Edle Tropfen in steiler Lage

Der Steillagenweinbau in Baden-Württemberg
Edle Tropfen in steiler Lage
Der Steillagenweinbau in Baden-Württemberg besitzt eine lange Tradition. Auch in Heilbronn-Franken werden immer noch terrassierte Steillagen bewirtschaftet. Überregional bekannt sind die Steillagen im Neckartal bei Lauffen. Weinkenner in ganz Deutschland schätzen den Lauffener „Katzenbeißer“.

Aus unserer heutigen Kulturlandschaft sind die terrassierten Steillagen mit Trockenmauern aus Sandstein oder Muschelkalk im süddeutschen Raum eigentlich nicht wegzudenken. So verfügt allein Baden-Württemberg über zirka 840 Hektar Weinbauflächen mit Trockenmauern. Mit 365 Hektar terrassierten Steillagen nimmt allein der Landkreis Ludwigsburg im Bundesgebiet die Spitzenposition ein. Mit über 106 Hektar verfügt Lauffen über die größte terrassierte Steillagenfläche in Württemberg.

Steillagen- und Rieslingriese
Die Lauffener Weingärtner eG ist nach der Fusion mit der WG Mundelsheim mit einer Rebfläche von 858 Hektar und 1174 Mitgliedern sowie einem Umsatz von 22,7 Millionen Euro die größte Einzelgenossenschaft im Weinanbaugebiet Württemberg. Lauffen ist darüber hinaus die größte Schwarzriesling-Gemeinde in Deutschland sowie der größte Erzeuger und Vermarkter von Winzersekt in Württemberg.

In den Großlagen Kirchenweinberg und Schalkstein sowie den Einzellagen Katzenbeißer, Käsberg, Mühlbächer und Rozenberg werden an der Neckarschlinge bei Lauffen vor allem die Rebsorten Schwarzriesling, Trollinger, Samtrot, Lemberger und Riesling angebaut. Steillagenweinbau wird in der Region Heilbronn-Franken außerdem vereinzelt noch im Unteren Kocher- und Jagsttal in Ingelfingen und Niedernhall bzw. Dörzbach betrieben. „Hoher Berg“ heißt beispielsweise der steile Muschelkalkhang in Ingelfingen, der sowohl kräftige als auch leichte Weine verspricht.

Lange Tradition
Die ersten terrassierten Weinbau-Steillagen in Württemberg wurden vor 800 Jahren angelegt. Dazu wurden oft Waldbereiche gerodet, Terrassen aufgeschüttet sowie Treppen und Regenrinnen errichtet. Die Steine für den Trockenmauerbau wurden mit schweren Butten aus dem Steinbruch im Tal hinauf in den steilen Weinberg „geschleppt“. Die meisten terrasierten Steillagen in Württemberg entstanden zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. Relativ neu sind dagegen die kleinen Rebterrassen im Unteren Kochertal angelegt wurden. Erst im Jahr 2006 wurden diese an sehr steilen Weinhängen zwischen Niedernhall und Weißbach errichtet. Die Rebterrassen sollen den Winzern die Arbeit im steilen Weinberg erleichtern.

Auch im Main-Tauber-Kreis bauen einige Wengerter den Wein noch in terrassierten Steillagen an. Neben einigen Steillagen im Vorbachtal ist auch die Reblage am Satzenberg bei Kloster Bronnbach im Unteren Taubertal bekannt. Seit 2009 bewirtschaftet das Weingut „Alte Grafschaft“ diese traditionsreiche Reblage. Neben Lauffen gibt es im Heilbronner Land noch weitere Steillagen . Die Gemeinde Talheim liegt beispielsweise direkt an der „Württemberger Weinstraße“ und verfügt ebenfalls über sonnenverwöhnte Steillagen.

Günstiges Makroklima
Viel Licht und eine damit einhergehende erhöhte Wärmeaufnahme sind die größten Pluspunkte für den Weinanbau in terrassierten Steillagen. Die steinigen Böden und Trockenmauern speichern tagsüber die Wärme, bevor sie diese nachts wieder abgeben. Flüsse reflektieren die Sonnenstrahlen und wirken sich günstig auf das Mikroklima aus – eine gute Voraussetzung für qualitativ hochwertigen Wein mit besonderem Charakter.

Trotz aller klimatischen Standortvorteile stellt so mancher Wengerter inzwischen den Weinanbau in den württembergischen Steillagen ein. Zu mühsam und zu teuer“, lauten die häufigsten Argumente. Manchmal findet sich aber auch kein Nachwuchs, der die Parzellen übernehmen möchte – ein gut bezahlter Job in der Industrie klingt für die Jugend oft verlockender. Neben dem Konkurrenz- und Preisdruck macht vielen „Steillagen-Wengerten“ auch der Klimawandel bzw. das immer unberechenbarere Wetter zu schaffen. Verheerend wirkte sich beispielsweise die Frostnacht vom 4. Mai 2011 im Kochertal aus. Manche Winzer vermeldeten dort bei einigen Lagen bzw. Sorten sogar einen Totalausfall.

