Auf Libellenjagd im Kaukasus

Internationale Libellenexpedition nach Georgien
Auf Libellenjagd im Kaukasus

Bei einer internationalen Libellenexpedition nach Georgien war auch der Odonatologe Bernd Kunz aus Langenburg/Jagst mit von der Partie

15 Libellenforscher aus Deutschland und der Schweiz reisten im Sommer 2014 zu einer ausgiebigen Libellenexpedition in den georgischen Kaukasus. Der Libellenexperte Bernd Kunz aus Langenburg (Jagst) war ebenfalls dabei. Der Fotograf und Grafiker widmet einen Großteil seiner Freizeit der Odonatologie (=Libellenkunde). Geboren in Ilshofen und aufgewachsen in Tüngental, interessiert sich der gelernte Landschaftsgärtner seit mehr als 30 Jahren für die kleinen „Drachenfliegen“. Seine Leidenschaft für Libellen flammte in der Jugend auf, als er im Garten der Eltern einen Teich anlegte. Im Hohenloher Land kennt er fast jeden Tümpel und Weiher in- und auswendig. Bei warmem Wetter steht er oft stundenlang an der Jagst, um Libellen zu beobachten. Auch im tiefen Winter lässt ihn die Leidenschaft nicht los – dann stapft er durch den tiefen Schnee und sucht die Gemeine Winterlibelle, die auch Eiseskälte problemlos übersteht.

Passion für Drachenfliegen

Der Libellen-Experte schätzt die Superlativen der Drachenfliegen. „Die Fossilien aus dem Karbon sind mit einer Spannweite von 70 cm die größten Insekten, die bisher gefunden wurden. Libellen verfügen über einen Sehapparat, dessen Rechenleistung viele Heim-Computer auch heute noch in den Schatten stellt“, schwärmt er. Auch die Flugleistungen von Libellen beeindrucken ihn. „Einige Arten besitzen sogar die Kraft für transatlantische oder gar transpazifische Flüge. Und eine Pracht-Libelle beschleunigt sogar schneller als ein Formel 1-Bolide“, weiß er. Seiner Passion für Libellen ging er schon in Südfrankreich, Sardinien und Tunesien nach. „In Tunesien war ich Mitte der 1990er-Jahre meistens der einzige Gast in den Hotels im Hinterland“, erzählt Bernd Kunz.

Vor kurzem führte ihn seine „Obsession“ sogar bis in den tiefsten Kaukasus hinein. Drei Wochen bereiste er mit 14 anderen Libellenforschern aus Deutschland und der Schweiz das Hinterland von Georgien. „Ziel der Forschungsreise war es, einen Überblick über die georgische Libellenfauna zu bekommen“, berichtet Bernd Kunz. Die letzten mehr oder weniger systematischen Daten seien bereits über 100 Jahre alt. Es gebe daher noch einiges zu entdecken, was in der Odonatologie bis dato unbekannt sein könnte. Die Forschungsgruppe um Bernd Kunz war unter anderem südlich von Tiflis unterwegs und streifte auch das Hochland von Samzche-Dschawachetien an der Grenze zur Türkei. „Abchasien und Südossetien sind ja leider seit dem Krieg mit Russland schwierig zu erreichen“, bedauert Bernd Kunz.

Abwechslungsreicher Kaukasus

Die abwechslungsreiche Topographie von Georgien begeisterte den Naturfreund von Anfang an. „Es gibt in Georgien viele Flächen, die über 1.000 oder 2.000 Meter hoch liegen“, schwärmt er. Der Osten sei kontinental beeinflusst und sehr trocken. Der Westen hingegen sei eher subtropisch, kleinräumig und mit bis zu 4000 mm Niederschlag im Jahr gesegnet. „Es gibt hier außerdem noch Bären, Wölfe, Adler, Geier und Leoparden – wir haben nebenbei auch 176 Vogelarten gesehen“, so der Libellenforscher.

Stundenlang könnte Bernd Kunz von der atemberaubenden Natur in dem kleinen Land im Kaukasus erzählen. „Nirgends in der Welt gibt es einen Nationalpark wie in Lagodeghi im Osten von Georgien, in dem völlig unangetastete Wälder von 400 bis 3000 Metern über dem Meeresspiegel durchgehend vorhanden sind“, schildert Bernd Kunz. Man müsse sich das nur mal vorstellen: die Nebelbergwälder im Westen bei Batumi seien 50.000 Jahre alt. „Außerdem gibt es weder Atomkraftwerke noch große Kohlekraftwerke – der Strom wird in Georgien überwiegend mit Wasserkraft hergestellt“, sagt der Libellenforscher. Überhaupt sei sämtliche Groß- und Schwerindustrie mit der Abtrennung von Russland weggefallen.

Unterwegs im Gelände

Ein einheimischer Fahrer brachte die Libellenexperten auch an abgelegene Wasserstellen, die häufig nur über holprige Schotterpisten und einsame Landstriche erreichbar waren. „Unser größtes Problem war tatsächlich, dass man abseits der großen Straßen keine Wege mehr hat, die man mit einem vollbesetzten Sprinter-Kleinbus befahren sollte“, berichtet Bernd Kunz. „So manch große Straße entpuppte sich dank älterem Kartenmaterial als übelster Feldweg“, berichtet der Libellenforscher.
Mit einem 4x4-Geländewagen käme man vermutlich schneller ans Ziel und sicher auch noch ein paar Kilometer weiter, aber generell sei das Land da, wo man als Naturtourist gerne hin wollte, absolut ohne Infrastruktur. „Dies bleibt auch hoffentlich noch lange so, aber die ersten chinesischen Holzkonzerne haben bereits Konzessionen gekauft“, bedauert der Libellenkundler.

