Interessante Diskussion über Reportagen.de im Stockfotografie-Forum

10.06.2013
Einige Fotografen sind auf Reportagen.de gestoßen und haben im Forum Fragen gestellt, die ich dort auch beantwortet habe. Das war zwar jetzt nur Zufall, aber in Kürze werden wir natürlich auch gezielt Fotografen ansprechen. Daher werde ich einige der Fragen und Antworten hier veröffentlichen. Hier noch der Link zur gesamten Diskussion

http://stockfotografie-forum.de/discussion/638/wer-hat-erfahrungen-mit-reportagen-de#Item_5

www.stockfotografie-forum.de



Dies war die erste Frage:

Eher durch Zufall bin ich auf die Website von reportagen.de gestoßen (www.reportagen.de). Es handelt sich um eine Gründung von Michael Krabs, dem Betreiber von Zoonar. Ich finde die Idee, den Content auch auf Texte auszuweiten, ganz hervorragend. Dabei kommt mir entgegen, dass ich faktisch beruflich laufend Berichte verfassen muss. Ich würde gern testen, ob ich nicht vielleicht die eine oder andere Reportage verfassen kann, die sich eventuell auch vermarkten lässt. Und natürlich ist die Kombination von Text und Bildern verführerisch. Möglicherweise ein Weg, um z. B. Reisefotografie oder spezielle Themen besser vermarkten zu können. Daher nun die obligatorische Frage - hat jemand schon Erfahrungen mit reportagen. de sammeln können?

Meine Antwort darauf (hier leicht gekürzt):


Hallo Allerseits,
Das Medienprojekt Reportagen.de befindet sich derzeit noch im Aufbau.  Grundsätzlich geht es darum eine Lücke zwischen Fotografen, Journalisten und den Verlagen zu schließen. Ich habe 10 Jahre lang Features und Reportagen an Zeitschriten und Tageszeitungen verkauft. (..) Seit rund 5 Jahren arbeite ich jetzt als Geschäftsführer für Zoonar und möchte nun wieder verstärkt als Journalist tätig werden. Dies ist meine eigentlich Passion.

Worum geht es bei Reportagen.de?

Reportagen.de bietet Fotografen Hilfe bei der Vermarktung und Betextung von Fotos an. Es gibt Online bereits einige gute Beispiele zu sehen. Die Fotografin Nicole Werner beispielsweise hat Lachsfarmen in Chile fotografiert.

Link: http://h2134193.stratoserver.net/reportagen/view/432/Fotoreportage-Lachszucht-in-Chile#listing

Aufgrund der teilweise dramatischen Umweltbelastungen durch diese Massentierhaltung ist das ein spannendes Thema für viele Medien. Doch in der Bildagentur werden eher einzelne Fotos von Lachsfarmen verkauft. Das Thema an sich wird hier auch nicht aktiv vermarktet. Ganz anders bei Reportagen.de Wir bieten das Thema aktiv an, recherchieren und  fügen bei Bedarf Fotos oder Illustrationen hinzu. Wir übernehmen u.U. sogar das komplette Schreiben der Texte, da nicht jeder Fotograf zugleich ein begabter Autor ist. Journalisten und Fotografen könen hier also voneinander profitieren. Umgekehrt profitieren auch Journalisten von den Fotografen, wenn zu einem Thema noch Bilder fehlen.

Kurzum: Reportagen.de sorgt dafür, dass komplette Themen an die Medien ausgeliefert werden. Diese können aus Text, Fotos, Illustrationen und Zusatzinfos bestehen. Dies erhöht die Chancen auf eine Veröffentlichung. Zudem vermarkten wir "unsere" Themen aktiv über Newsletter, Anrufe und gedruckte farbige Themenaussendungen an die Redaktionen.

Mit der Zeit wird eine weitere Funktion hinzu kommen: Durch unseren freelancer-Adresspool aus Fotografen, Journalisten, Designern etc. aus verschiedenen Regionen und Fachbereichen, können wir als externe Redaktion Aufträge annehmen und journalistische Inhalte produzieren. Die Aufträge sollen dann an die jeweiligen Lieferanten von Reportagen.de vergeben werden. So haben wir gerade beispielsweise eine erste Serie zum Thema "Europas Tierparadiese" für eine norddeutsche Tageszeitung produziert. Dier Fotos dazu stammen von verschiedenen Fotografen. (Mehr dazu in unserem Blog, wenn die Serie startet). 

