Was macht eigentlich … ein Geodät?

Was macht eigentlich … ein Geodät?

Der Begriff Geodäsie kommt ursprünglich aus dem Altgriechischen und bedeutet „die Erde teilen“. Nach der Definition von Friedrich Robert Helmert – einem berühmten deutschen Geodäten – ist Geodäsie die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. Den meisten Menschen ist Geodäsie als Vermessungswesen geläufig. „Zum Beispiel in Form von Grundstücks-, Kataster- und Bauvermessungen, welche von Vermessungsämtern und öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren durchgeführt und verwaltet werden“, weiß Tilo Reubelt.

Wissenschaftliches Arbeiten
Tilo Reubelt arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geodätischen Institut an der Uni Stuttgart. „Die Geodäsie befasst sich außerdem mit Photogrammetrie (Luftbildvermessung), digitaler Bildverarbeitung, geographischen Informationssystemen, Kartographie, Stadtplanung und Grundstücksbewertung, Navigation, Telemetrie, Erdschwerefeld und Satellitenpositionierungssystemen („GPS“)“, so Tilo Reubelt. „Also mit allem, was sich in irgendeiner Form vermessen, kartieren und darstellen lässt“, ergänzt er.

Ihm war schon während der Schulzeit in Schwäbisch Hall klar, dass er ein Fach studieren möchte, bei dem Mathematik, Physik und Geometrie gebraucht werden. Ein reines Mathematikstudium, bei dem es nur um Beweise und Theoreme geht, schien ihm aber zu abstrakt. „Mir war eine Art angewandte Mathematik lieber. Da ich mich auch gerne draußen in der Natur aufhalte, erschien mir das Fach Vermessungswesen wie geeignet“, berichtet Tilo Reubelt. Die Geodäsie sei zudem ein praxisnahes Gebiet. Durch dieses breite Spektrum würde der interdisziplinäre Bezug zu Informatik, Geophysik, Bauingenieurwesen, Geographie deutlich.„Jeder von uns hat im täglichen Leben mit geodätischen Produkten zu tun – sei es das Navigationssystem, der Blick in den Straßenatlas und den Liniennetzplan von Bus und S-Bahn oder Google Maps“, erläutert Tilo Reubelt.

Mathematisches Verständnis

Um als Geodät arbeiten zu können, sind räumliches Vorstellungsvermögen, mathematisches und physikalisches Verständnis sowie Programmierkenntnisse von Vorteil. An der Uni Stuttgart widmet sich Tilo Reubelt hauptsächlich der Satellitengeodäsie und der Physikalischen Geodäsie.

Die physikalische Geodäsie widmet sich im Gegensatz zur klassischen Geodäsie (umgangssprachl. Vermessung) der Bestimmung und Modellierung des Erdschwerefeldes und damit verbundener geodätischen Größen. Das Wissen über das Schwerefeld der Erde sei für die Geodäsie fundamental, z.B.

für die Definition von Höhensystemen oder auch die Höhenbezugsfläche Geoid, welche den mittleren Meeresspiegel repräsentiert, so der Geodät. Das bekannteste Instrument aus der Satellitengeodäsie ist das Globale Positionierungssystem GPS, bei dem mit Hilfe von Satelliten Punkte auf der Erde mit Koordinaten vermessen werden können. Tilo Reubelt beschäftigt sich hauptsächlich mit der dynamischen Satellitengeodäsie, bei der das Erdschwerefeld aus Satellitendaten bestimmt wird. „Die drei Satellitenmissionen CHAMP, GRACE und GOCE haben dabei zu einer enormen Genauigkeitssteigerung des Schwerefeldes beigetragen, so dass das Erdschwerefeld auch für andere wissenschaftliche Disziplinen wie Geophysik, Ozeanographie, Hydrologie und Klimatologie an Bedeutung gewinnt“, erzählt Tilo Reubelt.

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Teilzeit-Schreibtischtäter

Das wichtigste Arbeitsgerät von Geodäten ist heutzutage der Computer bzw. das Laptop, auf dem Programmiersprachen wie „C“, Mathematikprogramme wie „Matlab“ oder spezielle geodätische Programmsysteme für die Datenauswertung installiert sind. Mit Studenten misst Tilo Reubelt für Übungszwecke im freien Gelände mit Gravimetern. „Das sind Instrumente für die Messung der Schwere“, so Tilo Reubelt. Praktische Vermessungsingenieure hingegen messen auch mit Geräten wie dem Theodoliten (Winkelmessgeräte), Distometern (Distanzmessung), GPS-Empfängern oder Laserscannern zur Erfassung der Geometrie von Grundstücken und Gebäuden.

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Traumberuf Geodät

Tilo Reubelt kann sich keinen schönen Beruf vorstellen. Einen Wunsch hat er aber: es sollten noch viel mehr junge Menschen die Geodäsie als interessantes Betätigungsfeld entdecken. „Denn die einzelnen Disziplinen der Geodäsie bieten eine ganze Menge für jeden, der sich für Mathematik, Naturwissenschaften oder Informatik interessiert. „Die Geodäsie eröffnet ein breites Spektrum an Berufsmöglichkeiten“, so Tilo Reubelt.

Text: Andreas Scholz,
Fotos: Andreas Scholz und ESA (alle Weltraumfotos, die Satelitten zeigen mit freundlicher Genehmigung der Europäische Weltraumorganisation ESA)

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Bitte beachten Sie zu diesem Thema auch das dazugehörige Interview!

HINWEIS: Bitte beachten Sie zu diesem Thema auch das dazugehörige Interview: Interview zum Thema Traumberuf Geodäsie


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