Energiepioniere zwischen Rems und Murr

Energiepioniere zwischen Rems und Murr

Der Verein Solar e.V. Weissacher Tal / Backnanger Bucht / Welzheimer Wald (Abk.: Solarverein Rems-Murr) ist ein gemeinnütziger Verein, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Das Jubiläum ist ein Grund mehr, sich mit der Arbeit des regionalen Solarvereins intensiv zu befassen.

Die Politik ist scheinbar erst in den vergangenen Jahren auf die Idee gekommen, die Energiewende auf den Weg zu bringen. Im Backnanger Raum dagegen haben sich schon vor zwanzig Jahren einige kluge Köpfe mit natürlicher Energiegewinnung beschäftigt. Deren Engagement mündete in die Gründung eines Solarvereins, der heute den Namen „Solarverein Rems-Murr“ trägt. Vereinsmitglied Silke Müller-Zimmermann – im Solarverein Rems-Murr für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig – blickt für den NATURSCHECK in die Anfangstage zurück. „Uns war klar, dass mit der gefährlichen Atomenergie Schluss sein muss und auch Kohlekraftwerke die Umwelt belasten“, erzählt sie. Ihr Mann studierte noch, entdeckte aber schon damals mit Gleichgesinnten die thermische Energiegewinnung und Solarenergie als experimentelles Betätigungsfeld. „So wie andere am Wochenende Musik gemacht oder das Auto gewaschen haben, beschäftigten wir uns Mitte der 1990er-Jahre wie selbstverständlich in der freien Zeit mit Sonnenkollektoren“, sagt Silke Müller-Zimmermann lachend. Schon in den Anfangstagen stellten die Mitglieder des Solarvereins Rems-Murr zahlreiche Module zusammen und installierten die fertigen Sonnenkollektoren auf dem Dach. „Meistens ging es da um Privathaushalte, denen wir beratend zur Seite standen“, erläutert Silke Müller-Zimmermann. Mitte der 1990er Jahre steckte die alternative Energiegewinnung – allen voran die Solarenergie – quasi noch in den Kinderschuhen. Die lokalen Heizungsbauer setzten vor knapp 20 Jahren noch stark auf konventionelle Energiequellen. „Damals flossen eben noch nicht so wie heute größere Fördergelder“, berichtet Silke Müller-Zimmermann.

Auch sei der politische Druck zur Verwendung von alternativen Energiequellen noch nicht so groß gewesen. Es verwundert daher kaum, dass der Solarverein Rems-Murr mit Hermann Scheer und Franz Alt – zwei bekannten Befürwortern der Energiewende – von Anfang an „geistig“ auf der gleichen Welle funkte. Als dann auch das Unternehmen Würth Solar anfing, die Solartechnik voranzubringen, fühlten sich die Mitgliedes des Solarvereins Rems-Murr in ihrem bisherigen Tun bestärkt. Eines der bis dato größten Solarenergie-Projekte des Solarvereins war die Anbringung von Sonnenkollektoren auf dem Gemeindehaus in Weissach. Ebenfalls für Aufsehen sorgte die Photovoltaik-Anlage auf dem Bildungshaus in Weissach. Heute sind im Weissacher Tal, in der Backnager Bucht und im Welzheimer Wald bereits mehr als 100 thermische Solar- und Photovoltaik-Anlagen in Betrieb, bei denen der Solarverein Rems-Murr mit Rat und Tat zur Seite stand. „Wir suchten für unsere Vereinsmitglieder beispielsweise die passenden Module aus, prüften auf Hausdächern die Chancen zur Installation von Sonnenkollektoren oder empfahlen lokale Elektriker und Handwerker“, betont Silke Müller-Zimmermann. Als Ansprechpartner beim energiesparenden Neu- bzw. Umbau von Häusern bau/Umbau stehen die Vereinsmitglieder ebenfalls zur Verfügung.

„Wir unterstützen Hausbesitzer auch bei der Beantragung öffentlicher Mittel“, erklärt Silke Müller-Zimmermann.