Die Idee für Reportagen.de ist sicher gut und aus meiner früheren Tätigkeit mit TBKmedia weiß ich, dass dieses Prinzip auch funktioniert. Jedoch weiß ich durch meine Erfahrungen mit Zoonar auch, dass es oft 2-3 Jahre dauert, bis sich ein neues Portal etabliert hat. Für ungeduldige Seelen ist die Zusammenarbeit zu diesen Zeitpunkt daher sicherlich nicht zu empfehlen. Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen über die Einnahmen von Zoonar in den ersten Jahren. Darauf habe ich bei Reportage.de keine Lust, da ich dieses Projekt auch alleine durchführe und privat finanziert habe.

Ich freue mich über jeden neuen Lieferanten egal ob Journalist oder Fotograf, aber Sie sollten Geduld mitbringen, denn es wird kaum schnelle Verkäufe geben. Dafür bieten wir aber auch die Chance auf eine gänzliche neue Form der Selbstdarstellung im Internet (jeder Lieferant hat seinen Bereich, Sie sehen dies Links unter den Kategorien) und wir verlinken auch gerne auf Ihre Webseiten. Auf diese Weise können Sie evtl. auch Aufträge erhalten. Jedenfalls kann die Teilnahme nicht schaden, Sie können nichts verlieren.

Wir berichten regelmäßig in unserem Blog und auf Facebook über das Projekt. Für Fragen stehe ich unter info@reportagen.de zur Vefügung.

Blog:
http://www.reportagen.de/blog

Facebook:
https://www.facebook.com/pages/Reportagende/269949723071017?ref=hl


Die zweite Frage lautete:

vielen Dank, dass Sie sich persönlich hier geäußert haben! Das kennen und schätzen einige der hier versammelten Bildautoren ja von - und an Ihnen. Wie ich einleitend schrieb, finde ich Ihre Idee ganz hervorragend. In der Zwischenzeit habe ich Ihre Einleitung, die Faq und die AGB von reportagen.de gelesen. Mir war auf den ersten Blick nicht sofort klar, dass reportagen.de noch so "frisch" ist. Nehmen Sie das bitte als Kompliment - das sieht schon alles sehr professionell aus und content ist ja auch schon da - ich habe mit Vergnügen einige Reportagen gelesen und bedauert, dass die Texte (sinnvollerweise) nicht vollständig wiedergegeben werden. Ich finde es absolut plausibel, dass eine solches Vorhaben nicht sofort Umsätze generiert und die Prognose 2 bis 3 Jahre scheint mir schon fast sportlich. Natürlich ist d das Problem - veralten reportagen nicht in einem solchen Zeitraum unter Umständen komplett? Was ist davon in 3 Jahren noch lesenswert?
Nun noch eine Bitte um Beantwortung weiterer verschiedener Fragen: Inhalte müssen ja derzeit per Post eingesendet werden, wenn ich richtig gelesen habe. Ist geplant, hier in Zukunft ein elegantere Lösung zu finden? Ist eigentlich die Verwendung von Bildmaterial im Zusammenhang mit einer thematischen Abhandlung/Reportage eine redaktionelle Verwendung? Welche rechtlichen Fallstricke gibt es?

Auch dazu möchte ich meine Antwort in leicht gekürzter Fassung wiedergeben:


ob Texte ganz angezeigt werden oder nur teilweise entscheidet jeder Autor für sich persönlich. Es sei denn, die Texte wurden noch gar nicht ganz zu Ende geschrieben. Um ein Thema vorzustellen, reicht es ja auch aus, wenn man ein Intro schreibt. Kommt dann der Auftrag stellen wir das Thema fertig. Dies macht auch Sinn, da ja jedes Medium andere Texte verlangt, je nach Zielgruppe oder Stil des Magazins oder der Webseite. Außerdem ist die Recherche oft zeitaufwendig, das machen wir natürlich nur ungern umsonst.

Reportagen.de eignet sich aber auch gut für Zweitverwendungen, die dann meist komplett vorliegen.