Während der 5000 Kilometer langen Fahrt durchs Land sahen die Libellenforscher nur einen einzigen Unfall. Dennoch kann Bernd Kunz dem Westeuropäer das Auto fahren in Georgien nur bedingt empfehlen. „Wer selbst in Georgien Auto fahren möchte, sollte ein sehr versierter Fahrer sein, der schon mal wenigstens in Rom, Tunis oder Istanbul unterwegs war“, schildert er. Aus deutscher Sicht verlaufe der Verkehr inner- wie außerorts eher chaotisch. „Straßenschilder und Fahrbahnmarkierungen sind eher Hinweis denn Regelung“, ergänzt er.

Durchdachte Reisekonzeption

Mit dem Botaniker Zurab Schevardnadze bekamen die Libellenforscher im Vorfeld der Forschungsreise einen erfahrenen Biologen zur Seite gestellt. Der Biologe studierte einst an der Universität in Bonn. Das Heimweh führte ihn jedoch wieder zurück nach Tiflis. Dort führt er inzwischen eine kleine Gärtnerei mit Café, die längst zum Szenetreff geworden ist. Zurab Schevardnadze war es auch, der neben der Reiseroute, der Hotelunterbringung und dem Fahrer auch eine Dolmetscherin für die Libellenforscher organisierte. „Ohne unseren Fahrer Badri sowie unsere Dolmetscherin Natia hätten wir sicher nur halb so viele Gewässer gefunden“, ist Bernd Kunz überzeugt. „In Georgien sprechen die meisten entweder georgisch oder russisch – Englischkenntnisse bringen einen hier nicht wirklich weiter“, so Bernd Kunz. Untergebracht waren die 15 Expeditionsmitglieder in Hotels und Pensionen. Einmal war es erforderlich, dass die Forscher aus logistischen Gründen unvorhergesehener Weise beim Bruder von Busfahrer Badri übernachteten. Dort lernten die Forschungsmitglieder die spontane Gastfreundschaft der Georgier kennen. Die berühmte georgische Gastfreundschaft endet nicht selten mit einer ausladenden Tafelrunde und georgischem Hauswein. „Innerhalb von zwei Stunden wurde extra für uns ein Hahn geschlachtet und weitere georgische Spezialitäten aufgefahren“, sagt Bernd Kunz lachend. Sehr gut schmeckte ihm die georgische „Maultasche“, die dort „Chinkali“ heißt.

Ansonsten blieb den Expeditionsmitgliedern wenig Freizeit, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten im Kaukasus zu entdecken. „Gerade Kirchen und Klöster aus dem frühen Mittelalter – oft in herrlicher Alleinlage im Gebirge – wären Reiseziele für etliche Monate“, erklärt Bernd Kunz. Einmal „überfielen“ die Libellenforscher jedoch ein Museum im Nationalpark Lagodeghi zu später Stunde. „Unsere Dolmetscherin Natia erzählte beiläufig beim Abendessen, dass sie im Verwaltungsgebäude des Nationalparks präparierte Libellen gesehen hat – das war etwa um 20 Uhr 45“, so Bernd Kunz. Um 21 Uhr standen 15 Leute in dem kleinen Museum, dass extra für die Libellenforscher spontan öffnete. „Wir machten Bilder dieser Libellen mit den Etiketten, um sie später auswerten zu können, und nach 10 Minuten war der „Spuk“ für den Museumsdirektor vorbei und er um ein Gruppenfoto reicher“, erzählt der Libellenkundler. In Deutschland hätte man die Libellenforscher sicherlich an die gültigen Öffnungszeiten verwiesen.

Erfolgreiche Expedition

Für die Libellenforscher war die Expedition in den Kaukasus ein voller Erfolg. In den drei Wochen konnten sie insgesamt 60 Libellenarten aufspüren. Insgesamt wurden bisher 70 Libellenarten für Georgien erwähnt, doch die exakte Artzugehörigkeit mancher Arten ist heute teilweise umstritten. Ein beliebtes Objekt der (Foto-)Begierde wurde die Dunkle Zangenlibelle (Onychogomphus assimilis). „Es war ein Ziel der Reise, diese Libellenart für Georgien wieder nachzuweisen. Und wir haben sie erstaunlicherweise sehr häufig gefunden, was schlecht für die Libelle ist – die verliert jetzt ihren Seltenheitsstatus“, sagt Bernd Kunz lachend. Das Projekt „Libellenfauna Georgien“ ist für den Libellenforscher und seine Kollegen mit der Reise noch nicht zu Ende. „Die Auswertung der Daten und die Sichtung des Bildmaterials nimmt immense Zeit in Anspruch“, erläutert der Libellenexperte. Allein Bernd Kunz hat im Kaukasus über 5.000 Libellenfotos aufgenommen. Die Forschungsergebnisse sollen in einer zirka 150 bis 200 Seiten starken wissenschaftlichen Publikation münden. Die nächste Libellenexpedition in den Kaukasus ist für 2015 anvisiert.

Text: Andreas Scholz

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