Preisverdächtiges Engagement

Der Solarverein Rems-Murr sieht sich als wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zur Energiewende im Vereinsgebiet „ Weissacher Tal-Backnanger Bucht-Welzheimer Wald“. Das Vereinsziel, die Verbreitung, Nutzung und Weiterentwicklung aller erneuerbaren Energiequellen im Vereinsgebiet zu steigern, blieb der Öffentlichkeit nicht verborgen. So wurde dem Verein für seine kontinuierliche Arbeit der Umweltpreis der Gemeinde Weissach in den Jahren 1994 und 1996 sowie im Jahr 1998 von der Stadt Backnang verliehen. Außerdem kommen der prestigeträchtige Status von Weissach als Energiekommune sowie die Gründung der Energiegenossenschaft Weissacher Tal nicht von ungefähr. Der Solarverein Rems-Murr besteht derzeit aus zirka 150 Mitgliedern, die Energiegenossenschaft Weissachter Tal kommt auf knapp 250 Mitglieder. Der Solarverein Rems-Murr finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Unkostenbeiträgen zu Veranstaltungen. „Wir sind unabhängig von Unternehmen, politischen Institutionen, Parteien und Interessengruppen“, bekräftigt Silke Müller-Zimmermann.

Alle zwei Monate treffen sich die Vereinsmitglieder zum „Energietreff“ und begrüßen zu diesem Anlass regelmäßig auch Gastredner. Auch Kommunalpolitiker sind beim Energietreff gern gesehene Gäste. Bei den Vorträgen geht es unter anderem um die Themen Solar- und Windenergie, Elektromobilität oder Gas- und Hybridtechnik. Im Mai 2014 lud der Solarverein Rems-Muss als Referenten beispielsweise Stephan Riek von der Stuttgarter Firma „ETOGAS“ ein, der die industrielle Umsetzung der neuen und umweltfreundlichen Stromspeichertechnologie „Power-to-Gas“ vorstellte. Auch Dirk Storz von der Firma Prinz&Storz trat bereits als Gastredner beim Energietreff in Erscheinung und berichtete über die Fortschritte bei der autarken Energieversorgung in Häusern. Die Firma Prinz&Storz ist an dem Projekt „Wüstenrot 2020 energieautark“ beteiligt.

Klimaschutz und Energiewende vorleben

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor!

Energieautarkheit als Ziel

Langweilig wird den Mitgliedern des Solarvereins Rems-Murr so schnell sicher nicht. Das nächste große Ziel haben sie fest vor Augen. So setzen sich die Mitglieder mit Nachdruck für den Aufbau eines Windrades im Vereinsgebiet ein. Ein geeigneter Standort wurde mit dem Murrhardter Wald inzwischen gefunden. „Wir haben Ähnliches vor wie die Bürgerinitiative „Bürgerwind Welzheim“ – ein Windrad wäre ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zur Energieautarkie im Vereinsgebiet rund um Backnang“, so Silke Müller-Zimmermann. Neben Solarenergie, Blockheizkraftwerken sei die Windenergie vor Ort eine gute Ergänzung zur Deckung des Energiebedarfs.

Bei der Realisierung der Windkraftanlage könnte das Versprechen der Bundesregierung helfen. „Wir unterstützen die Pläne der Politik zur Dezentralisierung – es macht doch keinen Sinn, die Energie auf riesigen Umwegen von der Nordsee hierher zu uns in den Süden weiterzuleiten“, bekräftigt Silke Müller-Zimmermann. Da sei ein eigenes Windrad direkt vor Ort der effizientere/kürzere Weg.

Text: Andreas Scholz
Weitere Fotos und kompletter Text lieferbar!

Weiterführende Informationen:

Website des Solarvereins Rems-Murr
www.solarweissach.de

Website der Initiative „Klimafreundlich-Konkret im Alltag CO2 einsparen“ (Klik)
www.klik-co2.de