Auch das gibt es noch: Unsere Pressereise in die Ardèche und nach Chamonix

12.03.2015

Auch das gibt es noch: Unsere Pressereise in die Ardèche und nach Chamonix


Es ist schon ein halbes Jahr her, aber noch immer sehr präsent in unseren Erinnerungen und in der täglichen Arbeit. In Zusammenarbeit mit einem französischen Fremdenverkehrsverband konnten Reportagen.de Autor Michael Krabs und Fotograf Dirk Fellenberg im Herbst 2014 für eine Woche in die Ardéche-Region nach Frankreich reisen. Ziel war es, in kurzer Zeit möglichst viele Reportagen zu produzieren.

Copyright: Dirk FellenbergPressereisen für freie Journalisten sind selten und kompliziert geworden. Für alle Beteiligten stellen solche Unternehmungen ein hohes Risiko dar. Von daher war diese Reise auch unter dem Aspekt „Was ist heutzutage noch möglich“ für uns sehr spannend.

Die Fremdenverkehrs- und Tourismusverbände müssen eine Menge Geld ausgeben mit oft unsicherem Ausgang. Im Gegensatz zu den fest angestellten Kollegen, können wir Freelancer nicht garantieren, dass es anschließend entsprechende Veröffentlichungen geben wird. Für uns „Freie“ ist die Reise ebenfalls riskant. Wir investieren eine Menge Zeit und Geld und wissen ebenfalls nicht, wie viele Artikel daraus am Ende resultieren und ob diese überhaupt nachgefragt werden. Natürlich versucht man vorher bei den Redaktionen etwas vorzufühlen, aber Garantien gibt es meist keine. Und das Angebot im Bereich der Reisereportagen übersteigt derzeit die Nachfrage bei weitem. Ein Käufermarkt eben. Mit all den bekannten negativen Nebenwirkungen.

Copyright: Dirk FellenbergPressereisen werden in der Regel nicht komplett finanziert, sonst haftet ihnen schnell der Verdacht einer Bestechlichkeit an. Also mussten wir einen Teil der Kosten privat übernehmen.

Das Interessante an einer solchen Reise ist jedoch, dass man selbst in der meist komplett verplanten Zeit auf neue Themenideen stößt, die nicht geplant waren. Bei uns waren das Artikel über die futuristische Bergstation „Aguille du Midi“, über die dramatische Gletscherschmelze in den Alpen und über die erstaunliche Bedeutung der Kastanien in der Ardèche. Drei zusätzliche Themen also, die wir "at home" nicht angegangen wären. Für die Investoren kann dies zusätzliche mediale Präsenz bedeuten. Diesen Effekt hat man natürlich eher bei freien Journalisten die stets auf der Suche nach Themen für verschiedenste Medien sind.

Insgesamt sollen jetzt fünf Reportagen aus der Reise entstehen. Das klingt gut, garantiert aber noch lange nicht, dass sich eine solche Unternehmung auszahlt. Zuerst müssen alle fünf Themen auch tatsächlich verkauft, sprich veröffentlicht, werden. Und da wir nicht nur für die großen Bouvelard-Magazine, sondern auch für auflagenschwache Medien, beispielsweise Kinderzeitschriften produzieren, sind auch die Honorare nicht immer königlich.

Copyright: Dirk FellenbergDas Ganze ist organisatorisch nicht einfach. Zu hause angekommen, warteten zum Glück erst einmal aktuelle Aufträge. Schnell ist man wieder im Alltagstrott. Als Resultat sind wir immer noch dabei, die Themen zu produzieren. Zwei Texte sind fertig, einer ist gerade in Arbeit. Man kann solche Reisen daher aus Gründen des Zeitmanagements nicht allzu zu häufig machen oder man schreibt gleich vor Ort am Abends die Texte. Dafür war ich nach mehreren Stunden wandern, klettern und herumfahren jedoch meist viel zu erschöpft. Sicher könnte man sich das als „reisender Profi“ noch antrainieren und effizienter Arbeiten. Aber wer ist das schon.


Was neben einigen neuen Themen im Portfolio bleibt, sind unvergessliche Eindrücke. Dieser Effekt wird unterschätzt. Als Journalist werde ich auch in zehn Jahren noch ein Auge auf diese Region werfen, einfach weil sie mich jetzt interessiert, weil ich Vorkenntnisse habe und mich dort schon etwas auskenne. Fotos liegen auch vor, so dass ich bei Bedarf schnell liefern und produzieren kann. Themen wie Gletscher, Kastanien oder die Ardèche an sich, sind zudem relativ zeitlos. Es ist also durchaus möglich, dass ich medial immer wieder auf diese Region zu sprechen komme. Man kann das schwer monetarisieren, aber ich glaube, dass sich die Investition daher langfristig auch für diejenigen auszahlen wird, die unsere Reise unterstützt haben. 

Am Ende bleibt die Trauer darüber, dass es den Beruf des „reisenden Reporters“ kaum noch gibt. Welch ein Traum wäre es, monatelang zu Reisen und daraus tolle Reportagen zu produzieren! Noch dazu im Team mit sinnvoller Arbeitsteilung zwischen Optik und Text. Weder die Medienlandschaft noch die Honorare geben dies heute noch häufig her. Kollegen, die davon noch leben können, sind in der Regel schon sehr lange dabei und haben ein großes Bestandarchiv aufgebaut oder sie haben keine Familie oder extrem gute Kontakte oder sie sind festangestellt. Oder aus den ganzen „oders“ wird jeweils ein „und“. Dann könnte es klappen.

Copyright: Dirk FellenbergFür uns trifft das nicht zu. Wir wollen trotzdem versuchen auch im Jahr 2015 wieder eine Pressereise zu machen. Tourismus-Manager, die eine exklusive Berichterstattung suchen, können sich daher gerne an uns wenden. Vielleicht kommen wir dann mit Laptop und Kamera angereist: info@reportagen.de

Alle Fotos von Dirk Fellenberg, Hamburg.
Text: Michael Krabs
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