Wenn ein Text komplett vorliegt, dann können wir diesen auch komplett anzeigen. Abschreiben wird dann zwar einfacher, aber oft fliegt so etwas auf. Ich habe schon sehr hohe Honorare bei sehr verschiedenen Medien nachfordern können, da einfach abgeschrieben wurde.  Im Internetzeitalter kann man solche Plagiate oft aufspüren und abmahnen.

Nun aber zu Ihren Fragen: 2-3 Jahre ist durchaus möglich. Ich erwarte nicht, dass die ganzen Redaktionen zu uns kommen. Das Geschäft lief schon immer so, dass man den Redaktionen gezielte Themenangebote unterbreitet und diese bei Interesse dann "zur unverbindlichen Ansicht" erstellt. Das Online-Agebot ist ein Zusatz für Webmaster, Blogger und Redaktionen die gerne im Internet stöbern. Die meisten haben dafür aber im täglichen Geschäft keine Zeit, also werden wir die Themen zu Ihnen bringen. Leider leidet der gesamte Printsektor derzeit. Das ist für Reportagen.de aber auch eine Chance. Die Verlage müssen Geld sparen und wenn man kompletten Content einkauft, spart man in der Regel Zeit und Geld. Außerdem übernehmen wir auch regelmäßige inhaltliche Lieferungen und sogar das Layout, wenn gewünscht. Bis sich diese Angebite etabliert haben, kann es aber tatsächlich länger dauern.

Die Haltbarkeit von Reportagen ist sehr verschieden. Unter meinen Themen werden Sie etliche finden in denen noch von Deutscher Mark die Rede ist. Das ist auch nicht weiter schlimm. Denn die meisten Themen sind zeitlos. Und ich muss diese sowieso neu anpassen, sobald eine Bestellung vorliegt. Dass die Daten auf dem neuesten Stand sind können die Kunden erwarten, wir überprüfen Daten daher vor einer Auslieferung immer. Es gibt durchaus Themen, die man 10-20 Jahre anbieten kann. Andere veralten evtl. schneller. Aber wir wollen die Themenangebote nicht nur ins Netz stellen, sondern eben auch aktiv vermarkten und hoffen schon, dass es auch mal schnell gehen wird. Die Themen zum Libanon beispielsweise kann man nur 1-2 Jahre anbieten, dann muss man wieder neu hinreisen. Hier muss es also etwas schneller gehen. Den Adress-Verteiler aufzubauen wird jedoch Zeit in Anspruch nehmen, auch wenn wir uns Adressen von professionellen Anbietern zukaufen werden.

Eine Einsendung per Post ist nicht zwingend nötig. Es kommt auf die Menge an. Sie können auch E-Mail, Dropbox oder Download-Links verwenden. Das geht alles. Elegantere Lösungen sind möglich, aber extrem teuer. Das kann ich alleine kaum finanzieren. Vielleicht suche ich einen Investor oder betreibe Crowddsourcing, mal sehen.... Da geht jedenfalls noch einiges. Auch APP-Lösungen für IPad und Handys sind interessant. Es gibt viele Ideen.

Es handelt sich bei Reportagen in der Regel um journalistische Verwendungen (Ausnahme PR-Artikel oder Werbebroschüren). Wir wollen aber kein Risiko eingehen. Ich werde dies von Fall zu Fall entscheiden und dann den Lieferanten natürlich mitteilen. Ansonsten sehe ich wenige Fallstricke.

Hier übrigens noch unser Honorarsystem:

Wer komplette Reportagen liefert (Fotos und Text) erhält 70% des Gesamthonorares
Wer alle Fotos liefert erhält 70% des Bildhonorares
Wer einen kompletten Text liefert erhält 70% des Texthonorares
Wenn wir den Text schreiben oder deutlich bearbeiten wird 50/50 geteilt.

Für Fotografen ist die 50/50 Regel sicher interessant. Diese bedeutet, dass Sie keine Texte schreiben müssen. Sie liefern Fotos und Infos. Die Infos sind aber wichtig. Hierbei geht es auch um persönliche Erlebnisse, Eindrücke usw. Also nicht nur die Dinge, die in Wikipedia stehen, sondern was Sie persönlich vor Ort gesehen oder erlebt haben. Das ist oft das Salz in der Suppe.

Die Diskussion kann gerne fortgesetzt werden.

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