Wetterextreme
Der Klimawandel wirkt sich auch im größten Steillagen-Weinanbaugebiet in der Region Heilbronn-Franken aus. „Wir hatten im März 2014 so wenig Niederschlag wie noch nie und am 24.
Junge Frau bei der Weinlese, Esslingen, Baden Württemberg, Deutschland
Junge Frau bei der Weinlese, Esslingen, Baden Württemberg, Deutschland
Weinberge mit Lemberger-Trauben um den Rotenberg bei Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland, Europa
März konnten wir in exponierter Terrassenlage bereits einen Austrieb feststellen, denn wir so seit 20 Jahren nicht mehr hatten“, bestätigt Ulrich Maile, Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner eG. Zu mildes und zu trockenes Wetter im Frühjahr könne für „Augenschäden“ an den Rebstöcken sorgen. Der 63-jährige Weinbaumeister hat in seinem Beruf schon viel erlebt. Einst ging er beim renommierten Weingut Gerhard Aldinger im Remstal in die Weinbaulehre und besuchte die Weinbauschule in Weinsberg.

Die Wetterextreme der vergangenen Jahre sind aber auch für ihn eine Herausforderung. Der Frühling im vergangenen Jahr war sehr kühl, der Herbst dagegen wiederum zu mild“, so Ulrich Maile. Dies führte dazu, dass die Lauffener Weingärtner im Herbst 2013 keinen Eiswein herstellen konnten. „Generell sorgt die Klimaveränderung dafür, dass die Wachstumszeit drei Wochen früher beginnt als noch vor dreißig Jahren“, erklärt Ulrich Maile. So erinnert er sich auch noch gut an den Jahrhundertsommer im Jahr 2003. „Da haben wir schon Ende August mit der Lese begonnen“, erzählt er. Die Spätfrostgefahr sei durch ein mildes und trockenes Frühjahr jedoch nie vollständig gebannt.

„Echte“ Handarbeit
Der Vorstandsvorsitzende der Lauffener Weingärtner kennt weitere potenzielle Risiken des Klimawandels. „Schädlinge wie der Heu- bzw. Sauerwurm bilden statt wie früher zwei mittlerweile drei Generationen pro Jahr aus“, berichtet Ulrich Maile. Schädlinge bekämpfen die Lauffener in den riesigen Anbauflächen mit dem Hubschrauber aus der Luft. Im terrassierten Steillagen-Weinbau steht ansonsten jedoch nicht moderne Technik, sondern immer noch körperliche Kraft sowie handwerkliches Geschick im Vordergrund. „Die Arbeit in unseren steilen Muschelkalkhängen ist nicht ungefährlich – vor allem dann, wenn es viel regnet und der Boden rutschig ist“, weiß Ulrich Maile. Dann seien stetige Nachbesserungen bei Schussrinnen und Trockenmauern im steilen Weinberg notwendig.

Nur intakte Trockenmauern stellen die profitable Bewirtschaftung im Steillagenweinbau sicher. Die Kosten zur Instandhaltung von Trockenmauern im terrassierten Weinbau sind jedoch hoch. „Die Instandhaltung von einem Quadratmeter Trockenmauer kostet in der Regel mehrere Hundert Euro“, bestätigt Eberhard „Ebbe“ Kögel, Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins Allmende Stetten.

Trockenmauerpflege
Am Museumswengert auf der Yburg im benachbarten Rems-Murr-Kreis führt die Allmende Stetten regelmäßig Trockenmauerbau-Seminare mit den schwäbischen Trockenmauer-Experten Martin Bücheler und Richard Lenz durch. „Trockenmauern nach fachmännischer Anleitung zu bauen, macht Spaß, fördert das Gemeinschaftsgefühl und erfüllt nebenbei einen ökologischen Aspekt“, betont Ebbe Kögel. Trockenmauern bieten laut Naturschützern vielen Wärme liebenden Tieren und Pflanzen wie Mauereidechse, Schlingnatter, Spinnenläufer oder Mauerpfeffer wertvolle Lebensräume.

Kulturlandschaft
Auch die Lauffener Weingärtner sehen die EU in der Pflicht, Steillagen und Trockenmauern sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Aspekten zu erhalten. „Ich habe im Moseltal an einigen Stellen mit eigenen Augen gesehen, wenn Weinberge verbuschen“, schildert Ulrich Maile. Das sei ein trauriger Anblick, der weder der Natur und dem Menschen noch der Wirtschaft nütze. „Wir sollten daher unserer Kulturverantwortung für diese wichtigen Biotope nachkommen“, fordert er. „Zumal Weinerlebnistouren durch historische Steillagen und Trockenmauern verstärkt nachgefragt werden“, ergänzt Marian Kopp, Geschäftsführer der Lauffener Weingärtner. Mit dem Kanuerlebnis „Katzenbeißer-Tour“ bieten die Lauffener ein weiteres nachhaltiges Weintourismus-Projekt an.

Vor Ort in Lauffen kann die Winzergenossenschaft auf die Unterstützung für den Steillagen-Weinbau zählen. „Unser Oberbürgermeister Klaus-Peter Waldenburger ist wein-affin“, weiß Ulrich Maile. Noch hilfreicher als das Faible für Wein dürfte die Tatsache sein, dass der preisgekrönte „Katzenbeißer“ für die Hölderlinstadt einfach das touristische und wirtschaftliche Aushängeschild ist (und bleibt).

LESEN SIE HIERZU AUCH DAS INTERVIEW MIT MARIAN KOPP (Neuer Geschäftsführer der Lauffener Weingärtner eG seit dem 1. Februar 2014):

INTERVIEW MIT MARIAN KOPP

Text: Andreas Scholz
Weitere Infos: www.katzenbeisser.de
Fotos: Bildagentur Zoonar (Beate Türk, Rainer Pfander, Franko, Walter G. Allgöwer)
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