „Der schmeckt nur leicht säuerlich und weist wenig Würze auf“, schwärmt der Obstexperte. Als Gigant unter den einheimischen Apfelsorten zähle der Jakob Fischer-Apfel. „Der Jakob Fischer ist eine frühreife Apfelsorte und gehört bei uns zu den großen Äpfeln“, berichtet der Obstkenner.
Der Jakob Fischer käme als Tafelobst wie auch beim Einmachen und Backen oder als Kompott in Frage.

Obstklassiker aus dem Brettachtal
Prächtig auf seinen Obstwiesen macht sich in diesem Jahr der Brettacher. „Den hat man zuerst im Brettachtal in der Nähe von Heilbronn entdeckt – inzwischen ist diese alte Apfelsorte im süddeutschen Raum weit verbreitet“, erklärt Gerhard Mann. Der Brettacher Apfel ist robust, zeichnet sich durch eine gute Lagerungsfähigkeit aus und ist vielfältig verwendbar. „Der Brettacher schmeckt etwas säuerlich und ist sowohl zum Backen und Kochen als auch für Most geeignet“, erklärt der Apfelexperte. Den Boskoop schätzt er ebenso als Backapfel. „Der Boskoop wird gerne für Apfelstrudel und Apfelkuchen genommen“, erklärt Gerhard Mann.

Bis in den November hinein reifen auf seiner Streuobstwiese die alten Apfelsorten. In diesem Jahr konzentriert sich Gerhard Mann stark auf seine eigene Schnaps- und Mostbrennerei. „Die Obstlese von alten Sorten ist ein Knochenjob und wird durch die EU-Bürokratie immer unrentabler“, kritisiert er. Was er für 100 Kilo Äpfel bei den regionalen Obstannahmestellen bekomme, reiche maximal für einen kleinen Snack beim Dorfbäcker. Die Äpfel, die Gerhard Mann und seine Frau nicht auflesen oder in der eigenen Brennerei verwenden können, fressen seine Rinder. „Igel und Wildschweine sind auch nicht weit“, sagt er lachend. Auch Schmetterlinge oder Wespen naschen gerne am Fallobst. So schließt sich der natürliche Kreislauf im Ökosystem Streuobstwiese wieder.

Infokasten

Vitaminlieferant „An apple a day keeps the doctor away“ – so lautet ein bekannter Spruch. Dass Äpfel gesund sind, zeigt sich am hohen Vitaminanteil. Speziell alte Apfelsorten sind reich an Vitamin C. Darüber hinaus enthält ein Apfel wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente. Wer den Lebensraum Streuobstwiese unterstützen will, sollte Äpfel stets von Obstbauern aus der Region beziehen. Die Landkreise in Baden-Württemberg übernehmen Streuobstpatenschaften für einzelne Obstsorten, um die Sortenvielfalt zu erhalten. So fördert der Landkreis Schwäbisch Hall den Anbau von Berlepsch-Äpfeln. Im Hohenlohekreis nimmt der Öhringer Blutstreifling eine Sonderstellung ein. Der Kreis Heilbronn unterstützt den Anbau des Brettacher Apfels.

Obstkunde Die Obstbaukunde wird unter dem Begriff „Pomologie“ geführt. Die Pomologie ist die Lehre der Arten und Sorten von Obst inklusive ihrer Bestimmung. Die Bestimmung ist bei über 1000 Sorten selbst für Experten nicht immer einfach. Ein renommierter Pomologe war Helmut Palmer (1930-2004). Der „Remstal-Rebell“ trat als unabhängiger Einzelkandidat auch zur Bürgermeisterwahl in Schwäbisch Hall an. Sein Sohn Boris Palmer ist Oberbürgermeister in Tübingen. Als „Apfelpfarrer“ berühmt war Korbinian Aigner (1885-1966). Die Apfel-Bilder des katholischen Pfarrers und Pomologen sind überregional bekannt und wurden bereits auf der documenta in Kassel gezeigt.

Text und Fotos: Andreas Scholz
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